Henry - Portrait of a Serial Killer

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Henry - Portrait of a Serial Killer

John McNaughton, der 1998 mit "Wild Things" für Furore sorgte, erschuf mit Henry schon 12 Jahre zuvor ein richtiges kleines Miststück, über das äußerst kontrovers diskutiert wurde. Diese Kontroversen waren auch mit ein Grund warum der Film erst 4 Jahre nach seiner Entstehung veröffentlicht wurde.
Amerika hasste zu diesem Zeitpunkt das Vorbild für diesen Streifen: Henry Lee Lucas, einer der schlimmsten Serienkiller in der Geschichte der Staaten. Problematisch war zum Einen das alles noch viel zu frisch war, um auf die Öffentlichkeit losgelassen zu werden und zum anderen Henry selbst. Er gestand unzählige Morde, die er wiederrief und wieder gestand. Dabei kam die Polizei aber viel später zu den Erkenntnissen das sie viele Fälle zu früh zu den Akten legten und aufgrund seiner Geständnisse einige Killer immer noch auf freiem Fuß waren, weil man die Morde eben dadurch nicht weiter verfolgte. 90 Tötungen konnten ihm nachgewiesen werden, bei weiteren 108 war eine Tatbeteiligung höchstwahrscheinlich. Nach seinen Angaben sollen es ca. 500 gewesen sein. Seinen ersten beging er mit 15, das zweite Opfer war seine Mutter.

Der Film selbst porträtierte Henry. Es ist kein gewöhnlicher Thriller der mit Spannung und Polizeiarbeit glänzt. Es wird eher ein Ausschnitt aus seinem Leben gezeigt, das aber nicht zu 100% der Wirklichkeit entspricht. Er wirkt wie ein völlig normaler Mensch der keineswegs richtig unsymphatisch ist. Etwas schüchtern und emotional unerfahren wirkt er, aber keineswegs wie ein besessener Killer der einem Zwang unterliegt. Er betreibt sein mörderisches Spiel eher wie eine Art Hobby. Bei seinen Opfern sieht man weder eine immer wiederkehrende Klientel, noch eine Art der Vergangenheitsbewältigung. Er tötet weil es ihm Spaß macht und wechselt ständig das Mordwerkzeug. Das dies für ihn eine Normalität ist, zeigt der Film schon in den ersten Minuten wenn er zwischen gewöhnlichen Aktivitäten und den hinterlassenen Leichen hin und her schaltet. Mit seinem Kumpan Otis teilt er sich eine Wohnung in die später noch Becky einzieht, die wie die anderen beiden ebenfalls vom Leben gepeinigt wurde. Mit Otis hat er relativ schnell einen Mitstreiter gefunden um sein Hobby auszuleben. Hier weicht der Film von der Realität ab, da Otis bereits ein Massenmörder war als er ihn kennenlernte. Die Hintergrundgeschichte zu Henry und seiner Mutter stimmte dagegen bzw. sie war noch perverser als im Film.
Zusammen gehen sie abends auf Streifzug, suchen sich Opfer aus und bringen sie um. Dabei filmen sie alles mit der Videokamera und sehen sich ihre Taten hinterher nochmal wie einen Film an. Dieses sind auch die heftigsten Sequenzen da der Zuschauer mit beiden zusammen, auf der Couch sitzt und den Geschehnissen im TV folgt.

Der Film ist völlig verstörend, kalt und rücksichtslos. Er weicht von allen Konventionen ab und ist wenn überhaupt mit "Maniac" von William Lustig zu vergleichen. Dadurch das es nicht darum geht ob die Täter gefasst werden, sondern man ihnen nur beiwohnt, hinterläßt er ein absolut ungutes Gefühl in der Magengegend. Hinzu kommt das unglaubliche Spiel von Michael Rooker, den ich in jedem anderen Film sofort mit dieser Rolle in Verbindung brachte. Er spielt ihn nicht, er ist Henry. Wenn man wenigstens ein Mordmotiv oder dem Zuseher irgendeine psychische Krankheit zum Verständnis geliefert hätte, wäre das wahrscheinlich erträglicher geworden. Somit wird man zum fassungslosen Voyeur der händeringend nach einer Erklärung sucht.
Für mich ist dieses Juwel ein kleines Meisterwerk, aber keineswegs eine Empfehlung wert. Man kann auch nicht sagen das man sich gut unterhalten gefühlt hat, denn das hat man nicht. Er ist uangenehm und preßt einen in eine immer ungemütlicher werdende Couch. Wer sich gerne mit der Serienkillerthematik beschäftigt, aber keinen spannenden Psychothriller erwartet, sollte sich mit Henry unbedingt mal auseinandersetzen.
 

MiriQ

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Oh mann, das klingt nach einem von diesen Filmen, dessen Geschichte einen fesselt, wo man aber seinen Augen nicht trauen möchte, am liebsten wegsehen will und man so ein richtig schlechtes Gefühl beim Gucken bekommt. So nach dem Motto "der Film war ein Erlebnis, ein unangenehmes und den will ich nie wieder sehen"
So ging es mir bei "8mm" und noch mehr bei "Boys don't cry"
Michael Rooker kann ich mir in der Rolle total gut vorstellen. Der Mann hat so was Brutales, Eiskaltes, irgendwie Irres an sich.
Ich hab mal nen Trailer gesehen und mir damals schon gedacht, dass das in die Richtung geht - ein Film, der ein mieses mieses Gefühl hinterlässt.
 

deadlyfriend

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Oh mann, das klingt nach einem von diesen Filmen, dessen Geschichte einen fesselt, wo man aber seinen Augen nicht trauen möchte, am liebsten wegsehen will und man so ein richtig schlechtes Gefühl beim Gucken bekommt.

Erstmal schön das sich dann doch jemand das Ganze durchgelesen hat:D

So nach dem Motto "der Film war ein Erlebnis, ein unangenehmes und den will ich nie wieder sehen"

Theoretisch ja, aber ich schau ihn mir des Öfteren an. Warum kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht weil ich Henry als Person einfach nicht lesen kann. Etwas was ich in meinem Umfeld auch gerne mache und meistens richtig liege. In Filmen auch, wobei man da ja eher die Einfälle des Drehbuchautors oder des Regisseurs herausliest. Bei Henry finde ich einfach nichts und kann ihn nicht ergründen.

So ging es mir bei "8mm" und noch mehr bei "Boys don't cry"

Bei 8mm hat man durch Nicolas Cage aber wenigstens ein emotionales Ventil. Wenn dann gegen Ende noch Aphex Twin mit "Come to daddy" läuft noch ein weiteres. Henry liefert keins, er läßt einen mit dem Gesehenen völlig alleine.
"Boys don`t cry" habe ich nicht gesehen. Irgendwie hatte ich im Vorfeld das Gefühl das der sehr konstruiert ist und mir meine Emotionen diktieren will, was ich als etwas typisch Amerikanisches ansehe. Etwas was ich nicht mag. Aber vielleicht gebe ich ihm jetzt eine Chance.

Michael Rooker kann ich mir in der Rolle total gut vorstellen. Der Mann hat so was Brutales, Eiskaltes, irgendwie Irres an sich.
Ich hab mal nen Trailer gesehen und mir damals schon gedacht, dass das in die Richtung geht - ein Film, der ein mieses mieses Gefühl hinterlässt.

Rooker ist in dem Film einfach nur genial. Ein für mich völlig unterbewerteter Schauspieler. Diese Rolle von ihm macht mich persönlich einfach wahnsinnig, weil sie nicht greifbar ist. Das Ende ist so ruhig erzählt und so schrecklich, ohne etwas zu zeigen. Alles spielt sich im Kopf ab. Dabei seine eigene Ruhe, seine Normalität, seine Kaltblütigkeit.
Es muß aber halt für mich auch nicht immer Popcorn sein, mit knallbunten quietschenden farben und toller Stimmung. Das sind meistens nämlich die Filme die ich nach kürzester Zeit vergessen habe. Henry hingegen hat sich nach der ersten Sichtung vor Jahren in mein Hirn gebrannt. Dabei fand ich ihn damals gar nicht mal so gut, weil ich einen Thriller sehen wollte und erwartet habe. Er ging mir aber trotzdem nicht aus dem Kopf, weshalb ich ihn Jahre später nochmal ansah. Seitdem hat er mich auch nicht mehr losgelassen.
 

MiriQ

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Theoretisch ja, aber ich schau ihn mir des Öfteren an. Warum kann ich gar nicht genau sagen. Vielleicht weil ich Henry als Person einfach nicht lesen kann. Etwas was ich in meinem Umfeld auch gerne mache und meistens richtig liege. In Filmen auch, wobei man da ja eher die Einfälle des Drehbuchautors oder des Regisseurs herausliest. Bei Henry finde ich einfach nichts und kann ihn nicht ergründen.

Das klingt ja mal interessant. Sowas mach ich nämlich auch gerne. Ein Thema, über das ich mich ewig austauschen könnte: warum sind Menschen, wie sie sind und warum tun sie Dinge oder warum tun sie sie nicht, was treibt sie an und welche dunklen Seiten haben sie.

"Boys don`t cry" habe ich nicht gesehen. Irgendwie hatte ich im Vorfeld das Gefühl das der sehr konstruiert ist und mir meine Emotionen diktieren will, was ich als etwas typisch Amerikanisches ansehe. Etwas was ich nicht mag. Aber vielleicht gebe ich ihm jetzt eine Chance.

Über den bin ich mal gestolpert nachts im TV. Der hat mich richtig fertig gemacht. Ich kam mir irgendwie ganz komisch vor und konnte nicht schlafen. Das war ein Gefühl, als hätte man mir was angetan...das tut mir richtig im Herzen weh. Man sagt mir öfter, ich solle mich da nicht so sehr rein denken, aber das kann ich nicht abstellen. Ich will es auch gar nicht - so nehme ich Dinge eben wahr bevor mein Verstand sie seziert.

Rooker ist in dem Film einfach nur genial. Ein für mich völlig unterbewerteter Schauspieler. Diese Rolle von ihm macht mich persönlich einfach wahnsinnig, weil sie nicht greifbar ist. Das Ende ist so ruhig erzählt und so schrecklich, ohne etwas zu zeigen. Alles spielt sich im Kopf ab. Dabei seine eigene Ruhe, seine Normalität, seine Kaltblütigkeit.
Es muß aber halt für mich auch nicht immer Popcorn sein, mit knallbunten quietschenden farben und toller Stimmung. Das sind meistens nämlich die Filme die ich nach kürzester Zeit vergessen habe. Henry hingegen hat sich nach der ersten Sichtung vor Jahren in mein Hirn gebrannt. Dabei fand ich ihn damals gar nicht mal so gut, weil ich einen Thriller sehen wollte und erwartet habe. Er ging mir aber trotzdem nicht aus dem Kopf, weshalb ich ihn Jahre später nochmal ansah. Seitdem hat er mich auch nicht mehr losgelassen.

Ja, eigenartigerweise sind das immer ganz besondere Filme, die sich so in deinen Kopf fressen. Man würde sie nicht als tollen Film bezeichnen, aber sie machen etwas mit dir, irgendwas. Dein Verstand sagt "tu dir das nicht an" aber dein Unterbewusstsein sagt was anderes. Eine Art Faszination?
 

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Das klingt ja mal interessant. Sowas mach ich nämlich auch gerne. Ein Thema, über das ich mich ewig austauschen könnte: warum sind Menschen, wie sie sind und warum tun sie Dinge oder warum tun sie sie nicht, was treibt sie an und welche dunklen Seiten haben sie.

Ja genau. In dieser Art betreibe ich das auch manchmal. Vor allem verschiedene Züge im Voraus zu berechnen. Wie im Schach, aber Schach ist nicht das Leben;)

Mal sehen ob du weißt woher der Satz kommt. Da du nach Front ja etwas dunkler geworden bist sehe ich da Chancen:D


Über den bin ich mal gestolpert nachts im TV. Der hat mich richtig fertig gemacht. Ich kam mir irgendwie ganz komisch vor und konnte nicht schlafen. Das war ein Gefühl, als hätte man mir was angetan...das tut mir richtig im Herzen weh.


Ich werde ihn dann wohl doch bald mal antesten;)

Man sagt mir öfter, ich solle mich da nicht so sehr rein denken, aber das kann ich nicht abstellen. Ich will es auch gar nicht - so nehme ich Dinge eben wahr bevor mein Verstand sie seziert.

Das darf man auch gar nicht abstellen. So funktioniert es eben richtig. Wer das nicht kann, verpaßt was. Ich will diese emotionalen Tiefschläge spüren. Henry hat mir ein paar davon hinterlassen.



Ja, eigenartigerweise sind das immer ganz besondere Filme, die sich so in deinen Kopf fressen. Man würde sie nicht als tollen Film bezeichnen, aber sie machen etwas mit dir, irgendwas. Dein Verstand sagt "tu dir das nicht an" aber dein Unterbewusstsein sagt was anderes. Eine Art Faszination?

Auf jeden Fall Faszination. Einmal auf künstlerischer und einmal auf emotionaler Ebene. Ich habe vor einem Regisseur der Filme wie Henry erschafft, mehr Respekt als vor einem Blockbuster Filmemacher der die angesagten Zutaten einbaut und das Publikum auf mental äußerst flacher Ebene bedient. Ich mag auch gerne Feierabendfilme, aber ich möchte auch manchmal an etwas großem Teil haben.
 

MiriQ

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Emotionale Tiefschläge - ja so kann man das nennen.
Und Du hast natürlich recht: so einen Film hinzukriegen ist ungleich schwieriger als mit den immer gleichen Zutaten das Übliche zusammenzubrauen.
Das ist ein ganz anderer Anspruch. Das sind Filme, bei denen es nicht reicht, sie gesehen zu haben. Man muss sie erleben und danach noch darüber nachdenken, um sie ganz erfassen und begreifen zu können.
Ich hab z. B. ewig über "The fountain" nachgegrübelt (und das hat mir mehr gebracht als der Film selbst). Oder "Dogville" - der hat mir auch jede Menge zum Nachdenken geliefert.

Schach ist nicht das Leben - es kam mir sehr bekannt vor, aber am Ende musste ich nachsehen, um auf Goethes Erben zu kommen. Ist nicht so meine Richtung, außer Sitz der Gnade, das Teil ist gut, aber da hat mir das Original ja schon gut gefallen.
 

Willy Wonka

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Henry - Portrait of a Serial Killer

Auch wenn im Untertitel des Films von einem Portrait eines Serienkillers gesprochen wird, behandelt der Film eigentlich ein unterschiedliches Trio, welche alle außerhalb der Gesellschaft stehen. Da der Fokus des gesamten Films nur auf diese drei Protagonisten gerichtet ist, möchte ich sie kurz genauer vorstellen, um anhand der Charaktere den Film besser deuten zu können.


Die Unwissende (gespielt von Tracy Arnold)

Becky ist die Schwester von Otis und wurde in ihrer Kindheit misshandelt, wodurch sie bis heute noch ein nicht verarbeitetes Trauma hat. Lange Zeit hat sie sich ihr Geld mit dem exotischem Tanz verdient. Sie ist höflich, gutgläubig und auch ein wenig naiv. Sie erfährt nur sehr spät (und indirekt) von den Morden. Im Film hat sie die Funktion des Sympathieträgers für den Zuschauer.

Der Emotions- und Triebgesteuerte (gespielt von Tom Towles)

Otis war im Gefängnis, in dem er auch Henry kennen gelernt hat. Er führt ein heruntergekommenes Leben und wohnt mit Henry zusammen. Im Vordergrund seines primitiven Daseins steht die Maximierung von Lust. Er ist dumm, ekelhaft und abschreckend in seinem Verhalten und für ihn ist das Morden lustig und bereitet ihm Spaß. Sein Charakter ist die Antithese zu seiner Schwester.

Der rational boshafte Mensch (gespielt von Michael Rooker)

Im Zentrum des Geschehens steht Henry. Auch er führt ein nichtiges Leben und tritt von Anfang an als der Killer auf. Somit ist sein Charakter eigentlich vorbelastet, aber im weiteren Verlauf verwandelt sich Henry zu einem sehr ambivalentem Charakter. Er ist Einzelgänger, besitzt eine gleichgültige Auffassung gegenüber das Töten und strahlt eine diabolische Ruhe aus. Dennoch tritt er auch als Beschützer von Becky in Erscheinung. Er besitzt also scheinbar Prinzipien. Sein Charakter hat viele Verbindungen zu Becky (beide litten unter ihren Eltern) und ist zwischen den beiden Polen (Becky und Otis) anzusiedeln.


Durch die Charaktere wird deutlich, wie die Atmosphäre des Films gestaltet ist. Wir befinden uns in einer tristen und desillusionierten Welt. Die Opfer sind namenlos und für den Zuschauer nicht greifbar. Der Fokus des Films ist nur auf die Verbrecher gerichtet und eine Ordnungsgewalt wird nicht aufgezeigt.
Dieses pessimistische Bild wird intensiviert durch die Optik einer billigen Videokamera (keine Wackelkamera!), welche für diese Art von Filmen schon als typisch angesehen werden kann. Der Schmutz in den Straßen und in der Wohnung wird fühlbar und auch die restlichen Kulissen unterstreichen das Bild einer dreckigen Welt. Mich würde es nicht wundern, wenn Rob Zombie sich von diesem Film inspirieren lassen hat.
Doch die Intention des Films wurde von Zombie wohl nicht internalisiert, denn der Regisseur John McNaughton deutet viele Taten nur an und wichtige Szenen sind vom magischen Realismus gekennzeichnet. Zu Beginn sieht der Zuschauer nicht einen Mord, sondern immer nur die ermordeten Opfer und anhand der Tonspur erfährt der Zuschauer was und wie es vorgefallen ist. Auf diese Weise sind der Fantasie des Zuschauers keine Grenzen gesetzt. Dass die eigene Fantasie manchmal grausamer sein kann als die direkten und detaillierten Veranschaulichungen der Tötungen in Horrorfilmen oder Thrillern, ist den meisten heutigen Regisseuren nicht mehr bewusst. Auch allein mit der visuellen Ebene schildert der Film Tatsachen ohne Dialog oder Beihilfe anderen Elementen der Filmsprache wie zum Beispiel mithilfe des Gitarrenkoffers im Film. Die musikalische Begleitung ist für diesen Stil eigentlich viel zu reißerisch, erfüllt aber dennoch ihren Zweck. Die musikalischen Einsätze sind im Film eindeutig primitiver Natur, da sie die Szenen eindeutig bewerten. Die Musik beschreibt/unterstreicht entweder die Spannung, den Wahnsinn oder die Trauer oder Bewältigung von Erinnerungen und versucht reißerisch zu emotionalisieren. Dieses passt nicht zum anfänglichen Stil des Films.
Im späteren Verlauf des Films werden die Morde deutlicher präsentiert und wirken teils wie aus einem beliebigen Slasher. So entsteht der Eindruck, dass die Gewalteinlagen zu einem Selbstzweck verkommen und nicht mehr einer höheren Ebene dienen. Auch wenn die präziseren Darstellungen die Sinnlosigkeit des Mordens hervorheben und vor allem für die Charakterbeschreibung des Otis sehr wichtig sind, wäre eine rudimentäre Darstellung der Gewaltakte noch intensiver ausgefallen. Das der Film sich in in der Darstellung des Mordens steigern muss, ist für mich logisch und nachvollziehbar, denn sonst hätte sich die Stimmung des Films nicht entwickelt. Dennoch hätte die Ebene der Andeutung zwischenzeitlich nicht wegfallen müssen, sondern hätte dem Film auf supplementäre Weise dienlich sein können.
 

Willy Wonka

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Die Fortsetzung wird vermutlich qualitativ nicht mehr so überzeugen können, oder? Vielleicht schaffe ich es den Film in den nächsten Tagen zu gucken.
 

crizzero

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Mein Gott, was für ein hochinteressanter Thread! Entdecke den jetzt erst. Alleine das Gespräch zwischen Miri und deadly ist unheimlich lesenswert... dann jetzt noch Willys Kritik. Hui, einige Dinge in diesem Forum gehen komischerweise an mir vorbei, weil sie offensichtlich keinen sonderlich ansprechenden Threadtitel haben. :gaga:

Was den Film angeht, bin ich eigentlich neugierig geworden, auch wenn ich erahne, dass ich das gar nicht sehen will.
 

deadlyfriend

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

In der Tat eine hervorragende Kritik, Willy! Allerdings konnte ich schlußendlich nicht herauslesen wie du ihn fandest.

Falls Schrottfilmer Zombie den wirklich als Vorbild genommen haben sollte, ist das allerdings komplett schief gelaufen;)

Was für ein Gefühl hattest du bei dem Film? Ich fühle mich danach immer irgendwie leer. Besonders gespannt bin ich ob er bei dir eine ähnliche Wirkung über die Jahre entwickelt. Ob du ihn recht bald vergessen hast, oder ob du dich an ihn erinnern wirst. Das zu erfahren wird spannend, aber da muss ich wohl viel Geduld mitbringen:)
Vielleicht können wir uns ja darüber unterhalten wenn wir beide unsere Ungesehenen auf Null gebracht haben.:D
 

Willy Wonka

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

In der Tat eine hervorragende Kritik, Willy! Allerdings konnte ich schlußendlich nicht herauslesen wie du ihn fandest.

Das liegt daran, dass ich es selbst noch nicht genau weiß.

Falls Schrottfilmer Zombie den wirklich als Vorbild genommen haben sollte, ist das allerdings komplett schief gelaufen;)

So habe ich es auch geschrieben. Einzig die Ausstattung ist ähnlich und beide Filme besitzen auf unterschiedliche Weise diese sogenannten „White-Trash"-Elemente.

Was für ein Gefühl hattest du bei dem Film? Ich fühle mich danach immer irgendwie leer. Besonders gespannt bin ich ob er bei dir eine ähnliche Wirkung über die Jahre entwickelt. Ob du ihn recht bald vergessen hast, oder ob du dich an ihn erinnern wirst. Das zu erfahren wird spannend, aber da muss ich wohl viel Geduld mitbringen:)

Also noch habe ich den Film gut in Erinnerung (;)). Für mich gehört der Film zu der Sorte Film, wo der Zuschauer wirklich nur ein stiller Beobachter ist. Ich habe Einblick bekommen in eine mir fremde Welt. Dieser Einblick dauerte knapp 90 Minuten und danach war ich wieder in meiner realen Welt. Jetzt ist die Frage interessant wie weit hat mich dieser Einblick verändert. Welche Gefühle wurden hervorgehoben, Meinungen und Empfindungen durch die Wirkung des Films verändert. Im Fall von „Henry" war es nicht so intensiv wie einst „Eisiges Land". Diesen finnischen Film würde ich in der gleichen Rubrik einordnen und des Weiteren „Leaving Las Vegas", „Das große Fressen" und „Die 120 Tage von Sodom".
Jeder Film hat eine verstörende Wirkung. Diese unterscheidet sich nur in seiner Intensität, wobei höhere Intensität nicht mit Qualität gleichzusetzen ist. Da ich jetzt zwei Filme dieser Art in kurzer Zeit hintereinander gesehen habe (ohne es vorher zu wissen), hebeln sie sich gegenseitig von ihrer Wirkung ein wenig aus. Für mich brauchen diese Film auf jeden Fall einen zeitlichen Abstand von einander.

Die von dir angesprochene Leere hatte ich bei „Henry" nicht, was daran liegen könnte, dass ich den Film mehr auf eine analytische Sicht als einer emotionalen Sicht gesehen habe. Die Leere verspürte ich eher bei „Das große Fressen" und „Die 120 Tage von Sodom", weil mich beide Filme mehr schockiert haben.

Alle fünf Filme sind für mich schwierig im Bereich gut oder schlecht anzusiedeln und eine Punktebewertung ist dieser Hinsicht fasst unmöglich. Erst mit der Zeit wird man den Film schätzen lernen oder genau das Gegenteil wird eintreten. Auch eine Zweitsichtung der Filme wird wahrscheinlich mehr Aufschluss über die persönliche Sichtweise auf die Filme liefern. Ich bin gespannt.
 

Tarantino1980

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Ein sehr interessanter Thread zu einem sehr interessantem Film :hoch:

Gehört habe ich den Titel des Filmes schon häufiger, aber ich konnte mir nie groß etwas darunter vorstellen. Auch diesen Thread habe ich anfangs nur überflogen da ich möglichst unvoreingenommen an den Film herangehen wollte. Und das ist mir auch gelungen. Natürlich ist es schwierig bei so einem Film zu sagen "Der hat mir gut gefallen und ich fand ihn sehr gut" aber das tue ich jetzt einfach mal ;). Die perfekte Beschreibung für diesen Film, ist glaube ich auch schonmal in diesem Thread gefallen, wäre - Ein richtig fieser und dreckiger Film, ein kleines Miststück - Das waren jedenfalls meine Gedanken als ich ihn gesehen hatte. McNaughton weicht hier von dem typischen Muster solcher Serienkiller Filme ab, man bekommt keine spannenden Polizeirecherchen geboten oder perfekt inzenierte Morde gezeigt, man bekommt einen Film über einen unscheinbaren Mann aus der unteren Schicht der Menschheit gezeigt, der die Morde ohne Motiv begeht. Vieleicht weil er es einfach muss? Weil es ein Zwang ist. Eine psychische Störung oder eine Zwangsneurose. Oder eine Art Befriedigung? Man weiß es wirklich nicht, selbst wenn man den Film gesehen hat weiß man es nicht. Natürlich könnte man alles auf seine offenbar verkorkste Kindheit zurückführen, aber ist das wirklich sein einziges Motiv gewesen? Ich bin mir ziemlich sicher das es zumindest ein Teil seines Motives ist, aber ob es das einzige Motiv ist wage ich zu bezweifeln.

Der Film ist wahrlich kein "Feelgood" Movie aber er fesselt einen und das auf eine interessante Weise. Normalerweise fehlt mir bei solchen Filmen, siehe Hostel, tatsächlich das "Gute" bzw. zumindest ein Charakter der Versucht den Täter zu überführen. Komischerweise hat mir das bei diesem Film nicht gefehlt.

Ich habe allerdings noch eine Frage zum Ende und das würde mich wirklich interessieren. Glaubt ihr er hat Becky umgebracht oder hat er sie einfach nur im Hotel alleien zurückgelassen. Da bin ich mir nicht ganz sicher den den Koffer hatten sie ja schon dabei als sie Otis Leiche entsorgt haben und der sah da schon recht schwer aus, ich vermute halt das in dem Koffer der Torso von Otis war und in den beiden Tüten halt der Kopf, Arme und Beine. Also somit könnte es ja sein das er nur noch den Rest von Otis Leiche entsorgt hat und Becky wirklich nur alleine im Hotel gelassen hat. Oder erfährt man das sogar im zweiten Teil?

Jedenfalls hat mir der Film gut gefallen, gerade weil er so anders ist als die sonst überlichen Serienmörder Thriller die man bereits kennt.

Wertung: 8.5/10
 

Tarantino1980

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer


Ich habe allerdings noch eine Frage zum Ende und das würde mich wirklich interessieren. Glaubt ihr er hat Becky umgebracht oder hat er sie einfach nur im Hotel alleien zurückgelassen. Oder erfährt man das sogar im zweiten Teil?

Diese Frage kann ich mir jetzt selber beantworten da ich gerade Teil 2 gesehen habe. Es ist, wie ich eigentlich auch zuerst vermutet habe. Also Henry hinterlässt keine Zeugen :nice:.

Teil 2 war natürlich wie erwartet nicht so gut wie das Original, die Stimmung und die Inzenierung des Films war eine ganz andere. Es war halt auch ein anderer Hauptdarsteller und ein anderer Regisseur am Werk. Man kann sich Teil 2 schon mal ansehen weil die Story recht nett weitererzählt wird, aber man darf hier definitiv kein Meisterwerk erwarten. Dennoch hat er mich recht gut unterhalten, da hab ich schon schlechtere Filme gesehen.

Wertung: 5.5/10
 

Willy Wonka

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Diese Frage kann ich mir jetzt selber beantworten da ich gerade Teil 2 gesehen habe. Es ist, wie ich eigentlich auch zuerst vermutet habe. Also Henry hinterlässt keine Zeugen :nice:.

Das war für mich auch eigentlich nach dem Ende des Films klar, aber der zweite Film hat noch einmal deutlich darauf hingewiesen (es muss halt alles ausgesprochen werden...).

Der zweite Teil ist für mich eine billige Kopie des ersten Films ohne eigene Einfälle und ohne jemals die Atmosphäre des Originals zu erreichen. Es war mir auch schon vorher klar, dass Michael Rooker nicht zu übertreffen sei und daher hätten die Produzenten sofort die Finger von der Fortsetzung lassen sollen. Wieder nistet Henry sich bei fremden Leuten ein und scheint nett und schüchtern zu wirken und nach einiger Zeit mordet er zusammen mit seinem neuen Freund, wobei dieser dieses Mal mehr Furcht vor dem Töten zeigt. Dann gibt es auch wieder eine Frau, welche sich in Henry verliebt, wobei zum Glück die Entwicklung in dieser Hinsicht variiert worden ist.
Die Fortsetzung bietet keine innovative Einfälle mehr und spart auch mit dem magischen Realismus. Die Kulissen sind wieder heruntergekommen und die Charaktere befinden sich am unteren Rand der Gesellschaft. Nichts Neues im Henry-Land und daher für mich eine unnötige Kopie von dem verstörendem Original.
 

TheBjoern

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Darf man so einen Film gut finden? Wieviel sagt es über einen selbst aus, wenn man sagt, dass dieser Film in seiner Art einem das Grauen ein Stück weit näher gebracht hat? Das Gezeigte ist abstoßend und schockierend, wenn es zusätzlich auf eine reale Begebenheit beruht ist es auch noch kontrovers. Eine Kontroverse, die das bloße Betrachten und "für gut befinden" wiederum kontrovers macht.

Man kann auch nicht sagen das man sich gut unterhalten gefühlt hat, denn das hat man nicht. Er ist uangenehm und preßt einen in eine immer ungemütlicher werdende Couch. Wer sich gerne mit der Serienkillerthematik beschäftigt, aber keinen spannenden Psychothriller erwartet, sollte sich mit Henry unbedingt mal auseinandersetzen.

Der Film ist schmutzig, real und in seiner isolierten kleinen Welt ein Gefängnis für den Zuschauer. Schmutz, Ekel und Perversionen besitzten ihre eigene Ästhetik, die eine ganz eigene Version der Faszination ausüben. So sind exemplarisch Gaspar Noes Filme, wie "Menschenfeind" oder "Irrverserrible" solche, die viel von der Asthetik des Abnormen besitzen.
"Henry" hingegen bietet nicht viel von dieser Ästhetik und es bleibt wirklich nur ein kleiner, schmutziger Film übrig, der einen tatsächlichen Dämpfer in der Magengrube zurück lässt. Deswegen auch meine innere Zerissenheit den Film zu "bewerten", was mir hingegen bei den genannten Filmen von Noe nicht schwerfällt. Es ist der Grad der Kunst, die mich dahin stärkt Noes Filme vergleichsweise für großartig zu befinden, während "Henry" nichts von diesem Künstlerischem besitzt. Und doch ist er großartig gemacht und bietet eine Bildsprache, die es schafft genau dieses Unbehagen auszulösen.
 

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Hat jetzt nicht direkt mit dem Film zu tun, aber ich poste es einfach mal hier rein, da es hauptsächlich um Michael Rooker geht und für Filmfans interessant sein könnte: Durch die Nacht mit...

Dieser Rooker scheint schon ein recht spezieller Typ zu sein. :D
 

deadlyfriend

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Darf man so einen Film gut finden? Wieviel sagt es über einen selbst aus, wenn man sagt, dass dieser Film in seiner Art einem das Grauen ein Stück weit näher gebracht hat? Das Gezeigte ist abstoßend und schockierend, wenn es zusätzlich auf eine reale Begebenheit beruht ist es auch noch kontrovers. Eine Kontroverse, die das bloße Betrachten und "für gut befinden" wiederum kontrovers macht.

Das hast du sehr schön ausgedrückt.:)



Deswegen auch meine innere Zerissenheit den Film zu "bewerten", was mir hingegen bei den genannten Filmen von Noe nicht schwerfällt. Es ist der Grad der Kunst, die mich dahin stärkt Noes Filme vergleichsweise für großartig zu befinden, während "Henry" nichts von diesem Künstlerischem besitzt. Und doch ist er großartig gemacht und bietet eine Bildsprache, die es schafft genau dieses Unbehagen auszulösen.

Kusnt empfindet ja jeder anders. Deswegen sehe ich es genau umgekehrt. Ich konnte mit "Irreversible" nicht viel anfangen, allerdings habe ich ihn nie ganz gesehen. Die Bildsprache wirkte auf mich manchmal zu künstlich real;) Im Gegensatz zu Henry. Der hinterließ deutlich mehr Spuren bei mir. Der wirkte auf mich als ob ich die Brille von "Strange Days" auf hätte. Im Grunde kann man die Filme aber auch nicht wirklich vergleichen.
Ich finde es aber schön das dich "Henry" beeindrucken konnte. Das ist nämlich eher selten!
 

TheBjoern

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AW: Henry - Portrait of a Serial Killer

Der Film passte auch irgendwie zu den letzten Filmen, die sah, als ich zuvor "Permanent Vacation" geschaut habe. Die Locations beider Filme sind gar nicht mal so unterschiedlich. Beide zeigen mit ihrem "Indipendent-Look" sehr düstere und dreckige Schauplätze. Während der eine Hauptdarsteller "nur" durch sie hindurch streift, mordert der andere durch sie hindurch.
 
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