Das Vermächtnis des Prof. Bondi
Um es direkt Vorweg zu nehmen: Es gibt im Film weder ein Vermächtnis noch einen Professor Bondi. Der Typ auf dem Cover hat zusätzlich auch nichts mit dem Werk zu tun und das ist nicht mal alles an Wirrungen und Verdrehungen. Selbst die ersten 10 Minuten des Films existieren nicht bzw. dürften gar nicht existieren. Dem deutschen Verleih war der Film damals zu kurz, weshalb sie sich bemüßigt fühlten, noch einen eigenen Prolog irgendwo in Bielefeld zu drehen und den dann vor den eigentlichen Film zu klatschen. Der passt weder inhaltlich noch visuell dazu und ist einfach nur grottendoof. Glücklicherweise liefert das Mediabook die Option den Film in der richtigen Variante oder eben auch in der falschen Variante zu schauen. Selbstredend ist klar, dass man hier die US-Fassung bevorzugen sollte. Den launigen Audiokommentar von Christian Kessler und Robert Zion hört man stattdessen nur über der Deutschen Variante, weshalb man dann eh in den „Genuss“ des verschrobenen Bildmaterials kommt und dazu direkt ein paar Anekdoten hört.
Der etwas naive, aber sehr nette Walter Paisley (nicht Prof. Bondi) ist Kellner in einer damals sehr beliebten Gattung von Künstlerkneipe. Hier konnten unbekannte Leute ihre Werke ausstellen, Reden halten, musizieren und vieles mehr. Die Klientel dort hielt sich für anspruchsvoll und sahen in Walter halt nur den etwas einfältigen Kellner. Dieser wiederum würde gerne dazu gehören und versucht etwas aus Ton zu gestalten, was aber komplett misslingt. Durch einen Unfall mit der Katze seiner Hauswirtin, modelliert er um die Leiche des Vierbeiners herum, den verbliebenen Ton. Vorsichtig zeigt er sein Ergebnis, was in den Künstlerkreisen wie eine Bombe einschlägt. Er ist kurzzeitig der gefeierte Held der Szene. Davon angespornt und mit dem Wissen ausgestattet, das Ruhm nur bleibt, wenn man etwas nachliefert, sieht sein nächstes Projekt einen Menschen vor. Dafür benötigt er aber eben auch Modelle……..
Was sich vom Grundtenor eher nach klassischem Gruselstoff anhört, entwickelt sich zu einer feinsinnigen Persiflage. Regisseur Roger Corman nimmt sich nämlich selbst ein wenig auf die Schippe, wie auch die gesamte Künstlerszene und liefert dabei einen wunderbaren Film ab, der aber nicht in Albernheiten abdriftet. Tatsächlich bezieht er echte Spannung aus dem Inhalt aber liefert gleichzeitig einen satirischen Unterton, gepaart mit perfekt pointierter Situationskomik. Wenn beispielsweise ein stiller Mitwisser, der den wirklichen Inhalt der Tonskulpturen kennt, mitbekommt, wie die Damen sich bei Walter freiwillig als Modelle anbieten, sind die Blicke einfach nur köstlich. Die Hauptrolle wird wunderbar von Dick Miller verkörpert aber dazu später mehr. Nur so viel: Den Rollennamen Walter Paisley hat er als Running Gag in verschiedenen Filmen getragen, was durch den Bondi-Schwachsinn in Deutschland natürlich nicht zur Geltung kam. Ich mag den Film einfach und finde ihn richtig klasse. In den USA hat er wohl Kultstatus, hierzulande scheinbar nicht den ganz großen Bekanntheitsgrad.
Das Mediabook: Fantastisch! Einmal mehr, kann man sich bei KOCH einfach nur bedanken. Mit viel Jubel und auch einer ehrfürchtigen Freudenträne im Auge, entdeckte ich hier als Bonusdisc die Dokumentation „That guy Dick Miller“. Wer sich jetzt fragt, wer der Typ denn nun eigentlich ist, gibt es hier die Antwort: Wer dieses Gesicht tatsächlich noch nie gesehen hat, ist kein Filmfan! Punkt! Aus! Diskussionsende! Von Terminator über Gremlins, Meine teuflischen Nachbarn, Lisa – Der helle Wahnsinn, Piranhas und über 150 weiteren Produktionen; Dick war überall dabei. Sogar in Pulp fiction, wobei sein dortiger Auftritt leider der Schere zum Opfer fiel. Er hatte aber nur eine einzige Hauptrolle in seinem vielseitigen Schaffen. Nämlich die als Walter Paisley in diesem Film. Deshalb bin ich restlos begeistert, dass man diese 90-minütige Dokumentation zu diesem Film beigefügt hat. Das ist perfektes Timing und auch hier wieder der Beweis, wer wirklich mit viel Liebe an seine Veröffentlichungen geht. Natürlich ist das nicht alles. Der bereits oben erwähnte Audiokommentar ist an Bord, beide Schnittfassungen, sowie Interviews, Featurettes und vieles mehr. Dazu noch ein absolut lesenswertes Booklet von Oliver Nöding, der hier wirklich einige tolle Zeilen verfasst hat. Ein perfektes Mediabook, mit einem verdammt traurigen Preis. Für 11,50 gibt es das bereits bei Amazon.