Zeiten des Aufruhrs
Auf den Film hatte ich mich gefreut. Mich gefreut DiCaprio und Kate Winslet wieder gemeinsam vor der Kamera zu sehen. Mir hat Titanic gut gefallen, dem wohl grössten Blockbuster aller Zeiten mit unterhaltsamen Popcornanspruch.
Nun stehen beide in einem Drama ernsterer Natur vor der Kamera. Was soll da schiefgehen?!
Ich beschreib mal wie der Film auf mich die erste Zeit wirkte.
Der Film beginnt mit einem Verriss am Theater. April Wheeler ist am Boden zerstört und ihr Mann versucht sie zu trösten (O-Ton meiner Frau,- das hätte auch ich sein können mit den Worten), was ihm ein wenig misslingt.
Auf der Heimfahrt versucht Frank sie weiter zu trösten was aber daran scheitert das April ihn bittet aufzuhören. Man muss sagen, Frank macht dies schon feinfühlig und ehrlich aber April wirkt als wenn sie ihre Grenzen erfahren hat in der Schauspielerei und dies erstmal verdauen muss. Chaos herrscht in ihrem Kopf und so endet die Fahrt erstmal am Seitenstreifen bei einer lautstarken Streiterei.
Hier kommt das grandiose Schauspieltalent beider zum Tragen. Man ertappt sich dabei sich selbst zu sehen...aber das ist auch die Kunst des Films,- dazu später mehr.
Man sieht nun den Alltag von Frank Wheeler. Jeden Morgen früh raufstehen und anschließend in Anzug und Krawatte roboten gehen. Eine Armee von Einheitsgesichtern, in Einheitsklamotten, wirken wie auf dem Weg in einer Einbahnstrasse.,- links ab in die Sackgasse. Sich hinsetzen, den Tag passieren lassen, nach Hause..fressen, scheißen und irgendwann pennen.
Der Alltag von April Wheeler ist ebenso langweilig, öde und eintönig geworden. Jeder erlebt dasselbe. Tag für Tag und irgendwann auch das obligatorische Nacht für Nacht in nem 08/15 Fick + anschließenden familienfreundlichen Kindersegen.
Aberrr
ein paar Dinge störten mich am Anfang. Alles war zu Glatt gebügelt, die Charaktere sind oberflächlich eingefügt mit Hintergrundinfos,- denn aufeinmal sah man die Kids der beiden und auch die Dialoge waren so 08/15.
Bis zu dem Zeitpunkt als der Regiseur dem interessierten Zuschauer den Wink gab,- das es so Gewollt ist.
Zeiten des Aufruhrs ist kein Drama was man so nebenher betrachten sollte denn sonst erwacht man in einem langweiligen Traum. Man fragt sich,- waren die Häuser früher wirklich so kahl und leer? Wo ist die Unordnung der Kinder bzw. wo sind überhaupt die Kinder?
Dann beginnt der Film seine Stärke auszuspielen. April hat sich in den Kopf gesetzt nach Paris zu ziehen, dort zu Arbeiten und Frank würde zu Hause bleiben.
Hier spürt jeder der genau zuhören kann,- das gewaltig was schiefläuft in dieser doch vordergründig, intakten Ehe. Man hört den Hilfeschrei der Frau nach Abwechslung.
Frank willigt sogar ein, findet die Idee super,- bis er ein gutes Jobangebot bekommt und April ihm gesteht, in der 10ten Woche schwanger zu sein.
Ich möchte nun nicht mehr zur Story verraten, müsste es aber um den Film weiter interpretieren zu dürfen,- daher warte ich bis andere interessierte dies getan haben.
Ich hätte auch nicht erwartet, das dieser doch stille Film, der eher ein Kammerspiel ist,- mir soviel Worte entlockt!!!
Die erste Stunde war ich noch hin und hergerissen zwischen neugier und abschalten,- aber die Charaktere die in diesem Film eingeführt werden, sind jeden Blick wert und die Schlussekunde,- ja das war der Moment wo der Film bzw. Sam Mendes es schafft mit einer kleinen Geste soviel zu sagen, was gewiss bei jedem anderen Regiseur gescheitert wäre. Hier zählen die Feinheiten und das Zuhören und man erkennt eine Roboterwelt in der es kein Entkommen gibt wenn die Maschine einmal läuft...
9/10