Der Tiger von New York
Auch der zweite Spielfilm von Stanley Kubrick ist mit minimalen finanziellen Mitteln entstanden und wurde von Kubrick später als schlecht bezeichnet. Dieses führt er auf das schlechte Thema und die mittelmäßigen Schauspieler zurück.
Die Handlung des Films ist auch simpel, denn im Zentrum des Film stehen drei Figuren Davy Gordon, Vincent Rapallo und Gloria Price. Während Vincent Rapallo ein kleiner Gangster ist, welcher zu viel für Gloria Price empfindet, ist Davy Gordon ein mittelmäßiger Boxer, welcher sich auch in Gloria verliebt hat. Sie empfindet auch was für Davy, aber Vincent kann dies nicht ertragen.
Trotz der einfachen Handlung hat es Kubrick geschafft ein atmosphärischen dichten Film zu kreieren, welcher sich aus Elementen des Film Noirs und des Melodrams bedient.
Der Film besitzt eine große Authentizität, da er vor Ort auf den Straßen von New York gedreht wurde. Dieses geschah ohne Drehgenehmigung und somit sind viele Menschen auf der Straße gar keine Schauspieler oder engagierte Statisten.
Von den ersten Einstellungen mit dem Boxer Davy (seinen Vorbereitungen zu seinem Kampf und der Kampf selbst) wurden fast identisch aus Kubricks Day of the Fight übernommen. Diese Szenen besitzen aber immer noch die gleiche Intensität wie bei Day of the Fight und wirken sehr gut im Zusammenhang mit dem Rest des Films.
Vielen Szenen des Films weisen eine unglaubliche Bildästhetik auf und zeigen, dass Kubrick ein sehr gutes Gespür für Fotografie besitzt. Durch visuelle Metaphern werden die Handlungen der Charaktere und die Charaktere selber genauer beleuchtet. Doch dieses fällt erst beim genaueren Betrachten auf.
Auch die Komposition zwischen Dialogen und den Bildern sind sehr elegant gewählt. In einer Szene erzählt Gloria etwas über ihre Schwester und ihr Familienleben und während des ganzen Dialogs sieht man ausschließlich ihre Schwester beim Ballet.
Zusätzlich verfügt der Film über sehr passend gesetzte Kameraperspektiven und Kamerafahrten, welche die Dramaturgie und vor allem die Spannung gen Ende massiv forcieren.
„Das Schauspielerische ist sehr mittelmäßig, und... was kann ein Film wert sein, dessen Geschichte idiotisch und dessen Schauspieler schlecht sind?“ *
Die Geschichte des Films ist nicht revolutionär und die Schauspieler sind nicht überwältigend, aber das sieht man in heutigen Filmen zuhauf und deswegen darf man den Film nicht sofort verurteilen. Durch die Inszenierung wird das bestmögliche Resultat dieser Geschichte abgeliefert und dieses befördert den Film auf ein
sehr ansehnliches Niveau.
Das soll jetzt nicht euphemistisch aufgefasst werden, denn das entspricht der Tatsache.
*Interview Stanley Kubrick 1968