Evil Dead (2013)
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin etwas enttäuscht. Der Film fängt an mit einer Evil Dead untypischen Pre-Credit Szene. Und da haben wir auch schon den ersten negativen Aspekt des Films. Die Szene will von der Stimmung her überhaupt nicht ins Gesamtbild passen und ist zudem inhaltlich einfach nur Banane. Dazu noch grottenschlecht gespielt. Da diese Szene überhaupt keine Relevanz für den späteren Handlungsverlauf hat, hätte man sie komplett raus schneiden sollen imo. Dann kommt ein Time-Cut und unsere Protagonisten werden eingeführt. Anstatt dem Zuschauer diese Charaktere langsam und Stückweise näher zu bringen bekommt man hier innerhalb von 5 Minuten Exposition vom Allerfeinsten mit dem Holzhammer eingeprügelt. Grauenhaft mit anzusehen und vor allem mit anzuhören. Sobald die Gruppe dann aber endlich die Hütte betritt steigt die Qualität des Films an.
Regisseur und Drehbuchautor Fede Alvarez weiß, wie man einen Film toll aussehen lässt. Die Optik und die Kameraführung sind wirklich gut. Auch die Musik ist zuweilen klasse. Das Set Design ist auch wunderbar. Es gibt so viele kleine Details zu bewundern und jede Einstellung wirkt bis ins kleinste Detail durchdacht. Außerdem gibt es enorm viele Anspielungen auf die Originalfilme. Technisch kann man sagen ist der Film verdammt gut geworden. Auch die Gore Effekte sind alle handgemacht und sehen fantastisch aus.
Aber der Film wird seinem Hype nicht gerecht. „Der schockierenste Film, den Sie jemals sehen werden“ Haha, das ich nicht lache. Auch der Gore wurde mal wieder bis ins Unermessliche gehyped. Sicher, der Film ist blutig und brutal, aber es gibt weitaus schlimmere und härtete Filme. Heftig, eklig oder schlimm anzusehen fand ich den Film überhaupt nicht. Vielleicht bin ich aber auch einfach schon zu abgebrüht?
Was dem Film leider völlig fehlt ist Spannung. Das Original lässt die Spannung mit fortschreitender Laufzeit immer mehr ansteigen. Was unter anderem an seinem roten Faden und an seinem Gespür für Dramaturgie liegt. Beides fehlt dem Remake. Fede Alvarez' Evil Dead ist zwar unterhaltsam, aber niemals spannend oder unheimlich. Die "böse" Kamera hätte viel öfter durch den Wald streifen und unsere Protagonisten "beobachten" müssen. Wie im Original halt. Außerdem hat die "böse" Schaukel gefehlt, ebenso wie der lange Trackingshot bei der Ankunft. Raimi baut schon gleich am Anfang eine unheimliche Atmo auf, Fede versucht dies gar nicht erst. Und wo war der ständig laut zischende Wind? All dies trägt unheimlich zur Atmosphäre bei und Fede lässt alle diese Sachen aus. Was mir aber am meisten gefehlt hat war die Einbeziehung der Hütte selbst. In Tanz der Teufel 1+2 ist die Hütte quasi sowas wie die zweite Hauptfigur des Films. Sie selbst ist irgendwie ein unheimlicher Charakter und scheint ein Eigenleben zu entwickeln. Sie spielt richtig mit der Psyche unserer Protagonisten. Alles was bei Fede in der Hütte passiert ist, dass mal ein paar Türen zuknallen. Soll wohl für lahme jump scares sorgen. Fede Alvarez reiht einen Gore Effekt an den anderen und setzt ganz alleine darauf. Ich finde dadurch verliert der Film sehr schnell sein Schockpotenzial. Außerdem verzichtet man komplett auf Humor. Der Film will auf Krampf unbedingt ernst und düster sein. Die für die Handlung nötigen Expositionsszenen kurz vor dem Finale bremsen den Film leider ungemein aus. Wie gesagt, der Film ist zwar unterhaltsam und auch ganz atmosphärisch ausgefallen, die Spannungskurve bleibt jedoch konstant niedrig und das typische Evil Dead Feeling will einfach nicht aufkommen.
Die Schauspieler machen ihre Sache ganz okay für solch einen Film. Lediglich Jane Levy gibt eine richtig gute Performance ab. Alle anderen sind entweder okay, oder wie im Fall von David, einfach nur da. Ganz ehrlich, so eine emotionslose und steife Performance wirkt dann doch oftmals unfreiwillig komisch. Hier fehlt einfach ein charismatischer Träger wie Bruce Campbell. Finde es aber trotzdem gut, dass man nicht versucht hat, seine Rolle des Ash neu zu besetzten.
Was ich dann aber zu meinem Erstaunen richtig geil fand, war das Finale. Damit meine ich die letzten 20 Minuten. Da zeigt Fede Innovation und liefert ein echt geiles Stück Film ab, das mich richtig mitgerissen hat. Endlich gab es Wendungen, die gezündet haben. Da hat mein Evil Dead Herz gleich viel höher geschlagen.
Insgesamt hat Fede hier einen guten Horrorfilm für das erwachsene Publikum gedreht. Der Film ist technisch klasse und auch recht atmosphärisch ausgefallen. Sein größter Schwachpunkt ist jedoch, dass das Evil Dead Feeling viel zu selten aufkommt. Für sich alleine stehend ist Fede's Evil Dead ein toller Film. Aber als Evil Dead Remake dann doch leider eine kleine Enttäuschung. Jedenfalls für mich.
Kleiner Tipp: Wenn möglich, unbedingt im O-Ton anschauen. Denn der Film ist im Original um einiges atmosphärischer.
PS: Fans der Originalfilme werden sich über die kleine Szene nach dem Abspann freuen
7/10