Mission Impossible – Phantom Protokoll
Ist Tom Cruise Ethan Hunt oder ist Ethan Hunt Tom Cruise?
Die Frage ist durchaus berechtigt, denn es hat den Anschein, dass diese beiden Identitäten nicht mehr klar von einander zu trennen sind. Denn Ethan Hunt ist beinahe in manchen Aspekten schon eine bewusste Allegorie auf das Leben von
Tom Cruise.
Als Tom Cruise in der Öffentlichkeit einen Imageschaden erlitten hat, musste Ethan Hunt in seinem dritten Einsatz wieder mehr innerhalb eines Teams arbeiten und daher war er nicht mehr der überstilisierte Einzelkämpfer wie im vorherigen Einsatz, welcher von John Woo koordiniert worden ist. Auch das private Glück hat im dritten Einsatz in den Film gefunden, denn auch Ethan Hunt hat seine Traumfrau in Julia Meade (
Michelle Monaghan) gefunden, welche somit das fiktive Abbild von
Katie Holmes darstellt.
Auch in heutigen Tagen ist Tom Cruise nicht mehr der Kassenmagnet wie einst und da sein Film „
Knight and Day" hinter den Erwartungen zurückblieb, wurde die Teamarbeit im vierten Film noch einmal intensiviert und der neue aufstrebende Star
Jeremy Renner wurde verpflichtet, um vielleicht wieder ein bisschen mehr von Cruise abzulenken. Doch allein die Werbekampagne des Films zeigt, dass die Verleiher weiterhin nur auf die Popularität von Cruise bauen, denn im Trailer wurde nur er namentlich erwähnt und auf vielen Plakaten ist nur eine Großaufnahme des Antlitzes von Tom Cruises zu sehen. Somit stellt der vierte Einsatz keine große Wende in der Marke „Mission Impossible" dar und eigentlich bleibt alles wie beim alten bzw. die Ähnlichkeiten zu
J.J. Abrams „Mission Impossible-Film“ sind eindeutig vorhanden.
Mit dem Antimationsfilmregisseur
Brad Bird war ein neuer kreativer Kopf hinter diesem Projekt und Bird hat mit „Die Unglaublichen" den ersten Actionfilm des CGI-Animationsfilms inszeniert, was schon eine gute erste Referenz für die Arbeit an diesem neuen Großprojekt darstellte. Doch entweder hat Bird kein richtiges Gespür für einen Realfilm oder viel mehr wurde ihm in sein Handwerk reingeredet, was für mich durchaus plausibler ist.
Bereits der Anfang des Films wirkte für mich stark überzeichnet und die Darstellung wirkte wie ein Film in einem Film. Ich habe nur darauf gewartet, dass wir gleich sehen, dass Ethan Hunt sich von seinem Kinosessel erhebt und das Kino verlässt, aber leider war das nicht der Fall. Doch schon in den nächsten Szenen wurde deutlich, dass Bird einen humorvollen Beitrag zu dieser Reihe leisten wollte. Denn ohne Dialoge und nur begrenzt auf die Mimik und Gestik von Hunt werden die ersten Lacher erzeugt. Auch im weiteren Verlauf bietet der Film noch feinen Humor und überzeichnete Sequenzen, aber leider wird dieses nicht konsequent umgesetzt, sondern der Film wird zwischenzeitlich wieder in ein Korsett eines ernsthaften Agentenfilms gezwängt. Durch den Versuch den Charakteren einen ernsthaften Hintergrund zu verleihen. Vor allem beim neuen Charakter Brandt, der von Jeremy Renner verkörpert wird, erreicht der Film den Gipfel der Peinlichkeiten. Durch die miserablen Dialoge, die scheinen einem Standarthandbuch für Agentenfilme entnommen worden zu sein und dem aufgesetzten und schlechten Schauspiel aller beteiligen Akteure, sind diese Szenen innerhalb des Films zum Fremdschämen. Ob das jetzt zum Teil auf die schlechte Schauspielführung von Brad Bird, der bis dato noch mit keinen echten Schauspielern gearbeitet hat, oder auf das schlechte Drehbuch von
Josh Appelbaum und
André Nemec zurückzuführen ist, wird erst einmal ein Geheimnis bleiben. Ich vermute ein Zusammenspiel von beiden Faktoren und durch eine negative Wechselbeziehung beider Komponenten ist ein schlechtes Produkt entstanden.
Bevor ich zu den positiven Aspekten des Films komme, müssen vorher noch schnell ein paar negative Punkte des Films in Kurzform abgehandelt werden.
Die Geschichte eines drohenden Atomkriegs zwischen Russland und Amerika ist vollkommen altbacken und trotz der neuen atomaren Gefahr, welche von Ländern wie dem Iran und den Terroristen ausgeht, bezieht sich der Film nur auf die alten Muster der damaligen Agentenfilme während des Kalten Krieges. So besteht der Film aus vielen wiedergekauten Klischees und Phrasen, welche durch neue Locations und modernisierter Technik ein wenig davon ablenken wollen. Obwohl mit
Michael Nyqvist (bekannt aus der
Millennium-Trilogie) einer angesehener Schauspieler aus Skandinavien verpflichtet worden ist, um den Schurken zu mimen, bleibt er aufgrund des schlechten Drehbuchs gesichtslos und im Kontext der Geschichte irgendwie bedeutungslos. Die Gefahr und Angst des drohenden Krieges hat ein eindeutiges techno-soziologisches Gesicht bekommen und somit ist Nyqvist fast umsonst besetzt worden.
So genug der niederschmetternden negativen Kritik an den Film und befassen wir uns nun mit den wenigen guten Momenten des Films. Wie schon bei den vorherigen Einsätzen, bietet auch dieser Film kurzweilige Unterhaltung mit tollen, intensiven und adrenalingetränkten Actionsequenzen und Stunts in Verbindung mit atemberaubenden Drehorten und Panoramaaufnahmen. Die Kletterpartie am Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, sind gut gefilmt und auch die exotischen Schauplätze in Dubai und Indien halten, was man für einen Agentenfilm dieser Art erwartet. Der Humor des Films rettet den Film vor dem totalen Untergang und mit mehr Ironisierungen und Selbstparodie hätte der Film ein leichtes Spiel gehabt das Niveau der vorherigen Filme (auf eine andere Art) zu erreichen.