AW: Der Baader Meinhof Komplex
Da mir viele Anschläge noch aus damaligen TV-Berichten in Erinnerung sind, hat mich der Film sehr mitgerissen. Anschließend war ich einen Moment nachdenklich, erschütert und wütend ob der beidseitig praktizierten Gewalt.
Mit Sicherheit kein "Feel-Good-Movie".
Anhang:
Wenn ich mir so überlege, dass Andreas Baader und Ulrike Meinhof zunächst gegen den damaligen Polizeistaat vorgegangen sind und so letztendlich für die heutigen "Überwachungspraktiken" unseres Staates den Anschub gegeben haben, finde ich das sehr erschreckend. Die sich für so intelligent gehaltenen Gründungsmitglieder der RAF waren völlig egoistisch und praktizierten genau das, was sie selbst so anprangerten und bekämpften.
Hier zitiere ich mich mal selbst, da ich ansonsten vielen noch einmal schreiben würde.
Es war gut, mir vorab die Biografien und die persönlichen Zusammenhänge der RAF-Mitglieder zueinander und zu ihren Opfern noch mal über diverse Beiträge im Netz anzuschauen.
Die im Film gezeigten Studentenproteste waren kein Phänomen, das sich allein auf die damalige BRD beschränkte. Gegen den Vietnam-Krieg, den Einmarsch Amerikanischer Truppen in unterschiedliche Länder, um sich Ölvorkommen zu sichern (ist ja auch heute immer noch aktuell), gab es heftigen Widerstand in vielen europäischen Metropolen. Hinzu kam der Prager Frühling. Kurz: Die Welt befand sich rund 20 Jahre nach dem 2. Weltkrieg im Umbruch, was politische Strukuren anbelangte.
So ging in Deutschland die Polizei heftig und völlig unverhältnismäßig gegen Studenten vor, die lediglich das Recht auf Meinungsfreiheit in diversen Demos nutzten.
Hier heraus entwickelte Andreas Baader (der unangepasst, selbstverliebt und herrisch dargestellt wurde) seinen Widerstand, der sich zunächst nicht gegen die Bevölkerung richten sollte.
Bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich dieser Bewegung angeschlossen.
Doch als später Gewaltverbrechen organisiert und durchgeführt worden sind, hätte ich mich distanziert.
Die Art und Weise wie die RAF sogar einen Vater ermordet hat, im beisein seiner Tochter, die sich der RAF angeschlossen hat, war dermaßen schockierend, dass spätestens hier, die Symphatien für die RAF kaum noch bei einem Kinobesucher vorhanden gewesen ist. Auch als Ulrike Meinhof ihren Ehemann billigend umbringen lassen wollte und ihre Kinder von Islamisten verschleppen lassen wollte, trug das nicht gerade dazu bei, sich mit der RAF zu identifizieren.
Der Film zeigte sehr gut, das Gewalt immer Gegengewallt erzeugt. Daraus zieht er seine enorme Spannung bei Leuten, die sich vorab mit der Thematik der RAF nicht sonderlich auseinander gesetzt haben, und schockiert die Zuschauer, die sich dieser Thematik vorab angenommen haben.
Da weder die RAF noch die staatlichen Organe sonderlich positiv dargestellt wurden und sich für den geneigten Zuschauer kein Schwarz-Weiß-Bild auf der Leinwand abbildete (Gut gegen Böse), kam diese Kritik der Verherrlichung der RAF erst zustande. Aber das ist so nicht der Fall.
Am Ende des Films, als Schleyer aus dem Kofferraum eines Autos in den Wald geschleppt und erschossen wurde, begann übergangslos der Abspann.
Hier hätte ich mir ein oder zwei Texttafeln gewünscht, die kurz noch zeigen, wann die RAF gegründet wurde, wieviele Tote es aus deren Aktivitäten heraus gegeben hat und wann die RAF sich selbst aufgelöst hat.
Dies hätte den Bezug des Films zur Realität geschaffen und den Film deutlich über das Niveau eines Actionfilms hinaus angehoben.