Number 23
Jim Carrey geht abermals in einer ernsten Rolle auf. Was er bereits mit "Vergiss mein nicht" eindrucksvoll bewiesen hat, bestätigt er nun auf einer noch tieferen, böseren Stufe des geistigen Abgrunds. Diesmal dreht er durch. Nicht bis zum Exzess, nicht bis zum Maximum, aber immerhin geht er ziemlich weit und das ist auch gut so. Außerdem unterfüttert er seine Figur Walter mit stylischen Schauwerten und das macht den Film aus. Er schaut böse, wirkt böse, ist böse. Oder doch nicht?
Das Buch mit dem Titel "The Number 23", welches ihm seine Ehefrau (Virginia Madsen) kauft, scheint sein Leben zu kopieren und es zusätzlich mit der immanenten Parallele zur titelgebenden Zahl zu verknüpfen. Es entstehen allerlei Anleihen zu Daten der bekannten Verschwörungstheorien, aber mehr noch zu Walters Leben selbst. Alles dreht sich nur um diese Zahl, egal wie man es drehen oder wenden möchte. Das macht den Film äußerst unterhaltsam.
Die Schauspielerei ist grundsolide. Jeder füllt seine Rolle gekonnt, wenn auch nicht meisterhaft aus. Dass am Ende kein Top-Thriller dabei rauskommt, liegt aber nicht an den schauspielerischen Leistungen, sondern eher am etwas zu einfachen Schluss. Thriller-Experten kommen dem finalen Plot zu früh auf die Schliche und könnten entsprechend enttäuscht sein. Eine finale Kopfnuss wie beim phänomenalen "Stay" gibt es nicht. Dem Mainstream-Publikum wird dieser Film aber gefallen, weil die ominösen Mutmaßungen aus allerlei Verschwörungstheorien rund um die 23 mit dem stinknormalen Leben eines Individuums gekonnt verknüpft werden und mit sehr schicken Schauwerten aufwarten.
Wenn Walter in seinem Buch liest, sieht der Zuschauer die Geschehnisse in wunderbar atmosphärischen Bildern, welche durch eine aufhellende Schattierung begeistern. Das hat Stil und lässt den Zuschauer im Gedanken- und Verwirrspiel rund um Walters scheinbar vorgefertigtes Printleben ab- und erst in der letzten Viertelstunde wieder auftauchen. Dann nämlich wird alles haarklein aufgeklärt, was dem Einen eben gefallen, dem Anderen entsprechend die Luft aus eigenen Theorien und potentiellen Diskussionen nehmen wird.
Insgesamt bleibt ein Thriller, den man sich allein aufgrund seines geschickten Spiels mit der Zahl 23 zweimal ansehen sollte, da sich diese in jedem Nummernschild, in jeder Hausnummer, einfach in jeder auch nur irgendwie im Film vorkommenden Zahl mehr oder weniger offensichtlich widerspiegelt. Es sind unterhaltsame, bisweilen spannende, knappe zwei Stunden, die man sich als Thriller-Fan durchaus geben darf. Was bleibt ist ein guter, aber eben auch kein sehr guter Eindruck. Am Ende wünscht man sich vielleicht etwas mehr Chaos, mehr Paranoia und mehr Wahnsinn, aber auch so kann ich den Streifen nur wärmstens empfehlen.
7/10