Black Mass

Sam Trautman

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Black Mass


Diesemal hab ich wirklich geschaut und es war kein Thread dazu da, ich hoffe ich war nicht wieder zu blöd zum Schauen. In der Suche ergab es jedenfalls keine Treffer.

Johnny Depps Stirnglatze erzählt uns mehr über Black Mass, als Regisseur Scott Cooper in zähen zwei Stunden Laufzeit. Jene vorhandene bzw. nicht vorhanden Haarpracht des Deppen zeichnet sich durch kahle Stellen aus, geschmückt mit vereinzelten überlebenden Haaren, die nicht der Glatze zum Opfer fielen. Und genau das verkörpert Black Mass, der nunmehr dritte Streich des Regisseurs. Vereinzelt blitzen überragende Szenen auf, gepaart mit dem immer noch vorhandenen Können des Hauptdarstellers, doch meistens bleibt der Film kahl, arm an Höhepunkten und wiederholt sich schrecklich oft. Cooper flirtet nur mit dem Gedanken einen wirklichen Genrebeitrag zu erschaffen, traut sich dann aber doch nicht so recht mit dem Mädel auf den Ball zu gehen...

Black Mass erzählt mehr oder weniger die wahre Geschichte des wohl berühmtesten Glatzenträgers Bostons, dem Gauner und Bandenboss James J. "Whitey" Bulger. Jimmy Bulgers ( Johnny Depp ), Rise and Fall Geschichte. Der unglaublichen Story des FBI, die mit dem Teufel einen Pakt einging bei dem sie später in selbiger landeten und nicht mehr zurück in den Himmel durften. Auf dem Weg dorthin kann der geübte Zuschauer noch so aller Hand Prominenz an jeder Ecke Bostons entdecken. Kevin Bacon, Joel Edgerton oder auch Benedict Cumberbatch sind nur einige der Namen, die den Film schmücken. Selbst für Frank Underwoods ( House of Cards ) ehemaligen Kollegen gibt es einen Schreibtisch Job in Black Mass. Der Mann scheint auf Anzug tragende Unsympathen abonniert zu sein.

Viel Action wird in Black Mass nicht gezeigt, meist immer nur das fertige Resultat, die Tat an sich. Der Weg dorthin ausgelassen. Erfahrbar wird die Welt in der Bulger regiert nie so ganz. Jedenfalls nicht dadurch, dass man als "Fremder" vom Regisseur in die Organisation eingeschleust wird. Weder die Chance erhält sie von innen heraus kennen zu lernen noch Teil des inneren Kreises zu werden.

Das "Wie" an sich, ist Scott Cooper ( Crazy Heart ) egal, er schert sich wenig darum dem Zuschauer zu zeigen wie "Whitey" seine Kohle macht oder den Laden schmeißt. Nur eine Randnotiz die es zu erwähnen gilt oder kurz angerissen wird. Ihn interessiert viel mehr das innere der Hauptfiguren, deren Motivation und Antrieb. In Black Mass fallen dabei ganz oft Worte wie Loyalität, Ehre und Aufrichtigkeit. Scott, versucht statt explodierenden Autos oder Genre typischen Straßen Geballer, das Innere seiner Charaktere zu durchleuchten. Ist bemüht sie in die Ecke zu treiben um dabei zu sehen wie sie reagieren. Diese Interesse am Mensch ist da und auch der Kern des Films, nur gelingt es Scott nur manchmal ganz nah bei seinen Charakteren zu sein. Stimmungen und Gefühle zu kreieren, die nicht nur behauptet sind, sondern spürbar. Wenn das Interesse am Handeln der Charaktere wirklich visualisiert werden kann nimmt Black Mass Fahrt auf und weiß zu unterhalten. Leider sieht man sie zu selten, diese Szenen treten nur vereinzelt auf wie die Haare auf dem Kopf des Hauptdarstellers.

"Nicht was Du tust, ist wichtig, sondern wann und wo Du´s tust und wem Du was tust und wer dabei ist. Wenn niemand es sieht, ist es nie passiert."

Den Spruch den er Bulger in den Mund legt um ihn seinen Sohn zu predigen beherzigt Cooper leider selbst nicht. Zu beschäftigt damit beim Versuch jedem einzelnen seiner vielen Sprechrollen in Black Mass Tiefe zu verleihen vergisst er dabei seinen an sich epischen Grundsatz seiner Hauptfigur. All die Dinge, die er dem Zuseher nicht zeigt, passieren für ihn auch nicht. Wie Jimmy seinen sagenhaften Aufstieg bewerkstelligte oder das Innenleben der Organisation die er betreibt, die Mechanismen im inneren Kern seiner Truppe. Scott zeigt wenn er die Winter Hill Gang begleitet nur das Resultat, das meist eine kurze Gewaltspitze darstellt, die nach dem fünften Mal ermüdend wirkt. Schema F: Verräter enttarnt, Schnitt, Mord, Schnitt. Jimmys Arbeit am Opfer wird abgehakt damit es wieder weiter gehen kann, zurück in der Wohlfühlzone des Regisseurs, dem Wühlen in menschlichen Abgründen die a in Black Mass vor allem aus falscher Loyalität, Gier und Skrupellosigkeit besteht. An sich alles hochspannende Themen, wenn der Film ein Krimi nach einer Romanvorlage eines einsamen schwedischen Autors wäre, nicht diesen Trailer rausgehauen hätte und einen Charakter erschaffen hat der nach Coolniss nur so schreit. Scott kann die Waage zwischen den zwei Extremen, Action und Dialog nicht halten. Zu viel wiegt der Anteil, an sich wiederholenden Abfolgen von Büroszenen und schwachen Dialogszenen auf dieser einen Seite der Waage. Dabei ist das Wort Action nicht als bloße Worthülse für Explosionen und Krach zu verstehen sondern als Synonym für Bewegung bzw. Fluss des Films. Der gestaltet sich des Öfteren doch viel zu zäh, teilweise tappt Black Mass sich die Füße wund an ein und derselben Stelle der Geschichte weil nichts vorangeht.

Der nervige Nachbar

So ganz wird man in letzter Zeit nicht mehr schlau aus Johnny Depp. Zeichnete er sich in früheren Zeiten dadurch aus, dass man ihn gerne sah in Rollen wie dem legendärem Jack Sparrow oder als Kleinganove in Blow, ist es jetzt eher so, dass er der nervige Nachbar ist. Den man immer wieder zu sich nach Hause einlädt in der Hoffnung es würde doch ein cooler Abend werden nur um am Ende des Tages abermals zu merken das er der nervige Nachbar geblieben ist. Wie kam es dazu? Was ist nur los? Warum? Das einst aus dem netten Nachbarn, den man gerne ins Heimkino einlud, dieser nervige Nachbar wurde?

Frauen in Black Mass sind grundsätzlich da um verlassen zu werden und oder um begrabscht zu werden. Ferner sie versterben nach wenigen Szenen. Eine Kommunikation zwischen Mann und Frau in Black Mass ist meist durch Hass oder Verachtung geprägt. So krass wie in Lawrence von Arabien in dem keine einzige Frau mitgespielt hat geht es hier nicht zu aber so weit weg bewegen wir uns davon auch nicht. In dieser gezeichneten Welt von Scott Cooper, die von Gier, Skrupellosigkeit und dem Drang zur Macht bestimmt wird verwelken schnell die Personen deren Gebote, Ehrlichkeit und Liebe lauten. Selbst die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen, wenn die Guten nicht mehr als die solchen erkannt werden von ihres Gleichen. Wie einst auf dem Schulhof als Jimmy und seine Kumpels Räuber und Gendarm spielten. Die Grenzen verschwimmen und des Öfteren tragen die Bösen jetzt auch Krawatte.
 
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Sam Spade

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AW: Black Mass

Black Mass

Diesemal hab ich wirklich geschaut und es war kein Thread dazu da, ich hoffe ich war nicht wieder zu blöd zum Schauen. In der Suche ergab es jedenfalls keine Treffer.

Alles richtig gemacht, Sam :hoch:

Vielen Dank für diese sehr interessante Kritik. Werde mir sicher früher oder später auch noch ein Bild von dem Film machen.
 

Sam Trautman

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AW: Black Mass

Nach hundert Kritiken die ich in den falschen Thread gepostet hab bin ich froh das es geklappt hat. Schau ihn dir auch an Sam, bin gespannt auf deine Meinung.
 

2moulins

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AW: Black Mass

Es ist schon 'was dran, an einigem was Du schreibst - so z.B. die Tatsache, dass kaum darauf eingegangen wird, wie Bulger konkret sein Geld verdient, denn alleine durch "böse sein" und Leute umbringen, verdient man ja nichts. Auch Deine Bemerkungen zu dem sich wiederholenden Rhythmus, der in einem Gewaltakt endet, kann ich nachvollziehen. Wäre man erzählerisch mehr ins Detail gegangen, wäre das Ganze epischer geworden.

Trotzdem fand ich den Film ganz und gar nicht schlecht. Mit zunehmendem Zeitablauf hat mich der Film, insbesondere der Hauptcharakter, mehr und mehr in einen Bann gezogen. Depp hatte dann ein paar wirklich intensive Momente. Seine Verkörperung des Gangsters fand ich sowieso sehr gut. Auf die eigentliche Person und seinen Charakter ist man meines Ermessen schon gut eingegangen. Darin lag der Schwerpunkt des Films. Und dass eine wahre Geschichte dahinter steckt, machte es zusätzlich interessant. Auch die Ausstattung und die Einstimmung auf die verschiedenen Dekaden fand ich gelungen.

Das Filmerlebnis ist mir 8/10 wert.
 

Willy Wonka

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Es ist schon 'was dran, an einigem was Du schreibst - so z.B. die Tatsache, dass kaum darauf eingegangen wird, wie Bulger konkret sein Geld verdient, denn alleine durch "böse sein" und Leute umbringen, verdient man ja nichts.

Wobei das ein „Problem" viele Gangster- und Mafiafilme ist. Die wenigsten Filme zeigen sehr deutlich und fokussiert, wie die Gangster an ihr Geld kommen. Wobei es in „Black Mass" durchaus einige Szenen gibt, wo deutlich wird, wie abkassiert wird. Es wird gezeigt wie Schutzgeld eingefordert wird, der Lottogewinn und später natürlich die Ausflüge nach Miami und seine Teilhabe an einer Firma.

Aber die meisten Gangsterfilme interessieren sich vielmehr für die Attitüde und das Charisma der Gangster in Verbindung mit einigen Schießereien anstatt das Geldverdienen zu zeigen. In dieser Hinsicht versucht Scott Cooper bzw. das ihm gegebene Drehbuch auf Motive und die Zusammenarbeit (Allianz) zwischen den einzelnen Personen und Institutionen einzugehen und auch die Welt des privaten- und geschäftlichen Umgangs zu verschmelzen. Zudem wird das Gefühl in Boston vor Ort zu sein, sehr stark heraufbeschworen und ich denke es macht einfach noch einmal einen großen Unterschied, wie weit das gezeigte Umfeld vom Zuschauer entfernt ist. Ein Amerikaner wird den Film zweifelsfrei mit anderen Augen sehen als ein deutscher Zuschauer.

Dennoch bleibt es für mich auch nur ein weiterer Gangsterfilmen - neben vielen anderen - der den Eindruck erweckt vieles zu zeigen, was man bereits aus unzähligen anderen Filmen dieser Art bereits gesehen hat. Häufig sogar besser. Der Aufbau einer Organisation wird in „Blow" mit Johnny Depp viel besser geschildert und ein Film wie „Donnie Brasco" (ebenfalls mit Johnny Depp) zeigt viel intensiver die Zusammenarbeit mit einem Informanten. Zudem weist Geschichte von „Black Mass" einige Ähnlichkeiten mit „Departed – Unter Feinden" von Martin Scorsese auf, was ja sogar dazu geführt hat, dass die Produktion von „Black Mass" zwischenzeitlich auf Eis gelegt worden ist.

Regisseur Scott Cooper versteht es bei seinen Filmen immer wieder ein großartiges Ensemble zusammenzutrommeln und gibt den Schauspielern großartige Vorlagen und eindringliche Szenen. Vor allem Johnny Depp hat mich mit seiner Performance beeindruckt, auch wenn die Maske teilweise zu künstlich wirkte. Allein die Sequenz, wo er Marianne Connolly wegen ihres scheinbar „kränklichen" Zustands untersucht besitzt eine Intensität und einschüchternde Aura, wo der Einfluss von Macht und Skrupellosigkeit spürbar wird. Zudem ist es eine große Leistung eine Geschichte zu erzählen ohne einen wirklichen Sympathieträger.

Auch Deine Bemerkungen zu dem sich wiederholenden Rhythmus, der in einem Gewaltakt endet, kann ich nachvollziehen. Wäre man erzählerisch mehr ins Detail gegangen, wäre das Ganze epischer geworden.

Dem kann ich mich anschließen. Diese Wiederholungen sind mir beim Schauen auch ein wenig aufgefallen, wobei sie mich nicht so sehr gestört haben, aber so länger ich über den Film nachdenke, desto mehr fallen mir hier die Schwächen des Drehbuchs auf.
 
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