San Andreas
Wohl dem, der gerade ne Naturkatastrophe zur Hand hat...
Tod, Zerstörung, berstendes Glas, umhertreibende Körper. Im Green Screen San Andreas ist die Hölle los, doch einer hat ganz andere Probleme. Die Ehe am Arsch und das Kind inmitten der totbringenden Trümmer verschollen. The Rock wandelt in Brad Peytons ( Die Reise zur geheimnisvollen Insel ) San Andreas auf ausgetrampelten Pfaden, welche dem Genre eigen sind. Weder rechts noch links, der Weg ist vorgegeben. Mit all seinen vorhersehbaren Charakteren und Handlungen. Sowas wie Spaß kommt aber dennoch auf, wenn man San Andreas innerhalb seines Genres mit ähnlichen Werken vergleicht, alles andere wäre absurd. San Andreas ist so weit davon entfernt clever zu sein, wie The Rock davon echte Emotionen spielen zu können. Charsima, ja aber außerhalb des Rings bedarf es ein wenig mehr als den Peoples Elbow um das Publikum zum Johlen zu bringen. Aber das soll er auch gar nicht, solange er gut gelaunt, Level mäßig von Mission zu Mission hetzt und dabei niemals schwitzt, ist alles gut.
Mission One
Gebrochene Helden, die ein Geheimnis in sich tragen und dennoch dem Leben die Stirn bieten kommen immer gut an. Jedenfalls in der vom Film angepeilten Altersklasse funktionierts. Dabei ist diese Gebrochenheit nur eine weitere Mission in San Andreas für unseren Helikopter Piloten The Rock, die er im Zwei Stündigen Blockbuster lösen muss. Mission eins lässt uns gleich zu Beginn Zeuge werden vom Können des Rock, der abgewichst wie ein Lederschuh von Siegmar Gabriel, erstmal eine in Not geraten Dirne rettet. The Rocks größte und heikelste Mission, innerhalb von San Andreas ist es aber, seine Frau zurück zu erobern, die er unlängst verloren hatte. Überragend ist dabei die Tatsache für wen, für welche laufende Karikatur, The Rock verlassen wurde. Und welches Licht das eigentlich auf seine Ex Frau wirft. Der neue Muskel an der Seite seiner ehemaligen Gespielin ist ein Millionenschwerer Architekt, der mal so dermaßen das Gegenteil von The Rock darstellt, wie die Mundwinkel von Angie zu Jokers Lachen. Was waren wohl die Anreize für The Rocks Ex? Der Charakter? Einmal will ich in einem Film sehen, dass der Held nicht wegen einem Typ verlassen wurde der Geld wie Dagoberts Bruder besitzt und in einer Traumvilla wohnt.
Warum müssen diese Typen stets, reich, gut aussehend und mit einem Charakter wie Gina Lisa gesegnet sein? Ja schon klar, sonst wäre der unvermeidliche Charakter Test nicht nachvollziehbar. Denn wie sich später, Überraschung, rausstellt ist der neue ein Feigling und überlässt im Laufe des Films, The Rocks Tochter den Fluten und dem lieben Gott. Gibt es da draußen keine Normalos, die sich dann hinterher als Charakterlich schwach herausstellen. Den gutherzigen Typen mit McGyver Gedächtis Spoiler, den kernigen mittellosen Magnum Typen oder den Durchschnitts RTL Glotzer? Ist dieses Kriterium nur den reichen vorbehalten? Seis drum, das nur am Rande.
Der Fels und die Welle
Im Verlauf wird man noch auf weitere derartige Dinge stoßen, die man einfach schweigend hinnehmen muss um den Film genießen zu können. Und das gelingt dann auch gut. Vielleicht ist dies aber auch eine Mission in der Mission für den Zuschauer, die Brad Peyton extra eingebaut hat. Wer erkennt als erstes ein typisches Klischeeelement und kann es erraten? 2012 oder Twister-erfahrenen Zusehern wird das leicht gelingen. Beispiel, manche Charaktere werden nur deshalb kurz eingeführt, in einer Herz zerreißenden Szene, um später beim Zuschauer mehr Mitgefühl zu erzeugen, wenn diese in den Fluten ihr Leben lassen. Aber das sind nur eine kleine Wellen die uns seitlich trifft, konzentrieren wir uns lieber auf die Große, auf die Monster Welle...
CGI technische lässt San Andreas definitiv keine geschlossenen Münder im Kinosaal zurück. Die Zerstörung, die massive Kraft hinter den Wellen und Erdbeben, rocken die Leinwand oder wenn man so will den heimischen Flimmerkasten. Brücken knicken so leicht ein wie Merkel vor Obama und auch diverse Wolkenkratzer machen imposant den Diener. Und alles sieht schick aus. An imposanter Zerstörung mangelt es garantiert nicht und so muss es auch sein. Besonders elegant, zu erwähnen als sich unser Glatzen tragender Muskelberg mit einem Motorboot, auf die Spitze der Monsterwelle schlängelt, die im Anschluss gigantisch eine ganze Stadt unter sich begräbt. Super super super, wie der Josep sagen würde.
Die Mahner, Sammer und Co.
Wenn man so will, dann ist das eine der schwersten Missionen, die The Rock zu bewältigen hat im Film. Gas geben, durchalten, und aufpassen um nicht von einem Tonnen schweren Container erschlagen zu werden, die wie wilder Platzregen auf die Welle niederprasseln. Falls ein Spiel zum Film erscheinen wird, es nur halbwegs so gut umgesetzt wird wie die originalen Szenen im Film, könnte etwas sehr lässiges entstehen.
Im gesamten Film und das ist bemerkenswert bei einer Naturkatastrophe diesen Ausmaßes, sieht man nur wenige bis gar keine Menschen im Focus der Kamera. Man sieht sie immer mal wieder wie Statisten umherstehen, von Wolkenkratzern stürzen oder kreischend durch die Gegend laufen aber so wirklich ein Gesicht formt sich nie vor dem geistigen Auge des Zusehers. Belanglos. So wirklich interessant für die Kamera scheint nur die Geschichte um The Roks Ehe zu sein, der wohl als einziger im gesamten Film dankbar sein dürfte über die unheilvolle Katastrophe. Denn ohne sie wäre einiges anders. Seine Frau wäre immer noch glücklich mit dem laufenden Geldbeutel zusammen. Glücklich deswegen weil sie wahrscheinlich nie erfahren würde, wie er in so einer Situation handeln würde. Die Tochter ebenfalls nicht, sie wurde entspannt und lasziv am Haus eigenen Pool dümpeln und sich weiter ihres Lebens freuen. Einzig The Rock würde weiter Helikopter Schichten fliegen ohne die Gelegenheit zu haben sich als strahlender Held für seine Frau zu präsentieren. So gesehen kommt die Katastrophe gerade recht für unseren Lieblings Samoaner. Hier versetzt die Liebe nicht Berge, sondern die Berge versetzen die Liebe zugunsten des Rock.
Zurück zur Kamera, bis auf eine weitere Gruppe, die um den obligatorischen Professor (Paul Giamati), der natürlich auch nicht fehlen darf. In Katastrophenfilmen gibt es immer einen Mahner, ähnlich beim FC Bayern, Matze Sammer, der Mahner, nur ohne nachweisbaren Doktortitel. Independecne Day hatte seinen Jeff, 2012 hatte ihn, der gute Pierce in Twister hatte es gewusst und sogar in Noah wird gemahnt. Immer da wo viele Menschen sterben gibts einen Mahner.
Was allen Mahnern inne wohnt ist ihre Ohnmacht, die Katastrophe nicht verhindern zu können, anders der Matze, der bis dato größeres Unglück verhindert hat. Aber wer will schon den Matze in einem Blockbuster sehen? Die tägliche Dosis Sky reicht.
Wenn hier der Erklärbär am Werk war beim rezensieren dann nur, um das Thema auf eben jenen zu lenken, denn das ist wirklich ein nervender Stachel in der Haut, der den gesamten über Film juckt. Der auch bis zum Schluss nicht entfernt werden kann. Im Film wird alles Haar klein erklärt. Selbst Dinge, die keiner Erklärung Bedarfen, werden nochmal für den letzten RTL II Schauer schnellst möglich erklärt. Nervig, nervig, nervig.
Die Sache mit den Details
Mit San Andreas verhält es sich in etwa so. Man wird auf eine Party eingeladen, genehmigt sich ein paar Drinks und dann noch weitere. Dann noch einen um in gute Stimmung zu kommen, was auch funktioniert. In der Euphorie der guten Party, der lässigen Musik und den tollen Schirmchendrinks bandelt man mit einer Frau an. Die Frau gefällt und den Rest ersparen wir uns mal. Entscheidend ist der Morgen danach wenn die Sinne geschärft sind, die Details erkennbar. Im Allgemeinen sah die Gespielen auf der Party super super aus und das blieb auch den ganzen Abend und die ganze Nacht so. Solange man den Blick nicht auf die Details legt sich von der Euphorie und guten Stimmung anstecken lässt, bleibt alles gut. Wehe die Details gewinnen die Überhand und der Blick verändert sich. So verhält es sich auch mit San Andreas. Den Blick auf das Große und Ganze gerichtet, wird man die volle Zeit über unterhalten. Probleme wird derjenige haben, der die Details nicht ausblenden kann. Erstens wird er wenig Spaß auf besagter Party haben noch wird er sie genießen können.