Rio Bravo
.... ist
der Western-Klassiker aus dem Jahre 1959 – von Howard Hawks.
Die meisten kennen ihn wohl nur aus dem Fernsehen, wo er schon x-mal gelaufen ist und sicher auch weiterhin regelmäßig ein Wiedersehen ermöglicht wird. Gestern abend griff ich mehr zufällig ins Regal und sah den Western auf der heimischen Leinwand. Und es machte echt Freude!
Nachdem der Bruder des mächtigen Großgrundbesitzers Burdette beiläufig einen Mann im Saloon erschossen hat, bringt ihn der Sheriff (John Wayne) ins Gefängnis. Dabei hilft ihm sein trunksüchtiger Deputy, der seine besten Tage hinter sich hat, gespielt von Dean Martin. Von nun an beginnt die Wartezeit auf den US-Marshall, der sich des Mörders annehmen soll. Da damit zu rechnen ist, dass der mächtige Bruder, der über eine stattliche Helferschar verfügt, den Inhaftierten aus der Zelle befreien will, beginnt eine tagelange Bedrohungssituation, gegen die sich der Sheriff wappnen muss.
Neben seinem alkoholabhängigen Deputy hat er einen weiteren Helfershelfer, Stumpy, gespielt von Walter Brennan. Dieser, aufgrund einer Gehbehinderung stets als ‚Krüppel’ bezeichnete Alte bewacht den Gefangenen und bringt permanent einen kauzigen Humor in den Film ein, der Spaß macht.
Die Voraussetzungen für den Sheriff sind also nicht gerade rosig, da die Gegenseite offensichtlich viel mehr aufzubieten hat. Wer dem Sheriff Hilfe anbietet, bringt sich selbst in größte Gefahr. Dennoch schlägt sich der junge Colorado auf die Seite des Gesetzes und hilft dem Trio. Dieser wird von dem damals 18-jährigen Ricky Nelson gespielt, einem Jungstar aus der Rock’n Roll-Szene, der zwei Jahre später in Deutschland seinen größten Hit mit „Hello, Mary Lou“ hatte.
„Rio Bravo“ hat – gemessen an heutigen Sehgewohnheiten - ein relativ gemächliches Tempo bei einer Laufzeit von 2:21 Std. Trotz der Bedrohungssituation wird die Story recht leichtfüßig ’rüber gebracht. Da bleibt auch einmal die Zeit, ein - zwei Songs zum Besten zu geben, was sicherlich der Mitwirkung von Dean Martin und Ricky Nelson geschuldet ist. Das wirkt aber nicht aufgesetzt, sondern fügt sich ganz gut ein. Überhaupt menschelt es in diesem Western sehr stark. Man lernt die Charaktere gut kennen und entwickelt Sympathien für die Hauptakteure. Das gilt auch für den weiblichen Part, der von der damals sehr jungen und bildhübschen Angie Dickinson verkörpert wird. Da gibt’s auch ein paar Begegnungen, die durchaus sexy sind, wenngleich mir dieses Wort im Zusammenhang mit einem alten Western eher unpassend erscheint.
Am Ende gibt es einen klassischen Showdown......
Der Western ist mit Recht in die Filmgeschichte eingegangen und kann heute noch begeistern, wenn man sich auf die Entstehungszeit einlassen kann. Mancher (der jüngeren Generation) mag ihn altbacken finden. Auch ich fand ihn zuletzt (2009) selbst noch etwas angestaubt, aber gestern hatte ich die richtige Stimmung.
10/10
Noch ein paar Randnotizen:
John Carpenter verehrt diesen Western und nahm ihn als Vorlage für „Assault – Anschlag bei Nacht“, bei dem es ja um die Bedrohung einer Polizeistation durch eine Übermacht geht. So steuert Carpenter auch einen Audiokommentar auf der Blu-ray bei (den ich allerdings noch nicht hörte).
Von den Hauptcharakteren lebt heute nur noch Angie Dickinson. Und die ist mittlerweile 84 Jahre alt.
Der jüngste Mitwirkende, Ricky Nelson, starb im Übrigen auch als Jüngster, nämlich im Alter von 45 Jahren bei einem Flugzeugabsturz.
Der kauzige Walter Brennan bekam in seiner Karriere 3 Oscars (jew. Nebenrolle)! Das gelang danach nur noch zwei weiteren Schauspielern (Jack Nicholson, Daniel Day-Lewis).