Braveheart

Die wilde 13

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Braveheart

"Ihr habt mit Wallace geblutet... nun blutet mit mir!"
Robert the Bruce



Schottland, Ende des 13. Jahrhunderts unter dem Joch des englischen Königs Eduard "The Longshanks" I.. Nach dem Verrat und Mord an seinem Vater kehrt der junge Schotte William Wallace seinem Land den Rücken und kommt erst nach langen Jahren der Wanderschaft gemeinsam mit seinem Onkel wieder zurück in sein Heimatdorf. Die Freude ist groß, doch die Tyrannei der Engländer ist immer noch allgegenwärtig. William ist nach einer weiteren persönlichen Tragödie entschlossen, diese endlich zu beenden, doch nicht alle Schotten stehen auf seiner Seite...

Mel Gibson inszenierte Braveheart 1995 und somit können wir heuer das 20. Jubiläum dieses prächtigen Epos voller Mut, Liebe, Verrat und vor allem Blut feiern. An den Erfolg seines Regiedebüts glaubten nicht viele, so das Gibson gezwungen war, privates Geld dafür zu investieren. Das es sich gelohnt hat, zeigt der große Erfolg des Films beim Publikum und u.a. bei den Oscars, wo Braveheart 5 goldene Männekes abräumen konnte, darunter zwei an Mel Gibson für Regie und bester Film (als Produzent).

Braveheart ist bestes Unterhaltungskino wie aus der guten, alten Hollywood-Ära. Die Mischung aus Historienfilm und Drama ist perfekt gelungen und wird harmonisch durch eine Prise Liebesgeschichte der zartesten Art und wohldosiertem und köstlichem Humor ergänzt. Doch das Gemetzel von den Schlachtfeldern Schottland ist eindeutig Gibsons Handschrift. Hier beweist er zum ersten Mal seinen Hang zur Brutalität, den man allerdings auch als Authenzitität bezeichnen kann.

Nie zuvor wurde im Hollywood-Mainstream so dermaßen das Schlachtfeld als solches so wörtlich genommen. Es fliegen die Äxte, die Köpfe werden gespalten und Blut ist allgegenwärtig - sogar auf der Kameralinse. Ich wage mal hier die Behauptung, das sich ohne diesen Film Steven Spielberg wohl nie getraut hätte, die Anfangssequenz von Der Soldat James Ryan so zu drehen, wie sie letztendlich gedreht wurde. Mel Gibson ist in Sachen Gewaltdarstellung in eine neue Dimension vorgestoßen, zumindest außerhalb des Horrorgenres. Das zeigten dann auch eindrucksvoll seine weiteren kontrovers diskutierten Filme Apocalypto und vor allem Die Passion Christi.

Das eigentlich verstörende an diesem Umstand ist aber jener, das genau diese Gemetzel mit ein Grund dafür ist, das Braveheart so einen hohen Unterhaltungswert hat. Mel Gibson hat es geschafft, das der Zuschauer jeden einfachen Schotten sofort ins Herz schließt, allen voran natürlich Wallace selbst und seine geliebte Murron. Dem gegenüber stehen die Engländer, denen man für ihre Taten an das schottische Volk die Pest und mehr an den Hals wünscht. Diesem Wunsch kommt Gibson nur allzu gerne nach...

Das Zauberwort dafür heißt eben Emotionalität und das auf jeder Ebene. Der Film packt einen an Herz und Seele und lässt uns bis zum Schluß nicht mehr los. Auch ein Verdienst von James Horner, der einen wunderschönen Score schrieb und jede Szene passend akustisch untermalt. Da kommt nicht nur einmal Gänsehautfeeling auf. Wirklich schade, das es für diese geniale Filmmusik keinen Oscar gab.

Schauspielerisch spielt der Film auch in der ersten Liga. Auch wenn Gibson sich in gefühlt jeder Szene als William Wallace präsentiert, so lässt er doch auch ausreichend Platz für seine Schauspielkollegen. Allen voran Brendan Gleeson als Williams' alter Kumpel Hamish und Patrick McGoohan als undurchschaubarer König Eduard I.. Und Sophie Marceau ist sowieso immer einen Blick wert...

Kommen wir noch kurz zu den historischen Fakten. Keine Frage, hier hat das Drehbuch zugunsten von Dramaturgie und Narrative teils erheblich geschludert. So sind z.B. Ereignisse, die im Film scheinbar recht kurz hintereinander erfolgen, in Wirklichkeit Jahre auseinander: Robert the Bruce war keineswegs der gezeigte Zauderer und die Schwiegertochter Eduards I. war zum Zeitpunkt des Todes von Wallace gerade mal 3 Jahre alt.
Doch wollen wir in einem abendfüllenden Unterhaltungsfilm uns wirklich mit historisch verbürgten Fakten befassen, zumal ja schon zu Lebzeiten des William Wallace seine Legendenbildung ins Kraut schoß, die Gibson ja auch im Film genüßlich vor der Schlacht in Stirling aufs Korn nimmt. Also, was soll's, die Eckdaten stimmen grob und William Wallace und seine tapferen Schotten haben ein würdiges (Film)Denkmal bekommen, das über fast 3 Stunden jede Menge Spaß bereitet und Emotionen weckt wie kaum ein anderer Film mit historischen Hintergrund.

10/10
 
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