AW: I Am Legend
[...] „Der Omega-Mann" mit Charlton Heston in der Hauptrolle.
Leider war der Film mehr angestaubt, als ich vermutet habe. Der Film scheint beinahe in seiner Zeit gefangen zu sein.
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selbstverständlich ist der film in seiner zeit gefangen, das macht ihn für mich so interessant, da ich schwer etwas für die 1970er übrig habe (bin zwar in diese hineingeboren, aber aufgewachsen in den 80ern), was nicht immer so war.
der film hat einfach diese bedrückende, rüde atmo. die menschenleeren straßen, alles im verfall begriffen: wenn auch erst anfangs, so kann man sich gut ausmalen, welchen weg alles irdische nehmen wird.
und dann Charlon Heston, der im Mustang durch die leere brettert (und im kino "Woodstock" [!!!] schaut... ich meine: Charlton "aus meinen kalten, toten Händen"- Heston) und auf alles ballert, was nicht bei drei auf den bäumen ist.
Allein der größtenteils deplatzierte Musik-Score hat jegliche Spannung direkt im Keim erstickt.
und hier setzt es hiebe.
Ron Grainer [@Firefly: dem mann haben wir das "Doctor Who"-thema zu verdanken) hat einen absolut fantastischen score abgeliefert (für soundtracksammler war "The Omega Man" jahrzehntelang der Heilige Gral), der mit seinen bisweilen
süßlichen klängen prima gegen die allgemeine depression des films anspielt und der dann wieder funkig genug ist, um ihn einmal mehr seiner zeitlichen entstehung zuzuordnen.
kritik an dieser überragenden musik gültet einfach nicht!
Neben der Musik fühle ich mich auch durch toughe, schwarze Frau mit Afrofrisur ein wenig in einem Shaft-Film. Nur war der Hauptdarsteller weiß, hieß Charlton Heston und versuchte sich irgendwie in die Rolle des Wissenschaftlers einzufühlen, wobei ihm das Rumballern wesentlich mehr Spaß bereitete.
wie gesagt: es sind die 1970er, und der film gibt zu keinem zeitpunkt vor, eine charakterstudie zu sein oder ein psychologisches profil seiner protagonisten zu erstellen (wobei Neville genug "macken" entwickelt hat, um seiner isolation entgegenzuarbeiten: das sprechen mit unbelebten gegenständen, das umziehen zum abendessen, das stete wiederanschauen desselben filmes im kino). bedrohungen werden nicht zu tode gequatscht, sondern über den haufen geschossen. und immerhin, trotz allem, es ist Charlton Heston. der darf das.
dass du das auftreten der schwarzen dame an ihrem äußeren und ihrer stärke kritisierst, mag sich mir nicht erschließen. hätte es ein weinerliches mauerblümchen in nonnentracht sein sollen? oder eine frau mit anderer hautfarbe? ich kann da nicht so recht erkennen, worauf du hinauswillst.
In dieser Hinsicht hat für mich Will Smith eine wesentliche bessere Ego-Show abgeliefert.
nein, hat er nicht. :p
ich fand "I Am Legend" überraschend gelungen, aber in seinem hauptdarsteller massiv fehlbesetzt
Generell besaß für mich der Film einige Ungereimtheiten. So wird unter anderem überhaupt nicht deutlich gemacht, wieso die Sekte es innerhalb von zwei Jahren nicht geschafft hat, Robert Neville zu töten. Sie sind nicht dumm, in der Überzahl und haben ebenfalls Waffen.
Vietnam anyone?
Des Weiteren wirkte gen Ende des Films der Entschluss des Jungen die Sektenmitglieder zu töten, überrumpelt und aufgesetzt.
Dagegen gefiel mir der Diskurs über die neue Rasse, die in diesem Film einmal ganz deutlich ausgesprochen worden ist. Bei den meisten Zombiefilmen der damaligen Zeit gab es diese Lesarten ja vor allem durch die verschiedenen Interpretationen der Zuschauer bzw. rührten sie allgemein vom Zombiediskurs. Ich will damit keinesfalls die Sektenmitglieder als hirnlose Zombies klassifizieren, sondern ich versuche sie nur in einer übergeordneten bzw. untergeordneten Form der Spezies Mensch einzuordnen.
nun ja, DER zombiefilm war seinerzeit gerademal 3 jahre alt.
es gab nicht viel im genre, worauf man sich berufen konnte. aber genau um diese "neue rasse" geht es in der geschichte ja auch. Neville ist der letzte bestandteil der alten welt, die sekte hat die macht übernommen und ist die zukunft der menschheit, die sich von nun an in diese richtung weiterentwickeln wird. dies ist der einzige punkt, der gegen den film arbeitet: die aussicht auf heilung. die gibt es in keinem der anderen filme, eben weil es überhaupt nicht darum geht, daß die menschheit gerettet werden soll... denn das soll sie nicht. sie hatte ihre chance und hat sie nicht genutzt, nun macht sie eben platz für den nachfolger (eine idee, die Romero erst ganz deutlich in "Land of the dead" wiederaufgegriffen hat)
Schlussendlich war es auf jeden Fall interessant eine andere zeitgeschichtliche Adaption dieser Geschichte zu sehen, aber ich verspüre aktuell kein großes Interesse diese Version noch einmal anzusehen. Als nächstes interessiert mich vor allem „The Last Man on Earth“ mit Vincent Price und danach werde ich mir einmal den Roman zur Gemüte führen.
schade, daß der "Omega Mann" bei dir nicht gezündet hat. für mich gehört er zur "liberalen trilogie" Charlton Hestons, zusammen mit "Planet der Affen" und "Soylent Green" eine bemerkenswerte erscheinung ihrer zeit, mit so vielen großartigen momenten, daß ich gerade richtig lust auf den film bekomme und er ganz sicher noch in sehr absehbarer zeit wieder mal im player landen wird. allein das schlichte, aber sehr effektive design der zombies (Anthony Zerbe ist großartig in seiner rolle), das stete "Neville"-gerufe in der nacht, das Heston langsam zermürben soll.
hach, ein großartiger film!