AW: Jenseits von Afrika
Jenseits von Afrika
Die Dänin Karen Blixen kommt kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges nach Kenia, um zusammen mit ihrem Mann Baron Bror Blixen eine Molkerei aufzubauen. Doch alles kommt ganz anders als erhofft, doch die Magie Afrikas und die Liebe zu dem Großwildjäger Denys Finch Hatton lassen sie nicht verzweifeln...
Karen Blixens Erinnerungen an Afrika, die sie unter dem Pseudonym Isak Dinesen schrieb, wird zwar in Sydney Pollacks Inszenierung von 1985 ziemlich eingedampft, doch mit der Zuhilfenahme der Biografie von Denys Finch Hatton entstand daraus eine wunderschöne Liebesgeschichte, die für mich nie ihren Reiz verlieren wird.
Zugegeben, einen Spannungsaufbau sucht man vergebens, das Leben und die Traditionen der Einheimischen wird bei einer Lauflänge von über Zweieinhalb Stunden leider sträflich vernachlässigt und auch von Karen Blixens Idealismus und Hilfsbereitschaft erfährt man im Gegensatz zu ihrer Biografie, in der die Liaison mit Denys nur eine Randnotiz ist, noch viel zu wenig und dennoch schafft es Pollack, das der Film weder langweilig noch oberflächlich ist.
Während die (Postkarten-)Bilder und auch der fulminante Score von John Barry erfolgreich die komplette Klaviatur der Emotionen bedienen, kommen in den Dialogen auch durchaus kritische Töne zur Sprache, was die Kolonialzeit, die Rolle der Frau in der damaligen Zeit oder vor allem auch der Umgang mit den wilden Tieren angehen. Doch verblassen diese kritischen Untertöne gegenüber der alles beherrschenden Lovestory. Und das ist gar nicht mal negativ gemeint, denn das ist
Jenseits von Afrika (der Film wohlgemerkt!) ja auch in erster Linie, und dazu einer der schönsten, die je gedreht wurden.
Meryl Streep spielt ihre Rolle einfach fantastisch, ihre schon angeborene aristokratisch, wundervolle Ausstrahlung kommt ihr hier sehr gelegen und man fühlt, leidet und freut sich in jeder Szene mit ihr. Robert Redford als Freigeist und Liebhaber ist natürlich die absolute Ideal- und Traumbesetzung, die er ebenfalls mit Freude spielt. Doch der heimliche Star ist Klaus Maria Brandauer, der augenzwinkernd die "Jagd" der Männer nach Wein, Weib und Geld genüßlich aufs Korn nimmt und keinen Hehl daraus macht, dafür so wenig wie möglich zu tun. Einen sympathischeren Halodri hat es im Film nie gegeben.
Wenn man sich auf die Liebesgeschichte einlässt, bekommt man einen großartigen Film geboten, der zu Herzen geht aber ohne dabei kitschig zu werden. Denn wer bei den wunderschönen Bildern (der Flug über Kenias Weiten!!) oder dem Score (leider kommt das Hauptthema viel zu kurz) an Kitsch denkt, dem ist der Blick auf die schönen Dinge dieser Welt leider mehr oder weniger abhanden gekommen. Zum Wiederfinden dieser Gabe aber ist
Jenseits von Afrika bestens geeignet. Einfach sich fallen lassen und genießen. Filme schauen kann so einfach und so schön sein!
9/10