AW: X-Men
Interessant ist auch, dass anscheinend nur wenige Leute den Abspann von Teil 3 zu Ende gesehen haben. Ich jedem Forum lese ich die Frage warum Xavier plötzlich wieder dabei ist und teilweise auch als Kritikpunkt für ein schlampiges Drehbuch.
Das ist leider das ganz große Problem von After Credits Scenes. Mir ist schon häufig aufgefallen, dass viele Leute im Kino schon ihre Sachen zusammenbacken wenn sie denken, so jetzt ist der Film gleich zuende. Es wird nochmal hektisch der letzte Schluck aus dem Getränk genommen, die Frau greift zur Handtasche usw. Genau diese Leute sind es die sofort wenn das schwarze Bild mit dieser komischen weißen Schrift auftaucht
sofort aufstehen und den Saal "panisch" verlassen. Selbst bei einem Film bei dem ich keine weitere Szene nach den Credits erwarte/erhoffe bleibe ich meisens immer noch kurz sitzen um mich kurz zu sammeln. Viele Filme wirken ja nach der Sichtung nochmal nach und ich finde es einfach nur schade wenn Leute Filme wie Fastfood konsumieren und sich selber damit um soviel berauben. Und viele verschwinden ja sofort wenn der Film zuende ist, also bekommen noch nichtmal im Ansatz den Score der Credits mit, zuschweige denn, falls es eine gibt, eine Finale Szene oder, in anderen Gernes häufig üblich, Quttakes vom Dreh die mit in den Abspann eingebaut werden bzw. Fotos der Charaktere die zeigen was nach dem eigentlichen Filmende noch so alles passiert ist. Aber genau diese Leute, die sich solchen Informationen mit ihrem blödem Verhalten bewusst entziehen, sind die ersten die Meckern wenn sie im nächsten Film nicht haarklein erklärt bekommen warum dieser oder jener nun doch wieder mit dabei ist bzw. fehlt.
Übrigens schienen die Autoren mit den vielen Mutanten aus "Erste Entscheidung" auch nicht so zufrieden gewesen zu sein. Schließlich sind von den Schülern und Magnetos Anhängern fast alle tot.
Es wäre aus meiner Sicht aber auch schwer geworden, weil es eben genau diese Mutanten in den alten X-Men Filmen nicht mehr gab, sie jetzt "künstlich" noch weiter in die Story mit einzubinden, wo man weiß das sie im späteren Verlauf eh keine Relefanz mehr haben. Die Anhänger von Charles sind ja auch später noch in irgendeiner Form zumindest, teil der X-Men. Ich muss aber auch sagen das mir von den Mutantenschülern von Magneto keiner gefehlt hat.
Gestern habe ich dann übrigens mit der alten X-Men Trilogie begonnen. Da meine letzte Sichtung schon etwas länger her ist, war es definitiv ein Vernügen
X-Men nochmal zu schauen, vorallem wenn man bedenkt das der Film mitlerweile bereits 14 Jahre alt ist
und dennoch nichts von seiner guten Wirkung auf mich verloren hat.
Bryan Singer wagte sich an die Verfilmung der X-Men und es muss bedenkt werden, dass zu diesem Zeitpunkt Comicverfilmungen noch nicht so eine Lobby hatten, wie sie es heute inne haben. Eines der schwierigsten Aufgaben für eine Verfilmung war die Einführung in das Universum mit all seinen Mutanten und das der Film eine Authentizität bekommt und nicht zu einer floskelhaften Freakshow verkommen sollte.
Einmal mehr wurde mir deutlich das
Bryan Singer bereits damals, zu einem Zeitpunkt zu dem Comicverfilmungen noch nicht so in Mode bzw. salongfähig waren, wie sie es heute sind. Eigentlich, von ein paar "Versuchen" mal abgesehen waren es zuvor nurSuperman und Batman welches es geschafft haben neben der Comicwelt auch die große Kinoleinwand zu erobern. Ich behaupte einfach mal das es
Bryan Singer mit diesem Film gelungen ist, eine breite Masse von Leuten für solch eine Thematik zu begeistern und damit Marvel ermöglicht hat, unzählige weitere Geschichten aus ihrem Comicuniversum auf die Kinoleinwand zu bringen und somit einem weiteren Publikum seine "Produkte" zu verkaufen.
Anders wie in den
Superman bzw.
Batman Filmen die der Kinozuschauer gewohnt war, gab es zwar auch einen "Bösewicht" (Magneto) in
X-Men, jedoch waren die Grenzen zwischen Gut und Böse fließend bzw. die Ziele beider Seiten im Prinzip die Gleichen, jedoch die Ansätze und dessen Umsetzung grund verschieden. Während bei Superman oder Batman es einen ganz klaren Bösewicht gegen den der Held kämpfen musste, steht in
X-Men eigentlich eher die Sache im Vordergrund. Charles Xavier glaubt an das gute in den Menschen und will ein friedliches Zusammenleben zwischen Mutanten und Menschen erziehlen. Magneto hingegen...
versucht dieses Problem, welches auch einen historischen Kontext besitzt, zu lösen, denn so wie damals die Verfolgung der Christen im Römischen Reich beendet worden ist, indem Kaiser Konstantin selber Christ wurde und somit diese Religion in die Verfassung festsetzte, will Magneto mithilfe einer Maschine, die Oberhäupter von verschiedenen Nationen in Mutanten verwandeln. Der Vergleich mit der römischen Gesichte findet im Endschnitt des Films keinen Anklang, sondern nur in den entfernten und erweiterten Szenen. Warum diese in die Endfassung des Films fehlen wird wohl ein Geheimnis des Bryan Singers bleiben.
Genauso wie Du habe ich mir auch die Erweiteren/Entfallenen Szenen angeschaut und mir ist auch besonders diese aufgefallen, welche meiner Meinung nach auf jeden Fall in den Film reingehört hätte. Jedoch befürchte ich, eben weil es damals noch nicht eine so große Lobby für Comicverfilmungen gab, das sich das Studio nicht getraut hat, diese Szene drin zu lassen. Ich muss auch gestehen das ich damals, bei der Ersichtung im Kino, auch eher den Fokus auf die guten CGI Effekte und die Action hatte, weniger auf solche kleinen aber sehr feinen Szenen, welche Bryan Singer sehr geschickt über den gesamten Film hat einfließen lassen, damit es eben keine "Freakshow" wird, sonder das Thema auch ernsthaft und glaubhaft rüberkam. Natürlich sind die X-Men auch Superhelden im eigentlichen Sinne, aber mitlerweile sehe ich die Filme nicht mehr als reine Superhelden-Filme an, sondern vielmehr auch als eine gute filmische Umsetzung zu dem Thema "Was wäre wenn es Mutanten gäbe?" Wie würde die Menschheit reagieren und wie würden die Mutanten handeln? Würden Sie sich versuchen anzupassen und normal zu wirken um im Einklang mit der Menschheit zu leben oder aber würden sie versuchen, so der Magneto Ansatz, nicht nur die Weltherrschaft an sich zu reißen sondern auch die Menschheit auszulöschen in dem Sie aus Menschen Mutanten machen. Aus heutiger Ansicht finde ich daher diese Szene, in der Storm die Schulklasse diese Gegebenheit aus der menschlichen Geschichte erzählt, bärenstark, weil so der Ansatz von Magneto bzw. dessen Ziele ganz klar herrausgestellt wurden und somit der Zuschauer sich auch die Frage stellt, welchen Weg er gehen würde. Also den Von Xavier oder den von Magneto. Damals war das Studio wahrscheinlcih noch nicht mutig genug solche Szenen im Film zu lassen, da der Zuschauer natürlich einen reinen Action Film erwartet hat und wahrscheinlich, obwohl
X-Men ohnehin ja schon sehr viel Story bietet, zu storylastig geworden wäre.
Aber diese Vergleiche und Verweise auf die menschliche Geschichte geben dem Film X-Men eine gewisse Tiefe, die bei den meisten Comicverfilmungen nicht vorhanden ist. Die Ausgrenzung der Menschen, die eine besondere Fähigkeit haben, wirkt sehr menschlich und dramatisch und gibt diesen sogenannten Mutanten mehr Züge eines Menschen als viele wirkliche Menschen im Film. Doch der Film befasst sich nicht vordergründig mit Diskriminierung und anderen dramatischen Elementen, denn es ist vor allem ein Film, welcher viel Action und Tempo besitzt. Die Charaktere wirken vor allem in den Passagen mit viel Effekten auch comichaft, aber genau diese Balance zwischen Action und Gefühlt gelingt dem Film sehr gut.
Auch hier muss ich wirklich zu meiner Schande gestehen ist mir das damals nicht so extrem aufgefallen wie heute! Damals war
X-Men zwar für mich auch eine sehr gute Comicverfilmung, aber erst als
Christopher Nolan mit seiner Neuinterpretation von Batman in die Kinos einzug hielt, dachte ich das er der Erste gewesen sei, der es geschafft hat eine Comicvoralge und das darin enthaltene Comicuniversum in die reale Welt zu transportieren und es somit "natürlich" wirken zu lassen. Diese Aussage muss ich nun revidiren, da Nolans Batman Verfilmungen zwar immer noch mit zu dem Besten gehört was ich aus diesem Genre kenne, jedoch für mich nun definitiv
Bryan Singer der erste war, dem dies gelungen ist! Natürlich haben die
X-Men Fähigkeiten und Kräfte, welche sie aber nicht dafür einsetzen um den Bankräuber oder den Handtaschen Dieb zu fangen, sondern um im Auftrag für alle Mutanten eine Akzeptanz zu schaffen und der Menschheit zu zeigen das man keine Angst vor Mutanten haben sollte, sondern sie eher als ganz normalen Teil der Gesellschaft ansehen sollte. Magnetos Ansätze kann man aber auch sehr gut verstehen, da er eben aus dem Zeitalter der Judenverfolgung stammt und am eigenen Leib erfahren musste wie es ist von einer Gruppe andersdenkender, die mit dem offiziellen Auftrag die arische Menscheit zu schützen, andere Bevölkerungsschichten auszurotten. Nichts anderes soll, laut Auffassung der Politiker, auch mit den Mutanten passieren. Und da Magneto dies bereits einmal miterlebt hat, kann man es nur allzugut verstehen warum er keine Lust darauf hat nochmal sowas zu erleben, vorallem nicht da er ja nun, aus seiner Sicht, eine Chance hat es anders zu lösen und mit seinen "Mutanten-Kräften" die Menschheit eines besseren zu belehren.
Was ich damit zum Ausdruck bringen will ist einfach die Tatsache das der Film kein simples Gut gegen Böse ist, Superheld erledigt Bösewicht, bringt ihn hinter gitter und alles ist gut, sondern viel tiefgründigere Fragen und ethische Fragestellungen aufwirft. Und solche Gedankengänge habe ich nunmal nicht wenn ich mir Spider-Man oder Iron Man anschaue. Beides natürlich auch sehr gute Comicverfilmungen die ich auch gerne sehe, aber eben nicht so "real" wie es die X-Men sind.
First Class und auch
Days of Future Past haben diesen Ansatz, der bereits in
X-Men vorhanden war, zwar verfeinert, aber im Grunde war dies nur möglich weil
Bryan Singer beretis im Jahr 2000, als noch niemand damit gerechnet hat das auch ein großes erwachsenen Publikum sich auf einen Comicfilm im Kino einlassen würde, es geschafft hat aus einer Comicvorlage nicht nur eine Realverfilmung zu machen, sondern eben auch einen realen Film!