Byzantium

Despair

Filmvisionaer
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Filmkritiken
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Byzantium


Ausnahmsweise verzichte ich auf die obligatorische Inhaltsangabe zu Beginn. Nicht, weil der Film keine Geschichte hätte – ganz im Gegenteil. „Byzantium“ erzählt sogar zwei Geschichten parallel, die in der Vergangenheit und der Gegenwart des ungleichen Schwesternpaares Clara und Eleanor spielen. Da wir es mit Vampiren zu tun haben, liegen zwischen diesen beiden ineinander verwobenen Geschichten mehr als 150 Jahre. Die Story ist durchaus vielschichtig, bleibt aber jederzeit nachvollziehbar und - trotz gemächlicher Erzählweise – immer spannend. Je weniger man im Vorfeld weiß, umso besser. Deshalb keine Inhaltsangabe.

Doch in welchem Genre ist „Byzantium“ angesiedelt? Ich würde sagen: Horror-Drama inklusive Lovestory mit kleinen Abstechern in den Kostümfilm. Hier wird nicht gesplattert, nicht geglitzert, nichtmal in Hälse wird gebissen. Trotzdem kommt reichlich Vampirfeeling auf, hauptsächlich wegen der düsteren Inszenierung, die in der Vergangenheit opulent-dreckig und in der Gegenwart kühl und nüchtern ausfällt. „Interview mit einem Vampir“ meets „So finster die Nacht“. Und wenn Eleanor im roten Cape durch die Straßen flaniert, kommen wohlige Erinnerungen an Rosalie aus Neil Jordans Frühwerk „Die Zeit der Wölfe“ auf. Und ein klein wenig märchenhaft wirkt auch „Byzantium“.

Obwohl der Fokus klar auf der problematischen Beziehung von Clara und Eleanor liegt, kommt „Byzantium“ nicht unblutig daher. Manchmal fließt das Blut sogar wasserfallartig – im wahrsten Sinne des Wortes. ;) Klassischen Vampirhorror oder gar ein Schlachtfest á la „30 Days Of Night“ sollte man aber nicht erwarten. Und von Kitsch im Stil von „Twilight“ ist „Byzantium“ durch die pessimistisch-melancholische Grundstimmung und die klar besseren Darsteller zum Glück meilenweit entfernt. Ach ja, die Darsteller: Saoirse Ronan und Gemma Arterton machen ihre Sache super, ebenso die Nebendarsteller. Ein halb britischer Cast und Drehorte in England und Irland können bei einem Vampirfilm halt nie schaden, verleihen sie der ganzen Sache doch den angemessenen, „steifen“ Ernst. ;)

Fazit: „Byzantium“ vermischt gekonnt Neues mit Altem und fügt damit der eigentlich ziemlich ausgesaugten Vampirthematik neue Facetten hinzu. Neil Jordan präsentiert in seinem Film die wohl menschlichsten Vampire aller Zeiten, die aber trotzdem auch so richtig biestig werden können. Mir gefällt zudem die Mischung aus Horror und Drama ausgeprochen gut.

9/10 Punkte
 
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