Johnny zieht in den Krieg

Despair

Filmvisionaer
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AW: Johnny zieht in den Krieg

Johnny zieht in den Krieg

USA, zur Zeit des ersten Weltkrieges: Wie viele junge Männer meldet sich auch Joe freiwillig zur Armee, um Vaterland und Demokratie zu verteidigen. Auch das eindringliche Flehen seiner Freundin Kareen kann ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen. Nach kurzem Fronteinsatz findet sich Joe in einer Krankenstation wieder – ohne Arme und Beine, ohne Unterkiefer, blind und taub und von den Ärzten für hirntot erklärt. Eine klassische Fehldiagnose, denn Joes Hirn arbeitet ununterbrochen. Jeglicher Kommunikationsmöglichkeit zur Außenwelt beraubt versucht Joe, seine derzeitige Situation zu begreifen und zu ergründen. Irgendwann gelingt es Joes Krankenschwester, mit ihm Kontakt aufzunehmen...

„Johnny zieht in den Krieg“ ist ein ungewöhnliches Antikriegsdrama, das auf die Darstellung kriegerischer Handlungen fast komplett verzichtet und sich mehr mit der Zeit vor und nach Joes Einsatz befasst. Als Zuschauer taucht man ein in Joes Gedankenwelt, die aus Erinnerungsfragmenten, wirren Fantasien und nüchternen Analysen der täglichen Abläufe im Krankenzimmer besteht. Im Laufe der Zeit lernt Joe, Vibrationen des Bodens und Berührungen zu deuten und daraus zu schließen, wer gerade mit ihm interagiert. Das wirkt nicht immer sehr glaubhaft, bringt aber gut rüber, dass wir es nicht mit einem nichts mehr wahrnehmenden Klumpen Fleisch zu tun haben, sondern mit einem denkenden und fühlenden Menschen, der aus wissenschaftlichen Gründen am Leben gehalten wird. Das ist harter Stoff, der durch einige surreal anmutende Traumsequenzen gar in philosophische Sphären vordringt (Joes Gespräch mit Jesus (Donald Sutherland)), manchmal aber durch angenehme Erinnerungen etwas aufgelockert wird, die jedoch immer einen melancholischen bis sardonischen Beigeschmack haben.

Fazit: „Johnny zieht in den Krieg“ ist sowohl ein eindringliches Plädoyer gegen den Krieg, als auch gegen unmenschliche Praktiken zugunsten des medizinischen Fortschritts. Die ruhige und gleichzeitig ziemlich abgedrehte Inszenierung mag nicht jedermanns Sache sein, hebt den Film aber wohltuend von herkömmlichen Kriegsdramen ab. Wo beispielsweise das südkoreanische „Brotherhood“ nicht enden wollende Gemetzelszenen zur Verdeutlichung der Schrecken des Krieges einsetzt (was ebenfalls Eindruck hinterlässt), setzt Regisseur Dalton Trumbo auf die Hölle nach dem Kampf und hat damit einen Film erschaffen, den man unbedingt gesehen haben sollte.

9,5/10 Punkte

Btw: Das sehr gelungene Musikvideo zum Metallica-Song „One“ basiert auf diesem Film und verwendet einige Szenen daraus. Kann man sich quasi als Filmtrailer mal zu Gemüte führen.
 
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