AW: Hulk
Der Unglaubliche Hulk
War Ang Lees Interpretation des Marvel-Stoffes für Hollywoodverhältnisse ein gnadenloser Flop, so wollte man mit einer Art Reboot alles besser machen. Ähnlich wie bei Nolans Reinkarnation der tot geglaubten Batman-Franchise erhoffte man sich wohl auch bei „Hulk“ einen weiteren Publikumsrenner zu lancieren, indem jene Fehler ausgemerzt würden, welche zum Scheitern der Reihe führten. Problem ist jedoch, dass Ang Lees oftmals missverstandene Interpretation des grünen Wüterichs weitaus besser ist, als er verschrien wird. Die Bildsprache war geradezu ein genialer Einfall, die Geschichte im Rahmen einer Comicverfilmung durchaus glaubwürdig, die Effekte annehmbar und insgesamt eine äußerst gelungene Verfilmung mit Tiefgang und plastischen Figuren. Dennoch fiel der Film beim (Kino-) Publikum durch, und bei einem weiteren Hulk wollte man nun alles anders machen.
So distanzierte man sich im Vorfeld weitestgehend von Ang Lees Film. Ein kompletter Neustart sollte es werden. Doch im Endeffekt ist „The Incredible Hulk“ nichts weiter als eine Fortsetzung des Lee-Hulks, knüpft er doch nahtlos an den Film an (ohne Ang Lees Hulk gesehen zu haben, sind einige Charaktere und deren Handlungen kaum nachvollziehbar). Auffällige Neuerung ist natürlich die komplett ersetzte Schauspielergarde. Bruce Banner wird nunmehr durch den (egomanen) Edward Norton dargestellt und seine Freundin durch Liv Tyler. Beide sind in ihren eindimensionalen Rollen komplett unterfordert; und da der Regisseur jetzt Louis Leterrier („The Transporter“) heißt, verlässt man sich dann auch vollkommen auf ausladende Actionszenen mit ganz viel (mäßiger) CGI. Auch der Hulk selbst soll nun noch böser und fieser aussehen, was auch wieder völlig konträr zur Intention Lees läuft: Lee stellte den Hulk immer als Opfer da, wohingegen Leterrier den Hulk als Bestie demonstriert, ihn später jedoch in einer an „King Kong“ angelehnten Szene vermenschlicht, wenn er seine große Liebe bei sich hat. Dramaturgisch völlig ziellos schleppt sich Leterriers Film so bis zum Abspann.
Nun, Hollywood wollte beim zweiten Teil alles besser machen. Doch wenn dieses „besser“ bedeutet, dass das Drehbuch im Gegensatz zu Lees „Hulk“ seicht, die Charaktere eindimensional und ihre Aktionen unglaubwürdig, die Action zugekleistert mit schlechten CGI, und die Story völlig blödsinnig ist, so verkauft Hollywood sein Publikum wohl für dumm. Relativierend ist aber, dass selbst dieser als vollkommen misslungen zu bezeichnende Neustart auch nicht viel besser beim Publikum angekommen ist. Gut so.
4/10