Wolverine: Weg des Kriegers
Nach der Vorgeschichte von Logan/Wolverine in „X-Men Origins: Wolverine
" wird im zweiten Solofilm über einen der populärsten Figuren aus der X-Men-Familie ein neues Abenteuer erzählt, dass ihn dieses Mal ins ferne Japan verschlägt.
Zeitlich ist die Geschichte nach der „X-Men: Der letzte Widerstand" verortet. Wolverine fristet ein Einsiedlerdasein im Wald und scheint an seine Unsterblichkeit und seiner vergangen Liebe an Jean Grey langsam zu zerbrechen. Einzig der Drang nach Gerechtigkeit und die moralischen Impulse treiben ihn zeitweise noch in die Gesellschaft, wo er sich zu Beginn Films an einen Jäger rächt, der einen unschuldigen Bären getötet hat. Just in diesem Moment wird er von Yukio aufgespürt, die seit einiger Zeit im Auftrag ihres milliardenschweren Arbeitgebers Yashida nach dem legendären Wolverine sucht. Nach einigen Überredungskünsten begleitet Wolverine die junge Yukio um den krebskranken Yashida zu besuchen, dessen letzter Wunsch es ist, Wolverine noch einmal zu danken, dass er ihn während des zweiten Weltkriegs das Leben rettete, und sich von ihm zu verabschieden. Doch mitten in Tokio angekommen, wird schnell klar, dass er Wolverine nicht nur danken will, sondern ihm auch das Angebot machen will, ihn von seinem Fluch der Unsterblichkeit zu befreien, bis plötzlich im Trubel der familiären Ereignisse die Tochter von Yashida von der Yakuzza entführt wird.
Wegen seines Sinns für Gerechtigkeit und seinen aufgebauten Gefühle für Yashidas Tocher hilft Wolverine beim Aufspüren der entführten Tochter und gerät dabei immer tiefer im Strudel der verschiedenen Intrigen und Verschwörungen.
Der Wechsel des Schauplatzes nach Tokio bietet im Vergleich zu den vorherigen Geschichten der X-Men Abwechslung und anders als es beispielsweise bei „
The Fast and the Furious: Tokyo Drift" der Fall ist, sind die Darsteller größtenteils japanischer Abstammung und verhalten sich auch der Kultur u. Gesellschaft entsprechend. Auch die Thematik der Unsterblichkeit sowie der möglichen Aufhebung seiner Kräfte und auch seine Verlustängste nach dem Tod von Jean Grey bieten zunächst genug dramatisches Potenzial, sodass sich „Wolverine: Weg des Kriegers" von reinen spaßigen Comicverfilmung abzusetzen vermag. Vor allem im ersten Themenkreis (Unsterblichkeit, Aufhebung der Kräfte) ähnelt die Figur des Wolverines schon dem klassischen Superman. Wo in der Vergangenheit bei Superman nur selten das dramatische Potenzial in den Filmen in den Fokus gerückt worden ist („
Man of Steel" kann als erste gelungene Ausnahme angesehen werden) wurden das Thema bei den „X-Men" schon mehrmals aufgegriffen am deutlichsten beim Mittel gegen Mutation in „X-Men: Der letzte Widerstand". Doch die Themen stehen beim „Wolverine: Weg des Krieges" nur im Raum und werden kaum eingehender behandelt, sondern nur oberflächlich gestreift.
Viel mehr wirkt die ganze Geschichte zu beliebig und konstruiert und zeigt nur ein weiteres Abenteuer mit
Hugh Jackman, aber ohne jegliche Form einer Weiterentwicklung der Figur des Wolverines. Die Dramaturgie ähnelt im gesamten X-Men-Kosmos dann viel mehr einer abgeschlossenen Episodensturkur einer Serie, wo nur am Rande bestimmte vorherige Ereignisse (Jean Greys Tod, Cliffhanger nach dem Abspann des Films) gestreift werden, um einen gewissen Zusammenhang zu wahren. Die Flucht der beiden Hauptdarsteller vor den Schurken ähnelt zu sehr vielen konventionellen Actionthrillern und besitzt sogar beängstigend viele Parallelen zu
James Mangolds letzten Film „
Knight and Day".
Das es in Zeiten von immer größeren Actionspektakeln und Materialschlachten („
The Avengers" oder „Pacific Rim") immer schwieriger wird den Zuschauer für kleinere Actionfilme zu begeistern, die keine 200 Millionen US-Dollar gekostet haben, ist nachvollziehbar, aber gerade dadurch könnte man durch die Fokussierung auf die Geschichte und die Charaktere ganz andere Qualitäten erreichen. Nur zeigen die Drehbuchautoren
Christopher McQuarrie und
Mark Bomback nur alten Wein in neuen Schläuchen und können nicht einmal annähernd das charakterliche Potenzial ausschöpfen, wie es beispweise
Shane Black bei „
Iron Man 3“ gelang.
Diese solide, konventionelle Action-Thriller-Unterhaltung wird sogar noch dadurch gefährdet, dass einige Witze und Humoreinlagen nicht zünden. Vor allem manche „coolen" Sprüche wirken von „Wolverine" zu aufgesetzt und flach. Nur in einer Sequenz (Schnellzug) konnte Regisseur
James Mangold eine perfekte Mischung aus halsbrecherischen Stunts, toller Kulisse und amüsanten Humor abbilden.
Während „X-Men Origins: Wolverine" durch die interessante Vorgeschichte viele kleinere Schönheitsfehler im Verlauf des Films kompensieren konnte, verliert Wolverine in diesem Film durch die zu konventionelle Handlung seinen Esprit, dass leider nicht durch die fernöstliche Kulisse aufgefangen wird. Mit diesem Film hat Auftragsregisseur
James Mangold, der bereits in vielen Genres gute und überzeugende Beiträge schuf, bislang seinen unbefriedigsten Film abgeliefert.