AW: Marty
Eigentlich schnell abgekurbelt in der Hoffnung, aus Steuergründen einen kommerziellen Flop zu landen, wurde "Marty" nicht nur achtmal für den Oscar nominiert, sondern gewann auch noch die vier wichtigsten davon (Film, Regie, Hauptdarsteller, Drehbuch). Gerade weil die Geschichte um den Fleischer Marty (Ernest Borgnine), der nur Pech mit den Frauen hat, so schlicht, ungeschönt und unvermittelt wirkte, feierte man ihn als realistisches Milieuportrait. Inzwischen erkennt man den moralisch erhobenen Finger, der damals unsichtbar gewesen zu sein schien, überdeutlich: Von Anfang an scheint "Marty" auf eine Message ausgerichtet zu sein. Gerade hier liegt aber der Reiz, sich den Film mit diesem Wissen aus heutiger Perspektive noch einmal anzusehen. Borgnine macht das Muttersöhnchen natürlich begnadet, zumindest das steht außer Frage.
6/10