Metallica Through the Never
Das ist also der zweite Ausflug der Four Horsemen in das Kinogenre.
Der erste, Some kind of Monster, als reine Banddoku gedacht und gestartet, wurde dann doch ein Portrait über eine zerrissene Band und sollte hinreichend bekannt sein.
Die "neuen"/aktuellen Metallica denken mittlerweile in größten Dimensionen, siehe ihr eigenes Festival in den USA, "Orion, Music & More". So ist es nicht verwunderlich, dass ihr neuer Film in 3D gedreht wurde.
Es sollte nicht ein einfacher, bereits tausenmal gesehener, Konzertfim mit Backstagefootage und selbstbeweihräucherung werden, nein, es sollte etwas noch nie dagewesenes werden.
So wurde ein Drehbuch etworfen, in dem es um einen Roadie geht, der während der Show einen Auftrag in der Stadt erledigen muss und in einen Kleinkrieg zwischen einem aufgebrachten Mob und der Polizei gerät. Das ganzen Szenen sind mehr oder weniger ein Stummfilm, da nur am Anfang 2-3 Sätze gesprochen werden, die klar machen, worum es geht.
Die Show von Metallica stellt den Mittelpunkt dar, die Songs untermalen die Szenen, daher auch die zum Teil ungewöhnlichen Positionen der Songs in der Setlist. One wurde z.B. schon lange nicht mehr so früh gebracht.
Das Bühnendesign wurde von der Legende Mark Fisher gemacht, der schon Bühnen für Pink Floyd, U2, Madonna usw. designt hat.
Außerdem hat er die Bühne mit dem "Snake Pit" für Metallica entworfen, daher ist es auch verständlich, dass sie ihn wieder engagierten. Das sollte für alle beteiligten, also Band, Publikum und Crew, was besonderes werden, da Metallica ja 2011 ihr 30-jähriges Jubiläum hatten und da schon lange am Filmkonzept gefeilt wurde. Es sollte quasi ein Best-of der bisherigen Bühnendesigns werden. Also wieder Snake Pit (frühe 90er), einstürzende Lady Justice (...and justice for all Tour), Grabkreuze (Master of Puppets), brennender Roadie und zusammenkrachende Bühne (Load Tour) usw. Highlight dürfte wohl der riesige elektrische Stuhl sein, der von 4(!) riesigen Teslaspulen "befeuert" wurde. Nur wegen diesem Teil musste die Band bei dem Song "Ride the lightning" auf Analoges Equipment umsteigen, da der Rest der Technik sonst massiv gefährdet gewesen wäre.
Trip, so heißt der Roadie (dargestellt von Dane DeHaan, The place beyond the pines), schmeißt sich ne Pille ein (evtl. daher auch der Name?!), und begibt sich mit nem Kanister Benzin in seinem alten Van auf den Weg zu einem liegengebliebenen Truck, der eine Tasche trainsportiert, deren Inhalt Metallica am Abend noch braucht. Hier hätten wir also ein Filmelement, das Alfred Hitchcock erfunden hat: den MacGuffin. Der Inhalt ist unbekannt, aber das treibende Element für die Filmszenen ist. Durch Ortsunkenntnis ist Trip dazu verdammt, während der Fahrt auf einer Karte nachzusehen, wo er denn hin muss und baut deshalb einen Unfall. Nach dem er erwacht, findet er sich in einer fast Menschenleeren Stadt wieder, in der das Chaos herrscht. Ein marodierender Mob hat einen Krieg mit der Polizei begonnen und schreckt dabei auch nicht vor Mord zurück. Am Ende wendet sich alles zum Guten, da Trip durch eine Chucky/Jigsaw - Ähnliche Puppe gerettet wird und den berittenen Anführer besiegen kann. Während der Jagd durch die Stadt entzüdet Trip sich selbst um sich vor dem Mob zu retten. Klingt abgedreht? Ist auch so. Gedreht wurde der "Film" übrigens von Nimród Antal, der für Predators, Armored und Kontroll verantwortlich ist. Die Szenen sind gut gedreht und bringen einigermaßen rüber, was Trip wohl durchmacht.
Zwischen den Filmszenen wird dankenswerter weise zum Konzert geschnitten. Das Konzert hat mich sehr begeistert. Ich hab die Jungs seit der Veröffentlichung des letzten Albums "Death Magnetic" 2008 5 Mal gesehen, und es war eine Freude, dass sie auf der Bühne immer noch so gut drauf sind!
James Hefield grinst sich eins, Lars Ulrich trifft mehr oder weniger gut seine Becken, Kirk Hammett schwebt bei den Soli in höheren Sphären und Robert Trujillo stampft mit seinem Bass über die Bühne. Die Setlist ist, wie schon erwähnt, ungewöhnlich, aber sie enthält quasi alles, was ein Metallicafan braucht. Nur quasi? Ja, denn wenn der Film schon Through the never heißt, sollte auch dieser Song eigentlich gespielt werden. Was noch störte, ist, dass manche Songs nur gekürzt, bzw. nur das Intro gespielt wird und dann in einen anderen Song übergeblendet wird. Das ist aber leider das Zugeständnis an den Film, der mit knapp 95 Minuten eher kurz ist. Shows von Metallica kratzten früher mal an der 3 Stunden Marke und heute sind 2 Stunden eigentlich Standard. Wie schon erwähnt, das Bühnendesign gibt einiges her, Feuersäulen, LED Bildschirme auf dem Boden und in der Halle untermalen die Songs und dienen auch zur Überblendung zu Trips Erlebnissen.
Der 3D Effekt wird sinnvoll eingesetzt, er gibt dem gesehenen eine räumliche Tiefe und es kommt eigentlich nix aus der Leinwand raus auf den Zuschauer zu. Man hat dadurch das Gefühl, neben James am Mikro zu stehen und in die Menge zu blicken.
Ich hab mich im Kino prächtig unterhalten gefühlt, gebangt und hatte ein fettes Grinsen im Gesicht. Wären die Filmszenen und die Kritikpunkte bei der Show nicht, würde ich die Höchstwertung geben, so aber gibts nur ne
8/10. Ich weiß, das wäre dann ja ein Konzert im Kino gewesen, aber das hätte mich nicht gestört.