1984
Mir ist bekannt, dass dieser Film auf den berühmten, gleichnamigen Roman von George Orwell beruht und ich, da ich den Roman (noch) nicht gelesen habe, im Grunde keine Umfassende Kritik verfassen kann, die die bedeutungsvolle Inhaltliche Ebene des Romans mit der des Films vergleicht.
Deshalb möchte ich mich mehr auf den Film beziehen, gleichwohl die bedeutungsvolle Romanvorlage im Hintergrund wissend.
Der Film entstand selbst im Jahre 1984 anlässlich des „Jubiläums“ des damals 1949 veröffentlichten Romans.
„1984“ handelt von einer dystopischen Zeit, in der im fiktiven Staat Ozianien „die Partei“ regiert und einen perfiden Überwachungsstaat aufrecht hält. Die Kontrolle reicht soweit, dass der gesamte Lebensstil vorgeschrieben und rationalisiert wird und es bereits eine Polizei für Gedankengut gibt. Eine gefährliche Zeit für Winston Smith sich in die reizende Julia zu verlieben und auch ein Tagebuch mit gefährlichem Gedankengut zu führen, denn „Big Brother is always watching you“.
Im Grunde ist „1984“ mittlerweile eine von vielen Dystopien, die totale Überwachung bzw. völlige Kontrolle des Menschen thematisieren und könnte, neben den vielen anderen Werken, wie „V wie Vendetta“ oder „Matrix“, nur um zwei bekannte aufzuzählen, kaum jemanden beeindrucken. Mit dem Wissen, dass es sich bei „1984“ um
die Dystopie, die Idee der Kontrolle des Individuums handelt, bekommt der Film zugleich eine historische und wegweisende Komponente, die selbst Nichtkennern des Romans die Gewichtigkeit und Bedeutung des Films klar werden lassen.
Der Film vermittelt bereits am Anfang mit einer enormen Propagandamaschinerie einen dermaßen beklemmenden Eindruck, durch die vielen gleichgekleideten Menschen in ihrer Einheit verschmolzen, wetternd gegen ihr Feindbild und unter glorreichen Gesänge für ihren „großen Bruder“, dass sie Erinnerungen an ein bereits bereits vor Jahren existierenden faschistischen Regime aufkommen lassen. Das Gleichnis scheint beabsichtigt, da der Roman zwischen 1946 und 1948 entstand und Orwell sich eine mögliche Zukunft ausmalte, in der das NS-Regime obsiegen könnte. Mit dem Wissen, dass ein solches Szenario durchaus möglich wäre bekommt der Film bereits zu Beginn eine Glaubwürdigkeit, die sich durch den gesamten Film zieht, obwohl die Bilder die man noch zu sehen bekommt beklemmender und verstörender nicht sein können.
Verwahrloste Ruinen und graue Betongebäude, enge Räume und karge Einrichtung vermitteln ein emotionale Kälte und eine lebensfeindliche Umwelt. Obwohl der Film in Farbe gedreht wurde, bekommt man sie nur selten zu sehen. Das permanente Grollen und donnern des allgegenwertigen Krieges soll das Proletariat einschüchtern und zugleich die Bindung an „die Partei“ stärken, da doch regelmäßig Siege zu verzeichnen sind. Die größte Bedrohung geht doch von der allgegenwertigen Überwachung aus, die durch das Bildnis des „großen Bruders“ mit seinem durchbohrenden Blick auf jedem Bildschirm personifiziert wird und somit einschüchternder nicht sein könnte.
Die gesamte Inszenierung lässt diese Welt so dreckig, real und schockierend wirken, dass sie den Visionen einer in den 40ern erdachten Dystopie so nahe kommt und nicht wie ein Produkt der 80er wirkt. Lediglich die Musik lässt an manchen Stellen durchschimmern, dass der Film aus den 80ern stammt.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Winston Smith, der von John Hurt dermaßen gut gespielt wurde, da man trotz der unterdrückten Emotionen sein Leiden und seine Verlorenheit aus seinem Gesicht lesen kann. Die Glaubwürdigkeit, mit der er diese Rolle verkörpert, ist enorm und trägt den Film in seiner Vision auf die nächste Stufe. Dies wird besonders deutlich wenn er in seinen Träumen eine Tür öffnet und dahinter eine grüne Landschaft im Wind sieht, die für ihn einen besonderen Moment im Leben darstellt...
Zum Schluss bleibt zu sagen, dass der Film einen großen Eindruck hinterlassen hat, gerade weil er eine so finster und dreckige Art besitzt und aufgrund dessen einen besonderen Stellenwert zwischen anderen Dystopien einnimmt. Obwohl es nicht der erste Film mit einer solchen Grundthematik für mich ist, so müssen sich doch alle anderen an „1984“ messen.