Der Soldat James Ryan

tikiwuku

Filmvisionaer
Registriert
23 Juni 2008
Beiträge
13.031
Filmkritiken
8
AW: Der Soldat James Ryan

Die können nichts dafür, die sind mit Adrenalin vollgepumpt.
 

Die wilde 13

Storyboard
Teammitglied
Registriert
12 Nov. 2008
Beiträge
18.267
Ort
Duckburg
Filmkritiken
113
AW: Der Soldat James Ryan

Ich bin leider erst gestern dazu gekommen mir den privaten Ryan mal wieder anzuschauen. :o

Ob dieser Film ein Kriegsfilm oder ein Antikriegsfilm ist, muss jeder für sich entscheiden. Fakt ist, das Der Soldat James Ryan dem Teufel Krieg in der Darstellung sehr nahe kommt. Sei es die Ankunft in der Normandie oder die Straßenkämpfe oder der Kampf Mann gegen Mann, in kaum einen anderen Film zum Thema Krieg ist der Zuschauer so nahe dran wie hier. Diese Szenen gehen natürlich völlig unter die Haut und lassen für mich persönlich nur einen Schluss zu. So etwas will ich selber am eigenen Leib nie erleben!! So etwas sollte NIEMAND am eigenen Leib erleben, aber trotzdem geschieht es jeden Tag irgendwo auf diesem Planeten!
Wer sich dieses vor Augen führt kann nur zu einem Schluss kommen: Der Soldat James Ryan ist ein Film, der eigentlich nicht abschreckender wirken kann.

Gerade im letzten drittel des Films ist der Realismus beinahe unerträglich. Brillante Kulissen, eine "unwirklich wirkliche" Farbgebung und natürlich ein Ton (dts), der beängstigend gut ist, prägen die letzten 50 min.. Bezeichnenderweise gingen fast alle Oscar's an technische Disziplinen!

Die Thematik des Filmes, das man für einen Soldaten viele Soldaten in Gefahr bringt wird eigentlich von den Soldaten im Film selber ausführlich diskutiert allerdings ohne eine befriedigende Antwort zu bekommen. Denn die wird es, je nachdem man wie involviert ist, niemals geben. In diesem Fall ist die Frage schlicht und ergreifend "nur" der Aufhänger für einen bewegenden Film.
Für mich ist er zusammen mit Full Metal Jacket und Platoon der Film, der dem Begriff "Antikriegsfilm" am nächsten kommt.

9/10
 

Tarantino1980

Screenplay
Teammitglied
Registriert
25 Aug. 2008
Beiträge
23.932
Ort
Città di Giallo
Filmkritiken
236
AW: Der Soldat James Ryan

Ich bin leider erst gestern dazu gekommen mir den privaten Ryan mal wieder anzuschauen. :o

So ging es mir auch. Hab ihn lustiger weise auch erst gerstern Abend gesehen aber wollte ihn nochmal auf mich wirken lassen.

Für mich ist Der Soldat James Ryan einer der realistischsten Kriegsverfilmungen die es gibt. Viele finden ja gerade die ersten Szenen zu hart für so eine Art von Film, aber genau so stelle ich es mir vor wie es in einem Gefecht zu geht. Da sieht man halt auch mal mehr als nur Blut und einen toten Menschen, da sieht man auch abgetrente Gliedmaßen oder innere Organe die hervorquellen. Ich war damals den Film sogar im Kino schauen. Ich weiß noch sehr genau das mich diese Bilder sehr bewegt hatten und mir sehr real vorkamen, hingegen ein paar Reihen weiter vorne diese Bilder abgefeiert wurden, als würde man sich einen neuen Splatter Film anschauen. Das hatte mich total aufgeregt!

Obwohl der Film natürlich eine recht lange Laufzeit hat, hat er in meinen Augen keine Längen. Es wird beeindruckend dargestellt und dem Zuschauer vermittelt, wie es wohl gewesen sein muss in dieser Zeit zu leben und so einen sinnlosen Krieg bestreiten zu müssen. Vorallem fand ich gut wie herrausgefiltert wurde, wer da eigentlich kämft, also keine ausgebildeten Soldaten die das Hauptberuflich machten, sondern Leute wie Du und ich die Ihre Grundausbildung bekamen und dann halt im Krieg lernen mussten zu überlegen.

Ich finde Steven Spielberg hat es sehr gut geschafft eine sehr beklemmende und reale Atmosphäre zu schaffen und den Film dadurch wirklich zu einem Meisterwerk werden zu lassen. Daher bekommt er von mir 9/10 Punkte!
 

kelte

Filmvisionaer
Registriert
24 Juli 2009
Beiträge
13.241
Ort
Nord-Westerwald
Filmkritiken
88
AW: Der Soldat James Ryan

ohne Spass,- selbst wenn ihr Probs habt mit Filmen aus Asien aber testet mal Brotherhood an. Die DVD hat sogar ein saugeiles Bild am Start und den Film selber muss man erlebt haben!
ich mag auch nicht alles aus Asien, weil die meist Overacting betreiben,- aber der Film ist ein realistischer Kriegsbatzen!
 

Despair

Filmvisionaer
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
12.550
Ort
Somewhere in Hessen
Filmkritiken
61
AW: Der Soldat James Ryan

ohne Spass,- selbst wenn ihr Probs habt mit Filmen aus Asien aber testet mal Brotherhood an. Die DVD hat sogar ein saugeiles Bild am Start und den Film selber muss man erlebt haben!
ich mag auch nicht alles aus Asien, weil die meist Overacting betreiben,- aber der Film ist ein realistischer Kriegsbatzen!

... der auch dem Privatleben der Protagonisten genügend Zeit widmet. Und die Kampfszenen sind sehr ausführlich und blutig. Gerade die Länge der Metzelorgien hat die "Was ist Krieg doch für eine sinnlose Scheiße"- und "Die Menschheit ist dumm wie die Nacht"-Gedanken bei mir noch verstärkt. Gewaltverherrlichung geht definitiv anders...
 

Willy Wonka

Locationscout
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
22.037
Ort
Twin Peaks
Filmkritiken
126
AW: Der Soldat James Ryan

Fazit:

Spielberg verschenkte die Chance, Meilensteine wie "Apocalypse Now" oder "Full Metall Jacket" zu schaffen. Warum er seine Fähigkeiten, Mittel und Freiheiten nicht (mehr) nutzt, um wirklich gute Filme zu drehen, verstehe ich nicht.

6,5/10

Auch „Full Metal Jacket" besticht vor allem durch seine sehr starken ersten Hälfte und in der zweiten Hälfte verweilt der Film in ähnlicher Regression, wie du es „Der Soldat James Ryan" attestierst.

Der Unterschied beider Filme ist dann im dritten Aspekt zu finden, denn Kubricks „Full Metal Jacket" ist auf eine differenzierte und ambivalente Weise patriotisch. Doch Spielberg verfolgte meiner Meinung nach mit „Der Soldat James Ryan" einen ganz anderen Ansatz als Kubrick mit „Full Metall Jacket" (siehe meine Kritik), was unter anderem auch am jeweiligen dargestellten Krieg auszumachen ist.
 

Filmfan1972

Filmgott
Registriert
27 Juni 2008
Beiträge
9.525
Ort
Camp Crystal Lake
Filmkritiken
14
AW: Der Soldat James Ryan

III. Anfangs- und Endszene auf dem Soldatenfriedhof - unerträglicher Abschnitt

Was diese Sequenzen sollen, werde ich nie verstehen.

Naja... Es geht halt um die Geschichte von Private Ryan. Am Anfang weiß man ja noch nicht wer er ist. Das er mit seiner Familie da ist zeigt das er sein Leben doch sinnvoll genutzt hat und er es wert war gerettet zu werden...

Aber ich denke diese Sequenzen sind für einen Europäer/Deutschen sowieso etwas anders zu verstehen weil die Amerikaner meiner Meinung nach eine ganz andere Auffassung bezgl. ihrer Kriegsveteranen/Soldaten haben als wir...

Pathetischer war selbst unser Mann in Hollywood, Roland Emmerich, nie.

:DHmmmmm Also dann höre dir mal Bill Pullman's Rede in ID4 an wenn er kurz vor der entscheidenden Schlacht auf dem Area51 Stützpunkt zur Menge spricht...
Bei mir läuft jetzt noch der Schmalz aus den Boxen so schwülstig war das...
Bei Emmerich wurden sogar Araber und Israeliten zu Freunden

Oder Wolfgang Petersen... Der konnte es bei AirForce1 auch recht gut...

Aber mit der Anfangssequenz hast du absolut recht... Die ist mit das stärkste was das Genre je gezeigt hat....
 

Cable

Filmvisionaer
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
26.481
Ort
Österreich
Filmkritiken
6
AW: Der Soldat James Ryan

Also ich finde diese Anfang/Endsequenz irrsinnig stark, ich kämpfe dabei ehrlich gesagt immer mit den Tränen. Aus dieser Sequenz ist auch die Idee zu den BOB Intros gekommen, wo ja die Überlebenden zu Wort gekommen sind.
 

Filmfan1972

Filmgott
Registriert
27 Juni 2008
Beiträge
9.525
Ort
Camp Crystal Lake
Filmkritiken
14
AW: Der Soldat James Ryan

Die Rede ist doch der absolute Burner! :D Der ganze Film ist doch schon aufgrund der Inszenierung und des Themas von unserem Vorzeige-Ami als reine Spassunterhaltung zu sehen, ich denke mal nicht, dass Emme den auch nur ansatzweise ernst gemeint hat. Das ganze ist doch dermaßen übersteigert, da pass diese Rede doch perfekt rein, wer kann da noch ernst bleiben. :hoch:

:DGenau so hab ich sie auch aufgefasst.... Aber es zeigt das Deutsche es mindestens (wenn nicht sogar besser) genauso gut können mit dem Phatos...

Spielzwerg hingegen hat doch mit dem realen Szenario hier sehr bewusst die patriotische Schiene gewählt. Weniger wäre da mehr gewesen.

Geschmacksache halt...Ich finde auch wie Cable das diese Szenen in Verbindung mit dem Ort, dem Umfeld und der Musik sehr starke emotionale Szenen sind wo der patriotische Aspekt zwar sehr deutlich ist, sie aber meiner Meinung nach nie die Szene überlagert
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Der Soldat James Ryan

Ich kann mich den positiven Kritiken nur zum Teil anschließen.

Meines Erachtens weißt der Film 3 Abschnitte auf, die man mit grandios, durchschnittlich und unerträglich bewerten kann.

Für mich hat er nur zwei Abschnitte. Realität und Fiktion. Der Film ist für mich immer ein sehr zwiespältiges Thema. Das fängt schon beim starken Beginn an. Das liegt allerdings nicht am Film, sondern eher an Teilen der öffentlichen Wahrnehmung.
Dieses "Boah gehts da geil ab" Image nervte mich schon bei VÖ. Wie gesagt, da kann aber der Film nichts für. Durch den Beginn erwartete ich aber dann mehr als die Suche nach einer Person die es nicht gab. Ein amerikanisches Tränendrüsenkonstrukt sozusagen. Das stieß mir immer sauer auf, auch wenn die filmische Umsetzung dazu in Ordnung war.

Auch „Full Metal Jacket" besticht vor allem durch seine sehr starken ersten Hälfte und in der zweiten Hälfte verweilt der Film in ähnlicher Regression, wie du es „Der Soldat James Ryan" attestierst.


Diese Wahrnehmung habe ich nie so ganz nachvollziehen können. Bei der Erstsichtung war das allerdings bei mir genauso, da der Unterhaltungsfaktor größer war. Bei späteren Sichtungen, befand ich den zweiten Part des Films immer als den Stärkeren. Wobei die sich für mich allerdings nicht soviel nehmen. Kann auch Tagesform abhängig sein.
 

Cable

Filmvisionaer
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
26.481
Ort
Österreich
Filmkritiken
6
AW: Der Soldat James Ryan

Patriotismus hat imho in einem Antikriegsfilm einfach nichts zu suchen, denn der führt ganz schnell dazu, dass die eigentliche Aussage realitiviert wird. "Wege zum Ruhm" oder "Overlord" zeigen, wie es besser geht.
. :D

Du schreibst hier von Antikriegsfilm, was in meinen Augen aber weder James Ryan noch all das Andere so genannte Zeug sind, das sind für mich Filme über den Krieg. Den bisher für mich einzig echten Antikriegsfilm, den ich je gesehen habe, ist Die letzten Glühwürmchen von Studio Ghibli. Nach diesem Film fühle ich mich immer total am Ende und bin tagelang bedrückt und dass, wo man im ganzen Film niemanden kämpfen sieht. Bei den anderen Gesellen kracht es schön und man sieht die Gewalt des Kriegs, aber was daran "Anti" festhaften soll erschließt sich mir einfach nicht, dass ist der Altag des einfachen Soldaten, der da gezeigt wird, dreckig und blutig wie er ist.

Antikrieg sind für mich Fotos, die meine Eltern auf ihrer Vietnam Rundreise gemacht haben, auf denen man heute noch die Nachwirkungen von Agent Orange an Mensch, Tier und Umwelt sehen kann. Antikrieg ist für mich das Zeigen der Folgen und nicht das Zeigen der ach so toll und patriotisch geführten Kämpfe.

Im Handbuch der Marines steht übrigens: Wir ziehen nicht in den Kampf um für unser Land als Helden zu sterben, sondern damit der Feind für sein Land stirbt. Und doch sieht man in jedem sogenannten Antikriegsfilm die heldenhaft fallenden Soldaten, meist jene der USA.
 

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Der Soldat James Ryan

Du schreibst hier von Antikriegsfilm, was in meinen Augen aber weder James Ryan noch all das Andere so genannte Zeug sind, das sind für mich Filme über den Krieg. Den bisher für mich einzig echten Antikriegsfilm, den ich je gesehen habe, ist Die letzten Glühwürmchen von Studio Ghibli. Nach diesem Film fühle ich mich immer total am Ende und bin tagelang bedrückt und dass, wo man im ganzen Film niemanden kämpfen sieht. Bei den anderen Gesellen kracht es schön und man sieht die Gewalt des Kriegs, aber was daran "Anti" festhaften soll erschließt sich mir einfach nicht, dass ist der Altag des einfachen Soldaten, der da gezeigt wird, dreckig und blutig wie er ist.


Mir persönlich gefällt das Wort auch nicht. Scheinbar haben aber irgendwelche Gutmenschen es für wichtig befunden, sowas einzuführen. Es gibt ja auch keine Ant-Dramen oder Anti Politthriller. Für mich sind das alles Kriegsfilme, weil sie den Krieg zum Thema haben. Es gibt ja auch keine Pro-Kriegsfilme, weshalb man das Wort meines Erachtens nicht benötigen würde.
 

Cable

Filmvisionaer
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
26.481
Ort
Österreich
Filmkritiken
6
AW: Der Soldat James Ryan

.

Spielzwerg konnte sich nicht so recht entscheiden, was sein Film sein soll, daher meine kritische Wertung. Man könnte ihm auch ohne Weiteres unterstellen, dass ihm eine ausschließlich abschreckende Inszenierung das Ergebnis verhagelt hätte. Da das aber spekulativ wäre, lass ich das mal. :D

Diese Einschätzung von dir wundert mich, wurde der Film doch gerade von Veteranen wegen des Realismus hoch gelobt.
 

Cable

Filmvisionaer
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
26.481
Ort
Österreich
Filmkritiken
6
AW: Der Soldat James Ryan

Na ja, die Anfangssequenz ist ja wie gesagt wohl sehr nah an dem, was tatsächlich passiert ist. Die "abenteuerliche" Suche und der abschließende Kampf wohl eher nicht.

Wie gesagt finde ich den Film brauchbar, halte ihn aber nicht für ein Meisterwerk. Dass er nach der Anfangssequenz patriotisch und leider auch pathetisch wird, gefällt mir eben nicht. Ist aber ja jedem unbenommen, das anders zu empfinden - vor allem den Veteranen ;) .

Meine Sichtweise habe ich begründet, "rechtfertigen" muss ich mich ja wohl kaum. ;)

Keine Angst, rechtfertigen muss sich bei uns niemand für seine Meinung. Außer sie ist absolut inakzeptabel. :nice:

Auch wenn die Suche selbst und die finale Schlacht natürlich erfunden sind, so hat man diese Dinge doch auf den Erlebnissen und Erzählungen echter Soldaten des 2 WK aufgebaut. Gerade die Tage nach dem D-Day waren auf beiden Seiten sehr chaotisch, wie ich auch gerade im Buch Beyond Band of Brothers lese. Und in diesen Tagen spielt halt die Suche, als sich die Truppen der Alliierten noch gesammelt haben nach der Zerstreuung bei der Landung und die Deutschen auf einem ungeregelten Rückzug zur ersten Haltelinie nach dem Strand waren.
 

Balthier9999

Nebendarsteller
Registriert
25 Juni 2010
Beiträge
289
Filmkritiken
1
AW: Der Soldat James Ryan

Patriotismus hin oder her: Der Film zeigt ziemlich direkt, dass Krieg gelinde gesagt keine tolle Sache ist. Ob nun die Alliierten verherrlicht werden oder nicht…^^
 

Tony Soprano

Filmgott
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
6.592
Ort
Popsomp Hills
Filmkritiken
1


Der Soldat James Ryan



6. Juni 1944. D-Day. Tag der Entscheidung. Die Alliierten starten einen gemeinsamen Großangriff auf die Armee des Dritten Reiches um sie zuerst aus Frankreich zu vertreiben und um sie dann auf eigenem Boden endgültig zu besiegen. So weit so gut. Der Film startet mit der Landung am Omaha Beach und dem anschließenden Gemetzel, das in seiner dargestellten Härte in einem Mainstreamfilm seinesgleichen sucht. Diese zwanzig Minuten sind dann auch alles, was ich an diesem Film als wirklich gelungen bezeichnen kann. Die wahre Härte wird nicht annähernd dargetellt werden können, doch Spielberg versucht es zumindest. Der Rest des Films ist amerikanische Heroisierung und Pathos, wie sie so oft in Spielbergs Filmen vorkommen. Von den kanadischen, britischen und französischen Soldaten und anderen allierten Befreiern wird nichts gezeigt. Die amerikanische Flagge, groß im Bild prangernd und wehend, zu Beginn und am Ende des Films, zeigt aber schon die Richtung an.
Amerikanische Helden werden in Form eines Platoons auf eine sinnlose hinter feindliche Linien führende Mission geschickt, um den besagten James Ryan nach Hause zu schicken. Da dieser an einem Tag, dem D-Day, seine drei Brüder verloren hat und nun der letzte Überlebende Sohn ist, der gefälligst nach Hause zu seiner Mama gehört. Der Grund für diese schwachsinnige Mission ist zu finden in einem Kondolenzbrief des großen Abraham Lincoln, der beim amerikanischen Oberbefehlshaber immer in der Bibel ruht. Es kann auch ein anderes Buch sein, ist auch egal. Jedenfalls ist dieser Brief an eine Mutter adressiert, die im Bürgerkrieg ihre 5 Söhne verloren hat. Wer nicht bei der Landung am Beach gekotzt hat, dem kommt jetzt das Würgen...
War der Anfang noch erschreckend und auf einer Augenhöhe mit Apocalypse Now oder Full Metal Jacket, so geht der Film nach den ersten 20 Minuten über in typisches amerikanisches Spannungs- und Actionkino, das Spielberg in Perfektion beherrscht. Halfen diese Mechanismen bei Schindlers Liste noch, um die Intension und die Message auf perfekte Weise zu transportieren, so verkommen sie hier nur zum Klischee. Krieg ist gut. Krieg ist notwendig. Vor allem dieser Krieg. Wurde er doch geführt, um die Welt vor dem drohenden Joch der deutschen Fremdherrschaft zu retten. Im Grunde genommen ja, aber dieser Hintergrund ist nur Kulisse für amerikanischen Heldenmut und 'Mann werdens' par excellence. Die Politik, die damals schon viel früher hätte handeln müssen, bleibt außen vor. Krieg ist probates Mittel. Besonders wenn er von den heldenhaften amerikanischen Soldaten geführt wird. Die letzte Schlacht ist reines Actionkino voll Bromance, Pathos, Ideenreichtum und Heldenmut, wie man es auch in einem Indiana Jones gesehen hat. Wer nicht genau versteht was ich meine, der sollte sich bei der Zweitsichtung des Filmes mal die Entwicklung des Soldaten Upham, der Übersetzer, genauer betrachten. Mit all seinen Worten und Taten, bis er ENDLICH auch zur Waffe greift und den bösen Deutschen umbringt, der den guten Tom/Miller umlegt, obwohl dieser ihm vorher das Leben schenkte. Danke Upham, dass aus dir dank des Krieges am Ende ein Mann wurde. Überhaupt bleibt die Darstellung der deutschen Soldaten farblos. Nur ein toter Deutscher ist ein guter Deutscher. So die Message des Filmes. So abartig bescheuert, wie die Soldaten hier vorgehen und zu Tontauben und Kanonenfutter verkommen, muss man sich am Ende fragen, wie die es schafften halb Europa im Blitzkrieg zu nehmen. Ich bin der letzte, der unbedingt gute Nazis und an jeder Ecke den guten deutschen Landser sehen muss. Aber in so einem Film, der sich Realismus auf die Fahne schreibt, erwarte ich differenziertere Sichten auf den Sachverhalt. In Indiana Jones liebe ich die naiven, dummen sterotypen Nazischergen, aber das ist auch ein Abenteuer-Actionfilm der keinen Anspruch auf Realismus hat. Ausgerechnet Tarantino würde ich hier anführen, bei der differenzierten Darstellung der Deutschen.
Was bleibt ist ein Film, der in den ersten 20 Minuten seine Stärke zeigt und danach immer weiter zum typischen Hollywood Actionblockbuster verkommt, der der historischen Bedeutung des D-Day in keiner Weise gerecht wird.
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Der Soldat James Ryan

Sehr sehr gute Kritik die sich ziemlich stark mit meiner Meinung deckt. Keine Ahnung warum diese Konstrukte immer so gut funktionieren und die Zuschauer auf jeden eingestreuten Knopf perfekt reagieren. Allerdings mag ich auch dieser Art Film nicht mehr sonderlich, in dem für jede Emotion ein Schalter bereitsteht.
 

Oyo-koltsa

Leinwandlegende
Registriert
21 Juni 2008
Beiträge
5.562
Ort
Metropolregion Stuttgart
Filmkritiken
1
AW: Der Soldat James Ryan

Kann euch verstehen, deckt sich nur nicht mit meine Meinung. Meine Eindrücke waren bisher bei den Sichtungen immer andere. Auch wenn ich euch z.B. bei der Charakter-Entwicklung des super nervösen Schreiber, der seine unpraktische Schreibmaschine mit schleppen will, schon zu stimmen muss.

Aber mich würde mal interessieren, was für eine Härte ihr da vermisst. Wie soll die denn aussehen, wenn man sie noch einbaut? Von FMJ kenne ich nur den recht albernen Anfang, also Beispiele aus dem Film nützen mir nix^^
 

Tony Soprano

Filmgott
Registriert
20 Juni 2008
Beiträge
6.592
Ort
Popsomp Hills
Filmkritiken
1
AW: Der Soldat James Ryan

Sehr sehr gute Kritik die sich ziemlich stark mit meiner Meinung deckt. Keine Ahnung warum diese Konstrukte immer so gut funktionieren und die Zuschauer auf jeden eingestreuten Knopf perfekt reagieren. Allerdings mag ich auch dieser Art Film nicht mehr sonderlich, in dem für jede Emotion ein Schalter bereitsteht.

Dankeschön :)
Spielberg beherrscht das ja perfekt. Wenn es einen Meister des Spannungs- und Actionkinos gibt, dann er. Manchmal funktioniert das gut und manchmal eben nicht. Besonders bei seinen ernsten Themen muss man doch genau aufpassen, welchen Hebel er jetzt beim Publikum zieht und was man dadurch eventuell gerne übersieht oder übersehen soll. Glücklicherweise hat er bei Schindlers Liste zwar die selben Mechanismen benutzt, sich aber im Sinne des Holocaust und der größeren Sache dezent zurückgehalten.

Kann euch verstehen, deckt sich nur nicht mit meine Meinung. Meine Eindrücke waren bisher bei den Sichtungen immer andere. Auch wenn ich euch z.B. bei der Charakter-Entwicklung des super nervösen Schreiber, der seine unpraktische Schreibmaschine mit schleppen will, schon zu stimmen muss.

Aber mich würde mal interessieren, was für eine Härte ihr da vermisst. Wie soll die denn aussehen, wenn man sie noch einbaut? Von FMJ kenne ich nur den recht albernen Anfang, also Beispiele aus dem Film nützen mir nix^^

Verstehe nicht, wo in meiner Kritik steht, dass ich da Härte vermisse. Eher im Gegenteil ;)
Wobei die angesprochene Härte bei Apocalypse Now ja eher auf der psychologischen Ebene zu suchen und zu finden ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

deadlyfriend

Casting
Teammitglied
Registriert
19 Juni 2008
Beiträge
18.402
Ort
Garma
Filmkritiken
185
AW: Der Soldat James Ryan

Wobei die angesprochene Härte bei Apocalypse Now ja eher auf der psychologischen Ebene zu suchen und zu finden ist.


Naja, zwischen "Apocalypse Now" und "Ryan" liegen ja komplette Universen. Da funktioniert nicht mal Wasser reichen. "The Horror, The Horror".
 
Oben