Illuminati
Ein ganz großes Problem der Filme ist, dass sich Regisseur Ron Howard zu eng an die Romanvorlagen hält. Auf den ersten Blick mag das gar nicht mal so verkehrt sein, da sich die Bücher von Dan Brown partiell schon wie Drehbücher lesen: Viele Schauplatzwechsel und ein zügiger Erzählstil. Meist in Echtzeit und ohne große Zeitsprünge. Da müsste es doch eigentlich ein Leichtes sein, diesen Stoff auf die große Leinwand zu bringen. Müsste…
War „Da Vinci Code“ ein zwar etwas zäher Film geworden, so faszinierte die Geschichte auch im Kino durch eine großartige Grundidee, die „Indiana Jones“- Elemente mit denen eines realistischen Thrillers kreuzte. Dabei waren die (für die Kinofassung abgespeckten) Rätsel, die sich wie ein Puzzle Stück für Stück zusammensetzten, amüsant anzusehen, auch wenn mit Klischees nicht gespart wurde. Im Großen und Ganzen eine gelungene Romanverfilmung. Kein Wunder, dass früher oder später auch „Illuminati“ verfilmt werden sollte…
Ein großer Unterschied zu „Da Vinci Code“ ist die Einfältigkeit der Geschichte, die kaum Raum für Subtilität oder großes Rätselraten lässt. Das Strickmuster bleibt aber dasselbe: Zuerst wird eine Leiche mit Zeichen gefunden, dann wird Robert Langdon (plus hübsche Frau) dazu geholt und schon geht die Schnitzeljagd los. Diesmal im Vatikan. Dass die Geschichte extrem vorhersehbar ist und die Figuren ziemlich flach sind, störte im Roman weniger, da es Brown hervorragend versteht, seine Leser Kapitel für Kapitel bei der Laune zu halten. Zudem glänzt Brown mit einem interessanten wissenschaftlichen Unterbau und klaren Erläuterungen.
Leider gehen dem Film beide Aspekte komplett abhanden. Weder die Spannung, noch die interessanten Hintergründe haben es in den Film geschafft. Ron Howard verlässt sich ausschließlich auf seine Stars und einer Inszenierung, die komplett auf Blockbuster getrimmt ist.
Wer noch immer darauf plädiert, dass sich ein Film nicht zu einhundert Prozent an ein Buch halten muss, dem sei beigepflichtet. Doch wenn zentrale Aspekte der Geschichte einfach ausgeklammert werden, so wird’s gefährlich. Wenn dann auch noch der Rest nicht stimmt, so kann’s ganz übel enden. Denn Ron Howard versteht es den gesamten Film über nicht, Spannung zu erzeugen. Zwar kommt Robert Langdon kaum zur Ruhe, doch viel mehr als ein Gehetze von A nach B, ganz im Stile einer Schnitzeljagd, ist das nicht wirklich. Die Spannung, die sich eigentlich einstellen müsste, wird kaum greifbar, zumal die „dramatischen“ Szenen immer wieder ungeschickt durch lange (und auch zähe) Dialogpassagen der Kardinäle und Priester unterbrochen werden. Dass die Protagonisten jeweils nur eine Stunde Zeit haben, einen Kardinal zu retten, wird ebenfalls kaum spürbar inszeniert. Selbst die Szene, in der Robert Langdon in einem Vakuum eingesperrt ist, bleibt seltsam spannungslos. Immer mehr beschleicht einen das Gefühl, dass Ron Howard hier der falsche Mann für den Stoff war.
Dass nicht einmal an Originalschauplätzen gedreht wurden durfte, macht den Film, der eigentlich von Schauwerten leben sollte, unspektakulär und synthetisch, da nun Vieles sichtbar aus dem Computer stammt und dem Film so viel von seiner Authentizität genommen wird.
4/10