Samsara
Nachdem mich vor ein paar Jahren der Film „Baraka“ (1992) von Ron Fricke total begeisterte, legte ich mir gestern spontan den neuesten Film von den gleichen Machern zu:
Samsara (2011),
Bedeutung lt. Wikipedia: Samsara ( Sanskrit, wörtl.: „beständiges Wandern“) ist die Bezeichnung für den immerwährenden Zyklus des Seins, den Kreislauf von Werden und Vergehen bzw. den Kreislauf der Wiedergeburten in den indischen Religionen (Hinduismus, Buddhismus und Jainismus).
Warnung und Tip: Wer ein völlig unbedarftes Seh-Erlebnis haben möchte, sollte hier nicht mehr weiterlesen, da ich auf einige Darstellungen näher eingehe.
Wer „Baraka“ kennt, wird feststellen, dass es sich eigentlich genau um den gleichen Film – nur mit anderen Bildern - handelt. Jedenfalls ist es mir so vorgekommen, als hätte der Film exakt den gleichen Aufbau.
Zunächst sieht man tolle Bilder fremder, exotischer Völker, farbenfrohe Welten, herrliche und faszinierende Landschaften und von Menschenhand geschaffene, meisterliche Bauwerke. Anscheinend buddhistische Mönche arbeiten geduldig an einem filigran gestalteten farbenprächtigen Bild, das mit Sandkörnchen „gezeichnet“ wird. Dazwischen werden zunehmend Bilder eingestreut, die eher nachdenklich stimmen – z.B. mumifizierte Leichen oder die Folgen einer Überschwemmungskatastrophe. Subtil wirken die Bilder von Roboterfiguren, deren Aussehen annähernd menschenähnlich nachempfunden wurde. Immer wieder gibt es auch Bilder von religiösen Bräuchen, und die Schauplätze wechseln allmählich von entlegenen Naturvölkern in die Hektik unserer Zivilisation. So dürfen auch wieder die Zeitraffer-Aufnahmen von Menschen, die in der U-Bahn unterwegs sind oder Geflechte von Straßenkreuzungen, die sich durch moderne Städte ziehen, nicht fehlen.
Faszinierend sind immer wieder die Aufnahmen von uniformierten Menschen, sei es, dass sie in riesige Fabrikhallen strömen, in denen sie monotone Arbeiten verrichten oder dass Gefängnis-Insassen perfekt choreographierte Tanzeinlagen auf Techno-artige Musik – anscheinend als Bewegungstherapie – zum Besten geben.
Nachdenklich stimmende Bilder nehmen zu, wenn Arbeiter den Zivilisationsmüll (Computer!) zerlegen oder wenn gezeigt wird, wie in Fabriken mit Tieren umgegangen wird, deren Produkte später im Supermarkt in die Einkaufswagen gehäuft oder in Schnellrestaurants in Zeitraffer verzehrt werden. Die Szenen mit den Tieren sind nicht leicht erträglich. So z.B. wenn man sieht, wie mit Hühnern umgegangen wird….. Nebenbei bemerkt kann ich die FSK 0-Freigabe absolut nicht nachvollziehen! Der Film ist in vielen Passagen nicht Kindertauglich, und auch mit Erwachsenen sollte man sich nicht auf einen vergnüglichen Kinoabend einstellen.
Nachdem man schon das Verhalten gegenüber Tieren als unmenschlich wahrgenommen hat, folgen später (wie schon bei Baraka) Szenen, in denen auch der Mensch in unmenschlichen Verhältnissen lebt und arbeitet. Dazu gibt es aberwitzige Szenarien (ich sage nur: Beerdigung!), die sogar auch mal einen Lacher hervorrufen.
Am Ende sieht man nochmal die buddhistischen Mönche, wie sie nach getaner Arbeit ihr tolles, farbiges Sandbild ansehen, bevor sie es im nächsten Moment mit wenigen Handstreichen zerstören….
Mancher wird vielleicht sagen, dass der Film eine Wiederholung von „Baraka“ darstellt. Aufgrund der neuen Schauplätze und wiederum höchst faszinierenden Aufnahmen, würde ich den Film aber eher als Teil eines Gesamtwerkes einstufen.
Von technischer Seite ist zu erwähnen, dass der Film in „8 K Ultra Digital HD“ auf 70 mm-Format und mit „DTS-HD 7.1“-Ton vorliegt. Die Bildqualität ist (wieder) absolut top!
Wie schon bei den anderen Werken von Ron Fricke vermisse ich die Möglichkeit, die Orte einzublenden, um zu erfahren, wo man sich auf unserem Heimatplaneten befindet. Im Abspann werden zwar die Drehorte (25 Länder) erwähnt, es fehlt aber eben der Bezug zu den Bildern. Dieses Manko hält mich aber nicht davon ab, die Bewertung mit
10/10 einzustufen.