AW: Barfuss
Ich habe die letzten Jahre mit Interesse den Werdegang von Til Schweiger und seinen Einfluss auf die deutsche Kino- und Filmlandschaft beobachtet, aber ohne seine Arbeiten gesehen zu haben. Nun habe ich nach „Der Eisbär“, der mir damals recht gut gefallen hat, die zweite Regiearbeit von Herrn Schweiger endlich gesehen und sehe bereits einen Stil, der mit aus der Vorschau von „Keinohrhasen“, „Kokowääh“ vertraut war. „Barfuss“ wird überwiegend von der wundervollen Johanna Wokalek getragen, die es vortrefflich versteht, das hilflose große Mädchen zu verkörpern, währenddessen Til Schweiger souverän den überforderten Mittdreißiger spielt. Das restliche Ensemble sowie die vielen Cameos (Jürgen Vorgel, Axel Stein, Mark Keller etc.) spielen überwiegend auf Sparflamme und sind zum Großteil in ihren karikaturhaften Rollen beengt. Der Vermengung von naiver Romantik und bisweilen leicht albernhaften humoristischen Einlagen will nicht immer gelingen und die musikalische Gestaltung wird durch zu viele luftige Popsongs verwässert. Die Fokussierung auf die romantische Komponente mit einem leichten süffisanten Humor, wie man ihn aus diversen amerikanischen Indie-Komödien kennt, hätte mir bei diesem Film deutlich besser gefallen.
Dass Til Schweiger sehr gut den Stil und Mechanismen des Hollywoodkinos internalisiert hat, wird in etlichen kleinen Szenen des Films deutlich (beispielhaft ist hier die Bankettszenen oder so simple Szenen, wo Nick seine Rechnungen einfach fallen lässt) und allein die visuelle Gestaltung und Bearbeitung mit den Farbfilter verfremdet den Film in so großen Teilen, dass nur allein anhand der Nummernschilder der Autos ersichtlich wird in welcher Stadt die Handlung gerade vollzogen wird.
Zusammenfassend ein netter, unterhaltsamer Film, der überwiegend wegen seiner Ausgangssituation und der wundervollen Johanna Wokalek überzeugt.