AW: Das Omen
Kritik von Vince
DAS OMEN (2006)
Ausschnitte aus meiner
ofdb-Kritik
Dass das “Omen”-Remake am 6. Juni ‘06 startete, ist per se schon ein Zugeständnis an die pure Kalkulation und ein erstes Indiz auf eine Schwäche des Films. Wenn man nämlich auf ein festes Datum hinarbeitet, kann das Produkt selbst unter diesem Zwang leiden. Aber wer will es den Produzenten verübeln, dass sie das historische Datum genutzt haben? Diese einmalige Chance nicht beim Schopfe zu packen, wäre unverzeihlich gewesen - von kommerzieller Warte aus betrachtet.
Die künstliche Frist nagt weniger an der optischen Gestaltung, sondern vielmehr an der Originalität in der Variation des Vorgängers, an dem sich jedes Remake, ob es will oder nicht, messen lassen muss. Und da stehen beide deckungsgleich da, nur, der 1976er war eben drei Jahrzehnte eher da als sein Nachfolger.
Der wiederum schreibt aus einem 30 Jahre alten Aufgabenheft seines Tischnachbarn ab, kopiert jedes Detail, ohne eigenes Nachdenken zu beweisen. Dabei hat sich die Welt doch weitergedreht. Das wird schmerzlich klar bei der Foto-Problematik: Gregory Peck hat man es vor 30 Jahren abgenommen, dass er den seltsamen Vorzeichen auf den Fotos Glauben schenkt. Aber dass Liev Schreiber das ohne Skepsis einfach so hinnimmt, ohne Verarsche zu wittern? Heute, im Zeitalter der digitalen Fotobearbeitung, soll ein weißer Strich der unwiderlegbare Beweis für ein Omen sein?
Abseits dieses peinlichen Abpausens zeichnen sich Versuche ab, die zeitlos faszinierende Grundidee (die allerdings “Rosemaries Baby” auch schon hatte) in einen sinnvollen Zusammenhang mit der Gegenwart zu setzen. Und siehe da: Der Weg, das Heranwachsen eines Antichristen mit der globalen Politik zu verbinden in Zeiten, in denen die Welt zunehmend als Ganzes verstanden wird, erscheint wie der richtige.
Doch warum bleibt dieser Ansatz so peripher? Warum versteift sich Moore lieber darauf, jede Handlungsszene, jeden Schockeffekt des 76er-Streifens neu zu drehen, diesmal mit etwas mehr Glanz und Gloria, aber um so weniger Herz und Atmosphäre? Ein paar lieblose Schockmontagen zwischendrin sollen Eigenständigkeit vermitteln, vermitteln in Wirklichkeit jedoch bemühte Hektik in einem ansonsten überraschend gelungenen Spannungsaufbau. Die Hunde springen die verdutzten Figuren aus dem Off an, anstatt im Hintergrund als dunkle Begleitung zu fungieren und die einzige Alternation ist die, dass die Affen im Zoo verrückt spielen anstatt auf einer Safaripark-Tour. Unverständlich, denn der Ansatz war ja da, wird sogar in der Schlusspointe ganz ordentlich umgesetzt - auch wenn man es dem Bengel noch immer nicht austreiben konnte, sich ein Grinsen zu verkneifen. Auch hier wird dem Original, das seinerseits auch nicht unbedingt perfekt war, ein wenig zu viel Tribut gezollt, die Möglichkeit vertan, einen in meinen Augen verheerenden Fehler Richard Donners auszubügeln.
Zu alledem versagt die Darstellergarde samt und sonders, nimmt man mal den leicht überdurchschnittlich agierenden David Thewlis und den aus dem Handgelenk operierenden Pete Postlethwaite heraus. Liev Schreiber und Julia Stiles scheinen sich gegenseitig darin übertrumpfen zu wollen, wer den blassesten Käse auf die Leinwand zaubern kann.
Machen wir uns nichts vor, am 07.06.06 sollte man den bösen Buben eigentlich schon wieder vergessen haben, als sei er nie geboren worden. Handwerkliches Geschick beweist John Moore durchaus. Aber dass einerseits mit dem Beruf des Vaters so ein interessanter Ansatz angedeutet wird und sich dann doch alles nur darauf fokussiert, eine Kopie des Originals anzufertigen, ist für mich unverständlich. Hätte die Jungfrau Maria sich entschlossen, noch ein paar Jährchen zu verhüten, bevor sie mit Jesus schwanger wird, wäre jetzt bis zum Jahr 2006 noch Zeit, die Idee für ein Remake von “Das Omen” ein wenig zu verfeinern...
4/10