AW: Uhrwerk Orange
Ich empfand, dass der Film gar nicht unbedingt von dieser Methode hauptsächlich handelt. Für mich ging es ja nicht mal primär um die Story. Eher um die Verpackung einer merkwürdigen Story - und diese Verpackung wurde wunderbar dargestellt. Skurrile Szenen stachen nur durch die Ausführung hervor, denn sie waren teils perfekt aufgesetzt.
Der Story sollte man meiner Meinung nach nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. Es ist eine voller Gewalt, die absurd, aber hauptsächlich auch äußerst amüsant ist. Sie ist eine, welche einfach geschieht, aber nicht langweilig oder gar unnötig ist. Dieses verwirrende und absonderliche gefällt mir jedoch generell sehr. Es ist ein Film, der einfach sagen will, poowww, hier bin ich.
Das ist der erste Eindruck von diesem Film und ich mag behaupten, dass es auch so gewollt ist, dass der Zuschauer bei der Erstsichtung von den skurrilen Szenen und grotesken Momente förmlich „erschlagen" wird. Viele Szenen stellen in meinen Augen auch eine eindeutige Provokation dar. Im übrigen habe ich nach der Sichtung genauso gedacht/gefühlt wie du jetzt.
Nachdem man sich mehr mit der Materie und der Geschichte des Films beschäftigt hat, erhält der Zuschauer eine andere Perspektive auf das Geschehene und der Film bietet erst jetzt genug Interpretationsraum.
Zu deiner "Facharbeit":
So richtig habe ich nicht verstanden, was die Lerntheorie mit dem Film zu tun hat.
Erst einmal freut es mich sehr, dass du meine komplette Facharbeit gelesen hast.
Aber anscheinend hast du sie nicht aufmerksam genug durchgelesen, denn deine Frage wurde explizit in meiner Facharbeit behandelt. Oder du musst deine Frage präzisieren.
Zumal eine weiße Ratte erstmalig kein lächeln hervorruft. Denn dann wäre da ja schon etwas angelernt.
Es ist bei jedem neutralen Reiz die Aufmerksamkeit und mehr nicht.
Genauso hat Sex und Gewalt keine neutrale Reaktion wie Spaß. Immerhin heißt es ja >neutrale Reaktion<.
Ich beziehe mich auf das Experiment von Watson mit dem Probanden Albert aus dem Jahre 1920 und dieses Experiment hat tatsächlich stattgefunden mit den von mir beschriebenen Reaktionen.
Natürlich hat das Kind vorher eine gewisse Erfahrung d.h. er hat vorher schon bewusst und unbewusst gelernt. Bei der Ausgangssituation des Experiments wurde die erste sichtbare Reaktion als „neutrale" Reaktion angesehen/definiert. In diesem Fall war es das Lächeln und das Greifen nach dem Gegenstand.
„Neutral“ bedeutet im Zusammenhang mit diesem Experiment, dass die Reaktion noch nicht mithilfe unserer Konditionierens beeinflusst worden ist. „Neutral“ bedeutet in diesem Kontext nicht, dass gar keine Reaktion sichtbar wird (bzw. nur „Aufmerksamkeit), sondern das die übliche Reaktion des Probanden in Erscheinung tritt. Bei Albert das Lächeln und bei Alex der Spaß.
Weiter bildet sich erst über das operante Konditionieren eine "Festigung" aus.
Du hättest schreiben sollen, dass sich auch beim operanten Konditionieren eine Festigung ausbildet, denn auch die klassische Konditionierung bildet eine Festigung aus. Der Grad der Festigung hängt bei beiden Methoden von der Dauer und Intensität des Konditionierens ab. Im Fokus des Films ist eindeutig nur das klassische Konditionieren.
So tiefgreifend wollte der Film imo auch gar nicht sein.
Oh, doch. Wir reden von einem Buch aus der Feder von Anthony Burgess und einer Adaption von Stanley Kubrick!
Der Film versucht sogar den Zuschauer zu konditionieren, was am deutlichsten wird in der Szene als Alex eine Frau vergewaltigt und dazu „Singing in the Rain“ singt. Das Lied ist absolut unschuldig, naiv und entstammt der heilen Welt des Gene Kellys und wird in diesem Film mit der bestialischen Vergewaltigung in Verbindung gesetzt. Daher hat das Lied seine „Unschuld“ verloren und wurde zur damaligen Zeit von vielen in Verbindung mit diesem Film gesetzt und nicht mehr mit dem ursprünglichen Lebensbejahenden-Gefühl. Auch die klassische Musik im Film wird mit der Gewalt in einem krassen Kontrast gesetzt und könnte zur klassischen Konditionierung des Zuschauer beigetragen haben.