AW: Insomnia
Gestern Abend war es dann endlich soweit, ich habe mir auch einmal das norwegische Original
Insomnia - Todesschlaf angesehen. Die Bewertung etwas vorweg gegriffen, obwohl ich das Remake von
Christopher Nolan etwas stärker finde, hat mich der Film von
Erik Skjoldbjærg auch sehr beeindruckt. Es liegt vieleicht auch nur an der Tatsache das ich das Remake zuerst gesehen habe und somit das Thema bereits kannte. Vieleicht auch daran, dass ich den Film von Nolan so gut kenne, das man gewisse Szenen erwartet bzw. sie mir im Original gefehlt haben. Noch hinzu kommt natürlich das
Al Pacino die Rolle sehr gut gespielt hat und
Robin Williams in einer bis dato ungewöhnlichen Rolle für ihn, aufgetreten ist. Dies sind natürlich schon Faktoren die man nicht außer Acht lassen sollte. Aber um mal das Ganze aus meiner aktuellen filmischen Sicht zu beschreiben, vermute ich, dass wenn ich das norwegische Original zuerst gesehen hätte, es genau anders herum wäre und ich sogar gesagt hätte das ein Remake vollkommen überflüssig ist da bereits der Regisseur
Erik Skjoldbjærg einen sehr guten Film abgeliefert hat.
Die Atmosphäre hat mir auch hier sehr gut gefallen. Genauso wie man es bei Filmen aus dem skandinavischen Ländern gewohnt ist war auch hier die Erzählweise sehr exzellent und etwas "nüchterner" bzw autentischer/realer als in Nolans Version. Man merkt ganz deutlich das in Nolans Remake viele Szenen zwar sich sehr nah am Original orientieren wie z.B. die komplette Szene bei der Hütte im Nebel. Hier merkt man das Christopher Nolan nicht daran vorbeikam diese Szene sehr ähnlich zu inzenieren, weil sonst die Atmosphäre des Filmes eine andere geworden wäre. Aber man merkt auch das Nolan einige Sachen anders gemacht hat. Gerade was Dialoge angeht hat Nolan viele Szenen eingebaut, was man auch bei solch einem Cast machen muss! Aber auch gerade die Anfangszenen in der Pacino in Alaska ankommt sind viel ruhiger erzählt bzw. es wurde sich mehr Zeit gelassen den Zuschauer in die Geschehnisse mit einzubinden. Kleine Details wurden hinzugefügt um die Atmosphäre noch zu verfeinern. Auch die Passagen zwischen Al Pacino und Robin Williams sind natürlich viel knisternder, da merkt man einfach das zwei hervorragende Schauspieler aufeinander treffen.
Aber wie bereits erwähnt hat mir das Original auch sehr gut gefallen!
Ein in den Augen stechendes weiß-grau macht der Hauptfigur und auch dem Zuschauer deutlich zu schaffen. Das gleißende Licht ist absolut unangenehm.
Diesen Effekt fand ich z.B. im Original viel besser als in Nolans Ansatz. In Nolans Version war es einzig und allein die schauspielerische Leistung von Pacino welche diesen "Insomnia-Zustand" perfekt und genial wiederspiegelte. In Skjoldbjærg´s Version vermnittelt genau dieser Effekt den ganzen Film über dem Zuschauer dieses Gefühl von Schlaflosigkeit! Man fühlt sich tatsächlich etwas unwohl bei der Sichtung da man sonst eher warme Farbtöne gewohnt ist und somit der Körper sich etwas besser entspannen kann. Durch diesen genialen Einfall jedoch bekommt der Zuschauer nicht nur über den Hauptcharakter das störende und beklemmende Gefühl der Schlaflosigkeit vermittelt sondern man erfährt es auch genau über dieses Stilmittel am eigenem Leib!
Stellan Skarsgard spielt den unter diesen Umständen leidenden Polizisten, mit einer wahnsinnigen Brillanz.
Seine Darstellung hat mir auch sehr gut gefallen. Auch hier hat man einen sehr guten Schauspieler für den Film gewinnen können! Wie gesagt, natürlich auch mit etwas Fanbonus, fand ich die Interpretation von Al Pacino noch etwas besser, aber inovativer war mit großer Sicherheit das Spiel von Skarsgard! Und auch hier vermute ich einmal, hätte ich das Original zuerst gesehen, könnte es genau umgekehrt sein da der Film in sich auch einfach stimmig und perfekt ist!
Der skandinavische Thriller ist ein weiterer faszinierender Film aus dem nördlichen Europa, welcher wesentlich mehr Beachtung verdient hätte.
Diesen Satz unterschreibe ich komplett. Ich bin zwar froh das Nolan damals dieses Remake verfilmt hat, weil ich so überhaupt erst zum Christopher Nolan Fan wurde, aber wie bereits erwähnt, aus heutiger Sicht ist das Remake überflüssig da es bereits zu diesem Thema einen hervorragenden Film aus Norwegen gab. Wenn die Amerikaner nur etwas über den Tellerrand sehen würden, könnte man sich die Mühen bei solchen Remakes einfach sparen.
Jeder der beide Filme noch nicht kennt sollte umbedingt zuerst das norwegische Original schauen und dann selber entscheiden ob man noch ein Remake sehen muss. Ich habe leider das Remake zuerst gesehen, so das vieles schon einfach zu "eingebrannt" in mein Filmauge war, als das ich das Original besser finden könnte, obwohl es sich da nur um Kleinigkeiten dreht, die aber leider entscheidend sind.
Christopher Nolan´s Version hatte ich damals eine klare
10/10 gegeben, die Version von
Erik Skjoldbjærg hätte wahrscheinlich, hätte ich den Film zuerst gesehen, auch diese Wertung erhalten, so ist es "nur" eine 9/10, eben weil bei Nolans Version meine "Fanbrille" einfach zu fest sitzt.