Moonrise Kingsom (völlig spoilerfrei)
Aller Anfang ist schwer, oder doch nicht?
Bereits nach den ersten Einstellungen wird einem sofort klar, dass man hier einen Wes Anderson Film sieht, sofern man mit seinen vorherigen Werken vertraut ist. Die „Bühne“ bzw. das „Setting“ bekommt seine Einführung durch Andersons typischen Kamerafahrten, in der die Darsteller zum Teil nur so dastehen und die Kamera sich nur auf einer Achse bewegt (z.B. die Bewegung nach hinten weg) und somit neue Details oder Personen offenbart. Überaschenderweise wurden dabei diesmal nicht die handelnden Personen aus dem Off bzw. von einem Darsteller, der die Narration übernimmt vorgestellt, sondern der Ort, indem die Handlung stattfindet (in diesem Fall eine Insel).
Wer ist eintöniger? Tim oder Wes?
Von der Einführung ausgehend und ihrem Wiedererkennungswert könnte man Anderson vorwerfen, dass seine Filme unter Ermüdungserscheinungen leiden, ähnlich wie es zurzeit Tim Burton ergeht. (So es zahlreiche Kritiker bemängeln) Diese Diskussion ist allerdings äußerst subjektiv und liegt im Auge des Betrachters. Während Tim Burtons Filme mich zurzeit in der Tat ermüden, so kann ich mich bei Wes Anderson noch nicht satt sehen. Es ist rein subjektiv, ob einem das Gezeigte noch Spaß macht, oder man sich übersättigt fühlt. Was man beiden Regisseuren nicht vorwerfen kann, ist das sie ihre Projekte stiefmütterlich behandelt oder schlechte Arbeit abgeliefert hätten (Okay, vielleicht hat Tim Burton doch ein bisschen geschludert).
...was ist denn die typische Art von Wes?
Aber zurück zu Moonrise Kingdom. Was Wes geschaffen hat ist wieder einmal als hochwertig zu beschreiben. Dabei ist er, wie bereits schon angemerkt, seinen typischen Stil treu geblieben. Das Oberthema, dass alle Anderson Filme gemein haben ist die Familie, mit dem Fokus auf die familiär, sozialisierten Kinder.
Ein dünner Schleier von Melancholie schwebt immer über dem Film und dass obwohl so manche Szene sehr skurril zu seien scheint. In totale Albernheiten driftet der Film dennoch nicht ab, denn Anderson versteht es immer seine Charaktere dabei glaubwürdig erscheinen zu lassen. Der melancholische Schleier hilft dabei in einer noch so skurril anmutenden Szene, den eigentlichen dramatischen Kern zu erfassen und diesen in sich aufzunehmen. Man erwischt sich höchstens bei dem einen oder anderen „Schmunzler“ und auch für einen kurzen Moment darf auch gelacht werden, aber der Humor nimmt nie die Überhand.
Am Ende geht man trotzdem mit einem guten Gefühl aus dem Kino, das einem mal wieder mit eine kleine Ambivalenz zwischen Humor und der eigentlichen Dramatik, die zwischen den Zeilen eigentlich immer mit läuft, zurücklässt.
…und was ist mit Musik?
Zum Schluss möchte ich noch etwas über dem Musikeinsatz des Films sagen. Auch hier noch mal das Leitmotiv des stilsicheren Wes Andersons hervorgekramt und betonen dass seine Musikauswahl und sein Musikeinsatz ein wichtiger Eckpfeiler seines Stils ist. Die Musikauswahl ist nach meinen Geschmack (und nur der kann bei solchen heiklen Themen wie „gute“ Musik individuell maßgebend sein) wieder gewohnt vortrefflich. Die Stimmung des Films wird viel von der Musik gestützt und da dieser in den 60ern spielt, wird auch unter anderem der eine oder andere Song aus dieser Dekade eingespielt. Aber nicht unbedingt die typischen bekannten Vertreter, zumindest mir nicht bekannt. Auch klassische Stücke kommen zum Einsatz. Dabei ist es ganz entscheidend wann und wo sie gespielt werden und warum sie als Lehrstücke mit Erläuterungen gespielt werden. Da lässt sich noch das ein oder andere deuten.
Wie gefiel mir der Film und kann ich ihn weiter empfehlen?
Mir gefiel der Film großartig und ich könnte keinen negativen Punkt nennen, der mich gestört hätte. Es ist ein ganz typischer Wes Anderson Film, der sich von der Qualität nicht von seinen vorherigen Werken unterscheidet (Weder besser noch schlechter).
Sollte man zu der Personengruppe gehören, die bis jetzt noch immer nichts mit Wes Anderson anfangen kann, dann schaut Ihn euch an (Vielleicht klappt es ja mit diesem Film, aber ohne Gewähr).
Wenn ihr zu der Personengruppe gehört, die schon viele Filme von Anderson kennen und auf einen Film hoffen, der sich ein wenig mehr von den vorherigen abhebt, könnten enttäuscht werden (Aber Ihr wurdet ja jetzt vorgewarnt).
Ich gehöre der Personengruppe an, die sogar jeden Film von Wes Anderson kennt aber dennoch keine Ermüdungserscheinungen betreffend seiner Stilsicherheit verspürt. Das mag auch daran liegen, dass er weiterhin mehr im Verborgenen Filme macht und somit nicht allzu viele Nachahmer mit sich zieht, als es beispielsweise bei Burton der Fall ist.
Von mir gibt’s eine 9/10 für gute Arbeit, eine schön aufbereite Geschichte mit einer hervorragenden Musikauswahl.