Rocky Balboa
Gerechnet hatte wohl niemand damit das
Sylvester Stallone erneut die Boxhandschuhe aus dem Schrank holt und seiner Figur Rocky Balboa endlich den würdigen Abschluss spendiert, den er verdient hat. Da es wohl auch Stallone´s Idee war diesen Film zu machen, war es eine klare Sache das er nicht nur wieder die Story sondern auch wieder die Regie für dieses Projekt übernimmt. Leider besitzt der Film einen sehr großen Logikfehler, welchen ich ihm zwar verzeihe, er aber einen kleinen faden Beigeschmack hat. In Teil 5 wird ganz deutlich gesagt das Rocky Balboa nie wieder eine Boxlizenz erhalten würde, aber dennoch steigt
Rocky wieder zu Ende des Filmes hochoffiziell in den Ring, auch wenn es kein Meisterschaftskampf ist. Diesen Kampf, natürlich mit einem anderen Gegner, hätte Stallone lieber im fünften Teil der Reihe in die Story schreiben sollen und aus Rocky im letzten Kapitel der Rocky Saga einen Trainer machen sollen, vieleicht sogar für den Sohn von Marie, den man auch hätte durchaus etwas Älter ansetzen hätte können. Es hätte ja nicht zwingend ein Meisterschaftskampf im Schwergewicht sein müssen, aber ich denke es wäre glaubhafter gewesen wenn Rocky Balboa vieleicht einen jungen Mann von der Straße, der nicht weiß was er mit seinen Leben anfangen soll, die Welt des Boxsports näher gebracht hätte und somit sein Erbe weitergegeben hätte, als das er selber nochmal in den Ring gestiegen wäre. Das war aber auch schon der einzige Kritikpunkt den ich an diesem Film habe.
Mit Rocky Balboa hat
Sylvester Stallone in meinen Augen das unmögliche geschafft. Nicht nur das er dieser Filmreihe nochmal neues Leben eingehaucht hat, nein er hat es auch geschafft im Jahr 2006 einen Film zu drehen der durchaus etwas 70er Jahr Flair aufzuweisen hat, auch wenn in manchen Szenen natürlich deutlich ist, das es ein aktueller Film ist. Der Zuschauer bekommt einen Rocky gezeigt der zwar, wenn man an den Nationalhelden Rocky aus Teil 3 und 4 denkt, nur noch ein Schatten seiner selbst ist, der durch den Tod von Adrian stellenweise wie ein gebrochener Mann wirkt, der sich aber wieder auf das Wesentliche im Leben besonnen hat und sich selbst nicht aufgegeben hat. Beim Anblick der Szenen in denen er mit Paulie quasi nochmal alle Stationen seiner Zeit mit Adrian abgeht bleibt mir immer wieder ein Klos im Hals stecken, weil dies natürlich ein Lebensabend ist den sich niemand wünscht. Alleine und deutlich im Herbst seines Lebens mit dem Schwager und vieleicht besten Freund, das einzige was ihm neben seinen Sohn noch geblieben ist von seiner geliebten Frau, so einen Rundgang machen zu müssen um festzustellen, dass seine besten Zeiten hinter einem liegen und man im Grunde zwar viel schönes erlebt hat, aber das alles nun vorbei ist und man mit dem zufrieden sein muss was das Leben einem noch bietet. Ich bin froh das Stallone der Versuchung wiederstehen konnte und Rocky in diesem Film keine zweite Adrian zum Ende geschenkt hat. Es macht den Film sehr realistisch den leider ist das Leben nicht nur immer Sonnenschein, sondern es kann auch tiefste Nacht sein. Zwar ist es der Wunsch eines jeden das man nur gute Zeiten erlebt, aber so ist das wahre Leben leider nicht.
Beim Cast gibt es erneut keinerlei große Überraschung. Mich würde einmal interessieren ob es die Entscheidung von
Talia Shire war nicht in einem weiteren Rocky Film mitzuspielen, oder ob diese Entscheidung ihr durch
Sylvester Stallone abgenommen wurde in dem er durch den Tod von der Figur Adrian seiner Figur Rocky eine erneut tragische Komponente mitgegeben wollte. Es wäre definitiv ein anderer Film gewesen, ja sogar ein anderer Rocky Balboa wenn er gemeinsam mit seiner geliebten Adrian das Restaurant Adrians hätte führen können. Durch Ihren Tod hat der Film definitiv einen ernsteren Hintergrund und wirkt dadurch dramatischer, auch wenn man sich sowas im wahren Leben nicht wünscht, aus filmischer Sicht war es eine sehr gute Entscheidung. Auch in diesem Film hat mir die Darstellung von
Burt Young als Paulie wieder sehr gut gefallen. Auch er war wieder, genauso wie in Teil 5, der alte Paulie wie man ihn aus den Anfängen von Rocky kannte. Interessant fand ich es das es nicht erneut
Sage Stallone war der den Sohn von Rocky spielen durfte und das er im Film plötzlich nicht mehr Rocky Jr. hieß sondern Robert Jr. Aber ob das nun ein Fehler im Drehbuch war, oder ob Stallone bewusst dadurch seinen Sohn erwachsener wirken lassen wollte, auch diese Frage könnte einem wahrscheinlich nur Stallone selber beantworten.
Ich weiß nicht ob ich damals bei der Sichtung im Kino nicht in der richtigen Stimmung war oder ob es daran lag das meine letzte Sichtung der Reihe schon zu lange her war. Aber heute, nachdem ich alle Rocky Filme erneut gesehen habe, wirkte der letzte Film der Reihe deutlich runder auf mich und es ist definitiv ein würdiger Abschluss einer Filmreihe, die vieleicht nicht jedermanns Geschmack ist und vieleicht auch nicht der ganz große Klassiker ist, aber dennoch eine Filmreihe ist welche jeder Filmfan irgendwie kennt. Sei es durch TV Ausstrahlungen, die unverwechselbare Filmmusik oder die Tatsache das
Sylvester Stallone mit dieser Filmreihe zu einem der ganz großen in Hollywood wurde, ohne das er so ein großer Charakter darsteller ist wie ein De Niro oder Pacino ist. Aber Stallone hat mit dieser Filmreihe der Filmwelt bewiesen das er mehr drauf hat als ein muskebepackter Action Star zu sein. Ich bin jedenfalls sehr gespannt wie lange diese Filmreihe noch in den Heimkinos weiter leben wird. Werden noch weitere Genereationen Rocky Balboa zujubeln und sich mit ihm freuen, nachdem er einen Kampf gewonnen hat? Zumindest hätte es die Filmreihe verdient nicht in Vergessenheit zu geraten.
Wertung:
7.5/10