Die Royal Tenenbaums

Gesamtübersicht aller Kritiken zu Die Royal Tenenbaums:

#02 11.03.12 crizzero

Die Royal Tenenbaums

Regiegenius Wes Anderson erzählt eine großartig schrullige Geschichte über ein kaputtes Familienleben und die Wurzeln dieses Übels. Wenn aus den eigentlich hochbegabten Kindern psychisch labile, von Neurosen geplagte Exzentriker werden, dann haben die Eltern offensichtlich etwas falsch gemacht. Oder zumindest - wie in diesem Fall - der Vater.

Gene Hackman spielt das Familienoberhaupt Royal Tenenbaum mit so viel Hingabe, dass man ihn abwechselnd drücken und erwürgen möchte. Seinen Kindern glaubhaft zu vermitteln, dass man sich nach Jahren und Jahrzehnten der Abstinenz nun wieder für sie interessiert und an ihren Sorgen teilhaben möchte, ist ein eigentlich unmögliches Unterfangen. Es mag hier und da Lichtblicke geben, die kurzzeitig Hoffnung oder Trost spenden, aber eine derart zerrüttete Familie ist nicht mehr in Einklang zu bringen. Man kann nur versuchen, das eigens verkorkste Leben anzunehmen und damit irgendwie umzugehen. Die Zeit zurückdrehen und nochmal neu anzufangen, ist ganz und gar unmöglich. Diese Verfehlungen in der Erziehung und die daraus entstandenen Wunden sind irreparabel.

Wes Anderson ist ein Meister der Dramödie und zeigt dieses Dilemma auf seine unnachahmliche, ruhige, detaillverliebte und bunte Art und Weise. Manchmal urkomisch, manchmal furchtbar traurig. Die Charaktervielfalt in seinen Filmen ist dabei stets ein Hochgenuss. Neben dem für seine Rolle als Royal Tenenbaum mit dem Golden Globe ausgezeichneten Gene Hackman brillieren hier auch Anjelica Huston, Bill Murray, Danny Glover, Gwyneth Paltrow, Ben Stiller, Luke Wilson und sein Bruder Owen, der ohnehin in keinem Wes-Anderson-Film fehlen darf. Jeder von ihnen hat seine Macke, keiner ist makellos. Und so lässt Anderson ein Cast in vollkommener Spielfreude aufeinander los und gibt sich mit einer Szene erst zufrieden, wenn sie perfekt im Kasten ist.

10/10

AW: Die Royal Tenenbaums

Ich habe bisher zwei Filme von Wes Anderson gesehen, "Die Tiefseetaucher" und eben "Die Royal Tenenbaums". Beide Filme sind schön skurril und von der Besetzung her ein Traum. Und trotzdem laufen sie irgendwie an mir vorbei. Klar, es gibt viele gute Szenen, aber insgesamt kann die Handlung mich nicht fesseln. Ich vermisse die Intensität, die beispielsweise Charlie Kaufman in seinen nicht minder abgedrehten Filmen schafft.

Despair schrieb:

Ich vermisse die Intensität, die beispielsweise Charlie Kaufman in seinen nicht minder abgedrehten Filmen schafft.

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Diese Intensität wird von Anderson ja gar nicht beabsichtigt. Die Schwere eines Kaufman will er gar nicht erreichen. Seine Filme sind pure Leichtigkeit, ein stilistisch grandioser Tanz auf einer ironsichen Rasierklinge. Sie liefern philosophische Ideen und Startpunkte für weiterführende Gedankengänge im von ihm perfektionierten Genre der Familiendramödie.

AW: Die Royal Tenenbaums

Despair schrieb:

Ich habe bisher zwei Filme von Wes Anderson gesehen, "Die Tiefseetaucher" und eben "Die Royal Tenenbaums". Beide Filme sind schön skurril und von der Besetzung her ein Traum. Und trotzdem laufen sie irgendwie an mir vorbei. Klar, es gibt viele gute Szenen, aber insgesamt kann die Handlung mich nicht fesseln. Ich vermisse die Intensität, die beispielsweise Charlie Kaufman in seinen nicht minder abgedrehten Filmen schafft.

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Dito. Ich schätze Wes Anderson sehr für das, was er macht, irgendwie läuft es aber an mir vorbei. "The Royal Tenenbaums" war mein erster Film von ihm, "Die Tiefseetaucher" und "Darjeeling Limited" haben die Sperrigkeit leider nur bedingt aufgehoben. Ausgezeichnet fand ich hingegen (trotz des merkwürdigen Designs) den "Fantastischen Mr. Fox".

AW: Die Royal Tenenbaums

Ich mag ihn sehr sehr gerne und er schrammt auch nur knapp an der Höchstwertung vorbei.So eine skurile und liebenswerte Ansammlung verschiedenster Charaktere (ein Traumcast) hab ich sehr sehr selten erleben dürfen.
So verrückt die sich auch alle aufführen, ist ihr verhalten für mich absolut glaubhaft und nachvollziehbar.Spricht das jetzt für oder gegen mich

Komischer weise der einzigste Film von Wes Anderson, der mir gefällt.Mit den Anderen Werken von ihm kann ich nix anfangen.
Aber eine Perle reicht ja.Das ist mehr, als die Allermweisten hinbekommen.

9,5/10