Seit 5.45 wird zurückgeschossen

deadlyfriend

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#02 22.02.2012 deadlyfriend
 
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Seit 5.45 wird zurückgeschossen

Diese Dokumenation ist gleich durch 2 Dinge äußerst interessant. Einmal ist es natürlich der Inhalt, aber auch das Entstehungsjahr steht hier im besonderen Fokus. Da man heutzutage ja eher bedeutungsschwangeres Geschwafel im Histotaintment-Programm zum Abendbrot serviert bekommt, ist ein Blick zurück ziemlich interessant. Immerhin ist diese Dokumenation aus dem Jahre 1961.
Eine Zeit in der natürlich noch viele Teilnehmer des Krieges am Leben waren und auch die Macher eher noch als Zeitzeugen fungieren konnten. In der Tat bekommt man hier einen äußerst spannenden Einblick in das Kriegsgeschehen. Vom Polenfeldzug bis zur Kapitulation glänzt die Produktion durch Originalaufnahmen, die aber wohl zum Teil auch der deutschen Wochenschau dienten. Wer also einen reinen Blick auf den Kriegsverlauf und die dazu gehörigen Frontbilder haben möchte, kann sich die Doku auch heute noch problemlos ansehen. Hier gibt es sehr viel Wissenswertes, was gemessen an der kurzen Spieldauer von knapp 90 Minuten, recht detailfreudig aufbereitet wurde. Allerdings erfährt man nicht viel über den politischen Verlauf, die Machtergreifung oder die Judenverfolgung.
Dies kann man der Doku aber kaum vorwerfen, da dies nunmal nicht der Gegenstand des Inhalts ist.

Allerdings hat dieser fehlende Blick neben anderen Dingen auch einige Kontroversen hervorgerufen. Nicht im Jahr der Erstaufführung, sondern erst einige Jahre später. 1961 hat man den Film eben nur als normale Doku wahrgenommen und nicht viel Worte darüber verloren. Bei seiner zweiten Aufführung in den 70er Jahren lief es allerdings etwas anders. Das lag einmal daran das man den Titel in "Europa in Flammen - Heldentum an allen Fronten" geändert und zudem noch ein etwas martialisches Plakat mit Hitler und Hakenkreuz präsentiert hat. Dies war der Ultra-Linken ein Dorn im Auge, was zu Sachschäden an Kinoschaufenstern und einigen Debatten führte. Sogar ein Verbot des Films wurde gefordert, da im Film die Aufklärung über Kriegsverbrechen fehlte.
Nicht nur das, auch ein gewisser Stolz des Sprechers bei den Eroberungsfeldzügen ist nicht von der Hand zu weisen. Allerdings wird hierbei der Soldat und nicht das politische Regime in den Vordergrund gerückt.
Trotzdem hat das natürlich einen faden Beigeschmack, den ich aber im Kontext des Entstehungsjahres durchaus zu verarbeiten weiß. Eine Schuldzuweisung, die sich an Heimkehrern aus Gefangenenlagern richtet, wäre vielleicht auch nicht gerade das gelbe vom Ei gewesen. Allerdings befinde ich mich nicht in einem Alter, um das neutral beurteilen zu können.

Trotz oder auch gerade wegen der Kontroverse ist aber das vorliegende Material in jedem Fall eine Sichtung wert. Eben nicht nur alleine durch den wirklich spannend aufbereiteten Inhalt, sondern auch durch sein Entstehungsjahr und den Blick auf den Krieg aus dem Jahre 1961.
 
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