Zeugin der Anklage
Noch meine Meinung aus "Zuletzt gesehen", hier etwas erweitert nachgereicht.. (kann mich bei solch genialen Filmen da einfach nicht zurückhalten
)
Nach "Sunset Boulevard" und "Frau ohne Gewissen" war nun dieser Film von Billy Wilder an der Reihe. Natürlich war ich gespannt ob er das hohe Niveau der zwei genannten halten könne, aber hier lässt sich gleich deutlich sagen - ja! Und wie !
Kurz ein paar Worte zur Story:
Kaum ist der Londoner Star-Anwalt Wilfrid Robarts (Charles Laughton) nach einem Herzinfarkt wieder aus dem Krankenhaus entlassen, wartet schon der nächste, hoch brisante Fall auf ihn. Dem Handelsvertreter Leonard Vole (Tyrone Power) wird vorgeworfen die reiche Witwe Emily French umgebracht zu haben, die zu allem Überfluss vor Ihrem Tod ihr Vermögen an Vole vermacht hatte. Dieser behauptet aber unschuldig zu sein. Ein hochspannender Prozess beginnt...
Die meiste Zeit spielt dieser Film im Gerichtssaal, wobei er sich anfangs gut Zeit nimmt für die Beleuchtung der verschiedenen Charaktere. Vor allem für die des Anwalts Robarts und auch des Angeklagten Vole. Hier sieht man auch zum Teil wichtige Vergangenheitsschnipsel in Form von Rückblenden. Ansonsten fiebert man die ganze Zeit mit und man weiß selbst nicht so recht wen man jetzt glauben kann und wer lügt, und fragt sich ununterbrochen, wie es wohl ausgehen werde. Von Langeweile oder Längen keine Spur.
Ich bin jetzt Filmhistorisch nicht so sehr bewandert, und mit dem Entstehungsjahr von 1957 handelt sich ja auch nicht um einen uralten Film, allerdings würde ich trotzdem einfach mal behaupten, man könnte hier von der Mutter der Gerichtsthriller sprechen(falls ich mich hier täusche, bitte sagen). Ein Gerichtsthriller im Film-Noir Gewandt der alles beinhaltet was es braucht. Grandiose Story, starke Bilder, gute Musik (wobei diese hier eine eher untergeordnete Rolle hat) und wie bei bisher jeden Wilder Film sind hier wieder die Darsteller einsame Spitze.
Charles Laughton als zynischer Star-Anwalt mit genialen Sprüchen, Tyron Power als Leonard Vole, und die geniale Marlene Dietrich als undurchschaubare Christine Vole, Frau des Angeklagten, die dafür sorgt das sich das Blatt nicht nur einmal sondern gefühlt zehnmal wendet. Am Ende ist natürlich nichts wie es scheint und es überschlagen sich die Ereignisse wenn man egtl. schon glaubt es komme nichts mehr nach. Wenn man dieses Ende kennt, erscheint das Ende von "Zwielicht" wie ein Kindergeburtstag.
Verwundert war ich etwas, als ich im Nachhinein sah das er von 1957 ist, denn er fühlte sich für mich irgendwie ein Tick älter an als z.B. Sunset Boulevard (1950) oder Frau ohne Gewissen (1944). Vielleicht ist er etwas schlechter gealtert als die anderen beiden, wobei das nun tragischer klingt als es ist, und man auch generell egtl. nicht behaupten kann das diese Filme in irgendeiner Art und Weise gealtert sind.
Zeitloser Klassiker.
9/10
mit Tendenz zur 10.
Die nächsten Wilder Filme stehen schon Schlange. Ich freu mich drauf!