AW: Blue Velvet
Ich kann mich den beiden Kritiken von deadly und Bjoern nur anschließen! Ein wirklich sehr starker Film der auch aus meiner Sicht seiner Zeit vorraus war. Er ist soviel mehr als ein geradlinier Thriller. Bjoern hat sehr viele gute Beispiele aufgezeigt anhand derer man erkennen kann das es hier nicht nur die Hauptsortyline ist welche den Film so dermaßen spannend und genial macht! Der innere Unentschlossenheit von Jeffrey welche Welt ihn mehr faziniert. Auf der einen seite die junge unschuldige Sandy für die er Gefühle entwickelt und die seine Neugierde an Geheimnissen teilt und auf der anderen Seite die erfahrene Dorothy durch die er in eine Welt gezogen wird, welche weit ab von der üblichen Kleinstadtidylle liegt, eine Welt welche für normale ehrliche Bürger normalerweise verschlossen bleibt. Jeffrey verfällt dieser Welt immer mehr. Man merkt förmlich das er einerseits von all dem Gesehenen verschreckt ist, aber andererseits auch faziniert ist und seiten an sich entdeckt, die er nicht für möglich gehalten hat. Ich finde das merkt man besonders gut in der Szene wo er mit Dorothy schläft. Zunächst streubt er sich sie zu Schlagen. Nichts würde ihm mehr fern liegen als eine Frau zu schlagen, doch er lässt sich von dieser surrealen Welt verführen und erliegt kurz dieser dunklen Welt. Jeffrey schafft zum Schluss dennoch den Absprung aus dieser dunklen und für ihn fazinierenden Welt und macht das was ein normaler ehrlicher Bürger in dieser Situation tun würde. Er geht zur Polizei und erzählt alles was er weiß und er entscheidet sich für Sandy, die definitiv in dem Film die helle bzw. gute Seite symbolisiert. Von daher finde ich schon das man in diesem frühen Werk von Lynch durchaus viele Andeutungen finden kann. Zwar ist der Film nicht so wie z.B Mulholland Drive, welcher nur so von Symbolik und Methapern strotzt, aber dennoch findet man als Lynch Fan so einiges was einen zum Nachdenken animiert.
Der Grund, warum der Film wahrscheinlcih so bekannt und beliebt wurde, ist vermutlich die Tatsache das er auch funktioniert wenn man nicht genauer über die Symbole und tieferen Bedeutungen einiger Szenen nachdenkt. Man bekommt in erster Linie einen Film geboten der eine geradlinie Thriller Story hat. Der College Student Jeffrey betätigt sich als Hobby Detektiv, weil er schon immer Freude an Geheimnissen hatte und gerät dabei in Schwierigkeiten. Er hiflt der Polizei dabei einen großen Fall von Korruption und eine Entführung aufzulösen und am Ende gibt es noch ein Happy End. Im Grunde also alle Zutaten welche ein Thriller braucht um auch beim durchschnittlichen Kinopublikum zu wirken. Aber David Lynch schafft es halt viele interessante Aspekte mit einzubauen, welche den Film sehr interessant machen wie z.B. das hier auch bereits erwähnte spiel der Farben und das bewusste Einsetzen von Hell und Dunkel. Der Anfang ist sehr hell gehalten, man bekommt ein paar Feel-Good Szenen zu sehen. Die Szenen in Dorothys Apartment oder generell die Szenen in denen Frank auftaucht, übrigens wirklich sehr gut gespielt von Dennis Hopper, sind hingegen düster und bedrohlich. Zwischenzeitlich bekommt der Zuschauer immer mal wieder ein paar freundliche und beruhigende Szenen gezeigt. Eigentlich immer die Szenen in denen Jeffrey auf Sandy trifft. Er erzählt ihr ja auch nur bedingt von dieser anderen düsteren Welt. Der Schluss ist dann wieder genauso wieder Anfang man bekommt das typische Happy End geboten. Aus meiner Sicht ist das von David Lynch einfach nur "göttlich" wie er dort Hollywood den Spiegel vorhält, das im Grunde solchen Enden immer nur so von Kitsch und Klischee strotzen. Man sieht wie Jeffrey und Sandy ein glückliches Paar sind, dem Vater von Jeffrey geht es wieder richtig gut und die beiden Familien verbringen glücklich und zufrieden gemeinsam Zeit an einem schönen sonnigen Tag. Dann der Schnitt zu Dorothy wie sie freudig und glücklich wieder Zeit mit Ihrem Sohn Zeit verbringen kann. Vergessen ist die düstere Welt rund um Frank, eine Welt welche voller Abgründe und Gewalt neben dieser heilen Welt existiert. Damals bei der Erstsichtung habe ich dieses Ende noch nicht so gesehen wie ich es jetzt sehe. Heute bin ich mir sicher das es von einem David Lynch pure Ironie und Spot gegenüber der Traumfarbrik Hollywood ist! Alleine aus diesem Grund war der Film seiner Zeit weit vorraus, eben weil diese Kritik von Lynch heute noch viel besser passt!
Für mich ist Blue Velvet wirklich sein super Film der mal wieder Zeit das David Lynch zurecht einer der ganz großen Regisseure dieser Zeit ist!
Wertung: 9/10