AW: Highlander
Highlander II
Im Jahr 2024 ging die Welt den Lokus runter. Seit 25 Jahren schon ist die Ozon-Schicht zerstört, und die die Erde muß vor den Strahlen der Sonne durch einen Schutzschild geschützt wird, der den ganzen Planeten umhüllt und von Connor MacLeod (Christopher Lambert) mitgeschaffen wurde. Der ist mittlerweile ein alter Mann und hat nicht mehr lange zu leben. Daß er sich trotzdem noch nicht unter den Toten befindet, pisst Oberschurken Katana (herrlich fies: Michael Ironside) ziemlich an, und der schickt zwei Handlanger zur Erde bzw. in die Zukunft (dazu später mehr), um den Highlander endlich auszuschalten. Blöderweise wird olle MacLeod durch das Eintreffen seiner Attentäter wieder unsterblich, verjüngt sich und plättet die fiesen Bösewichte, was Katana selbst auf den Plan ruft.
Wo fange ich an? Vielleicht ein erster Hinweis: ja, ich mag den Film. Irgendwie mochte ich ihn schon immer, auch wenn an den tollen Teil 1 eigentlich kaum noch etwas erinnert. Der Film ist schwachsinnig ohne Ende, macht aber unglaublich viel Spaß, und letzten Endes kommt es nur darauf an. Wenn man also sein Gehirn vor Start abgibt, kann man viel Freude an diesem Dummfug haben, den Regisseur Russell Mulcahy optisch wie gewohnt mehr als souverän vom Stapel lässt.
Also: ja, der Film ist blöde. Egal, in welcher Version man ihn sich ansieht, verursacht er Kopfschmerzen. Egal, ob die Unsterblichen nun Aliens vom Planeten Zeist oder eine vorzeitliche Menschenüberrasse sind; das Ergebnis bleibt blöde und nimmt jegliche Magie über die Herkunft der Unsterblichen. Erträglicher ist aber auf jeden Fall die Renegade Fassung bzw. die Special Edition, die auf dieser basiert und sich nur in ein paar Schönheitskorrekturen von selbiger unterscheidet.
Als sich Teil 1 seinerzeit zumindest (und vor allem und zuerst) in Europa zu einem echten Kultfilm entwickelte, sah man sich natürlich genötigt, eine Fortsetzung nachzuschieben. Blöd nur, dass die Geschichte mit dem Ende des Originals komplett erzählt worden war und eigentlich keinerlei Spielraum für einen Aufguss bot. Um sich also selbst nicht zu sehr ins Gehege zu kommen, verlagerte man die Handlung kurzerhand 40 Jahre in die Zukunft und ließ sich ein paar fadenscheinige Gründe einfallen, um auch weiterhin ein paar Langloden zum Schwertschwingen zu animieren. Dank eines deutlich höheren Budgets schaut der Film denn auch richtig super aus. Die reinen Studiokulissen machen optisch einiges her; auf echte Außenaufnahmen wurde recht großzügig (bis auf wenige Ausnahmen zumindest) verzichtet, so dass man in Argentinien, wo der Film entstand, richtig auf die Kacke hauen konnte.
Christopher Lambert, bereits wieder auf dem absteigenden Ast, wurde einmal mehr als MacLeod verpflichtet, die süße Virginia Madsen als sein Love Interest, Berufsbösewicht Michael Ironside wurde der neue Gegner (und ist definitiv der heimliche Star des Films), und auch Sean Connery ist wieder mit am Start. Zwar ist seine Rolle komplett sinnlos, aber er versucht, noch das beste aus dem schwachsinnigen Drehbuch zu machen, das völlig krude seine Handlung aufbaut und sich dabei doch nur von einer Action-Szene zur nächsten hangelt, ohne es dabei auch nur annähernd zu schaffen, das alles in eine einigermaßen plausible Form zu bringen.
Die turbulenten Dreharbeiten tragen nicht wirklich alleinige Schuld an dem Flickenteppich aus einigen guten Ideen, die aber niemals wirklich ausgereift erscheinen, und dem albernen Drumherum, zu dem der Film schließlich wurde. Das Drehbuch nämlich ist von vornherein ziemlich daneben, da kann auch Mulcahy nichts mehr retten oder der schwarze Peter dem Studio zugeschoben werden, das den Regisseur noch während der Dreharbeiten entließ, denn das Budget war maßlos überzogen. So war der Film nur halbfertig, als man den Endschnitt anordnete. Und was dann letzten Endes ins Kino kam, kann man guten Gewissens als Katastrophe bezeichnen: die Unsterblichen sind Außerirdische vom Planeten Zeist, die unangenehme Zeitgenossen auf die Erde beamt, wo diese nicht sterben können und untereinander einen Kampf austragen müssen, bis nur noch einer übrig ist. Dem steht es dann frei, sein Leben alternd auf der Erde zu beenden oder nach Zeist zurückzukehren. Aus die Maus. Diesen Humbug kann man nur mit einem Kopfschütteln kommentieren, aber er bietet immerhin die Plattform für einen launigen Filmabend, viel Action, blöden Sprüchen und eben Michael Ironside, der wirklich viel rettet.
Jahre später stellte Regisseur Mulcahy dann seine Wunschfassung zusammen, als Renegade Version bekannt. Hier wurden alle Hinweise auf die Aliens und Zeist getilgt. Die Unsterblichen entstammen nun einer früheren, hochentwickelten Zivilisation, die ihren sozialen Unrat in die ferne Zukunft verbannt, wobei die Regeln für Unsterblichkeit sich nicht ändern. Auch nicht wirklich besser, aber nicht ganz so schlimm wie die Sache mit den Außerirdischen. Hinzu kommen ein paar erweiterte und neue Szenen plus eine völlig veränderte Chronologie und ein überwiegend anderer Soundtrack (wieder mit Queen und Michael Kamen), und fertig ist ein fast völlig anderer Film.
Aber wie gesagt: er ist kaum weniger schwachsinnig. Wenn also die Handlung schon nicht überzeugen kann, so wendet man sich halt anderen Kriterien zu. Und zumindest optisch macht „Highlander II“ eigentlich alles richtig. Die Kulissen sind toll, die Atmo ist düster, dreckig und verkommen. Die Welt ist am Ende, und das sieht man dem Film auch an. Die Effekte kommen leider teilweise etwas billig daher, aber die meiste Zeit ist es so düster, dass man ohnehin kaum etwas erkennt.
Darstellerisch halten sich miese Leistungen (Christopher Lambert), durchschnittliche (Sean Connery & Virginia Madsen) und echte Spielfreude (Michael Ironside) halbwegs die Waage, wobei vor allem Michael Ironside ein echter Volltreffer ist, denn der spielt mit so diebischem Vergnügen seinen Part, dass jede seiner Auftritte ein kleiner Höhepunkt für sich ist. Er hat aber, zugegebenen, auch die dankbarste Rolle und kann richtig die Sau rauslassen, während sich seine Kollegen eher verhalten präsentieren, da aus ihren Charakteren einfach nicht viel rauszuholen ist: Lambert darf das Schwert schwingen und, für das Weibsvolk im Publikum, silberblickend schmachtend in die Kamera stieren. Virginia Madsen sieht gut aus, hat aber kaum etwas zu tun, und Sean Connerys Rolle krankt daran, dass sie einfach komplett überflüssig ist und er ohnehin nur im Film mitspielt, um einen großen Namen auf dem Plakat zu haben.
So bleibt am Ende ein Film, der als Fortsetzung absolut indiskutabel ist (in jeder Version), der aber für sich genommen einen sehr unterhaltsamen No-Brainer darstellt; immer kurz am Trash vorbei. Optisch beeindruckend, solide gespielt, aber inhaltlich ein echtes Trauerspiel.
Ich mag den Film, und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.