AW: Glatt rasiert
Glatt rasiert
Der unter Schizophrenie leidende Peter Winter kehrt nach Hause zu seiner Mutter zurück, um sich auf die Suche nach seiner vor vielen Jahren zur Adoption freigegebenen Tochter Nicole zu machen. Zur selben Zeit geschehen seltsame Morde an kleinen Mädchen, die einen Polizisten dazu veranlassen, sich an Peter Spuren zu heften.
„Clean, Shaven“ - so der wesentlich besser als „Glatt rasiert“ klingende Originaltitel – ist mehr Psychogramm als Krimi. Die Kamera bleibt fast die gesamte Zeit bei Peter Winter und zeigt ausführlich seine Seelenqualen, die bis zur Selbstverletzung führen. Das geschieht nicht effektheischend, sondern mit spröden, realistisch anmutenden Bildern, die Peters Pein eher noch verstärken als abmildern. Gleiches gilt für die fast ausschließlich aus Statikrauschen und fragmentarischen Radiosendungen bestehende Soundkulisse. Es wird nicht viel geredet, der Zuschauer bleibt über lange Zeiträume allein mit Peter und seinem Wahnsinn. Und dank Peter Greenes intensivem Spiel ist das verdammt beängstigend. Seine Darstellung des Peter Winter weckt die unterschiedlichsten Emotionen beim Betrachter: von Unverständnis über Mitleid bis hin zu nackter Furcht über dessen Unberechenbarkeit. Doch auch die anderen Charaktere wirken seltsam, jeder scheint mit seinen eigenen inneren Dämonen zu kämpfen.
Zur eigentlichen Geschichte bis hin zum verstörenden Ende will ich nichts weiter schreiben, da das einem Spoiler gleichkäme. Die sollte man ohne Vorkenntnisse selbst erleben.
Fazit: „Clean, Shaven“ ist eine fiese kleine Filmperle weitab typischer Blockbuster-Klischees, die man unbedingt mal gesehen haben sollte.
9/10 Punkte