AW: Silent Hill - Willkommen in der Hölle
Kritik von Vince
SILENT HILL - WILLKOMMEN IN DER HÖLLE
"Zunächst mal finde ich es ja sehr witzig, dass hier plötzlich so was wie ein Rollentausch stattfindet und es erstmals die Spieler sind, die primär von der Spieleverfilmung befriedigt werden und nicht die Normal-Kinobesucher ohne Vorkenntnisse. Was ein Zeichen dafür ist, dass es eben kein dummes Gerede der Macher war, zu behaupten, das wird ein Film für die Gamer... es ist weitestgehend wirklich so. Obwohl insgesamt ein heftiges Wirrwarr besteht zwischen Unzufriedenen und Zufriedenen und Gamern und Nicht-Gamern... alleine das ist schon eine Leistung, denn wenn ein Film wie dieser eines nicht sein solte, dann leicht einschätzbar.
Und das hat mich schlußendlich nach all den vernichtenden Urteilen doch am meisten erfreut: Man weiß nicht so recht, was man von dem halten soll, was Gans da auf uns losgelassen hat. Er zeigt immer wieder große Stärken und massive Schwächen, aber die winden sich so sehr wie die grotesken Monsterkreationen. Wenn man etwas kritisieren will, gibt es immer einen Aspekt am Film, der das Argument widerlegen kann. Die einzige Ausnahme bildet (wie schon so oft konstatiert) Sean Beans Subplot, da ist sich die Kritik wirklich einig: Das passt nicht rein. Und es passt wirklich nicht rein... genau deswegen, weil sich alle drüber einig sind, könnte man fast sagen.
Audiovisuell ist der Film ein Hochgenuss. Bei den ersten Anschlägen des Scores bekam ich einen Schauer wie selten zuvor. Der Wiedererkennungswert, mit dem die ganze Filmstruktur spielt durch das Switchen zwischen den einzelnen Ebenen, angekündigt von der durch Mark und Bein gehenden Sirene, die das Assoziationsprinzip ähnlich geschickt aufgreift wie vor einiger Zeit "Echoes" mit dem Brummen und dem roten Licht. Die Autofahrt weckte unbehaglich-herrliche Erinnerungen an "Silent Hill 2" - weil ihr Schnitt geschickt veranschaulichte, wie sich Rose immer weiter in die Gedärme der Hölle hineinbewegte und sich damit von der rationalen Welt löste. Mit einer Kilometeranzahl, die irrational lang erscheint. Wie damals James Sunderland, der eine nicht enden wollende Treppe hinunterging, mehrere Brunnen hinunterfiel und am Ende doch wieder an der Oberfläche ankam, obwohl er eigentlich schon längst hunderte Meter unter der Erde sein müsste.
All diese geschickten, kleinen optisch-akustischen Kniffe werden die ganze Zeit über hervorragend auf die Leinwand gebracht, das zieht sich über den Score, das Creature Design, die Effekte, das Welt-Zwischenwelt-Hölle-Triptychon etc. Die Storyidee war (inkl. Auflösung) wider Erwarten äußerst ansprechend, bei den Drehbuchvorgaben sind allerdings Defizite festzumachen, wobei mich derlei Vorkommnisse wie weglaufende Kinder in der Dunkelheit in ihrem Klischee-Potenzial nicht störten, weil sie - wie die vorkommenden Horrorgestalten - nie zum Zentrum der Aufmerksamkeit gemacht werden, sondern nur eine beiläufige Randerscheinung darbieten.
An den Dialogen habe ich übrigens überhaupt nichts auszusetzen gehabt - weder "Sieh mal, ich brenne", noch "Eine Mutter ist Gott in den Augen ihres Kindes" noch "Ich bin der Sensenmann" haben mich mit den Augen rollen lassen... ich meine, wie creepy ist das denn, diesen Satz ganz beiläufig aus dem Munde eines Kindes zu hören?
Es ist klar, dass beileibe nicht jeder etwas mit diesen Feinheiten anzufangen vermag - mein Kumpel saß neben mir und gähnte und guckte auf die Uhr, um mir am Ende zu sagen, wie unglaublich scheiße der Film war. Für mich war das alles ein Erlebnis im Subtilen, ganz weit weg von Kategorien wie fehlenden Schockeffekten, schwachem Drehbuch und kleineren konstruktionellen Mängeln. Einzig und alleine der Bean-Strang riß mich aus diesem Erlebnis heraus. Ohne den wäre wohl auch eine 9/10 drin gewesen. So reicht es für"
8/10