Caché
Ein komfortables und angenehmes Leben führt das Ehepaar Laurent mit ihrem gemeinsamen Sohn Pierrot, aber dieses wird schrittweise aufgelöst durch einen stillen Beobachter, welcher ihnen Videobänder von seinen Beobachtungen zukommen lässt.
Es scheint auf den ersten Blick unspektakulär und Michael Haneke nimmt sich genug Zeit, um langsam diesen Film aufzubauen und den Charakteren einen Wandel durchleben zu lassen. In diesem Film wird keine Effekthascherei betrieben und er setzt auch nicht auf bewährte Konzepte oder Muster, denn der Film ist dafür viel zu authentisch angelegt. Haneke inszeniert in einem gewohnt kühlen Stil und verwendet wie schon in „Funny Games“ Verfremdungseffekte wie einst Bertold Brecht in der Literatur. Doch dieses mal noch deutlich subtiler, was schon in den ersten Minuten des Films hervorgehoben wird. Haneke täuscht den Zuschauer mit zwei verschiedenen Ebenen, welche wechseln ohne dass er jedes Mal den Zuschauer darauf aufmerksam macht. Lange Einstellungen lassen die Bildkomposition ihre Wirkung entfalten und dem Zuschauer einige Details offenbaren, wenn der Zuschauer denn genau hinsieht. Denn alles in diesem Film und dieser Geschichte ist, wie der Titel schon verrät, verborgen. Nichts liegt auf der Hand und ist eindeutig. Im Nachhinein können viele Szenen des Films vollkommen anders interpretiert werden und sorgen für zahlreiche Diskussionen. Wer nach diesen Worten einen komplizierten Film erwartet, irrt, denn Haneke versteht dafür sein Fach viel zu gut, um nicht einfach nur Verwirrung zu erzeugen, sondern er kreierte eine ruhige und sehr beklemmende Geschichte mit Charakteren, welche den Schauspielern direkt auf den Leib geschrieben wurden.
Es war Michael Hanekes Wunsch mit Daniel Auteuil zu drehen, da Auteuil etwas Geheimnisvolles an sich habe wie einst Jean-Louis Trintignant. Dieses wird im Film deutlich spürbar und auch sein Charakter ist es, welcher für viele Themen des Films zentral ist.
Schuld, Sühne, Rache. Alle diese Begriffe sind zu sehr gefärbt von Definitionen und Interpretationen aus Literatur und Film und scheinen für diesen Film zu allgemein und gar banal. Denn die Deutung liegt im Auge des Betrachters, es liegt womöglich im gefährlichem Halbwissen, es liegt einfach verborgen...
Am Ende des Films fühlt sich vielleicht jemand vor dem Kopf gestoßen, ein anderer ist fasziniert, wieder ein anderer versucht die übersehenen Details aufzudecken und zu interpretieren. Ich muss gestehen, dass ich all diese Phasen irgendwie durchlebt habe. Ich schreibe „irgendwie“, weil ich meine Einschätzungen nicht ganz trauen kann. Ich weiß, dass ich einen faszinierenden Film gesehen habe, aber ich weiß auch, dass der Aufbau und die Erzählstruktur sehr viel Muße vom Zuschauer verlangt und die 114 Minuten wirken deutlich länger, aber dennoch bin ich nach dem Film um eine Erfahrung bereichert worden, wie gut diese Erfahrung ist, sollte jeder selbst überprüfen.
„Caché‘ ist angelegt wie eines der Gemälde von M. C. Escher, wo all die scheinbar verbundenen Wege und Treppen bei genauerem Hinsehen gar nicht verbunden sein können, eine räumliche Unmöglichkeit, die durch eine optische Täuschung zeitweilig außer Kraft gesetzt wird.“
Die Welt