Silent Hill – Willkommen in der Hölle
Die beste Videospielverfilmung, die es bislang gibt!
So, oder so ähnlich muss meine Kritik eingeleitet werden. Christoph Gans ist einer der ersten Regisseure, der Zeit und Liebe in einer Videospielverfilmung investierte und es hat sich gewissermaßen gelohnt. Dunkel und düster beginnt der Film mit einem Schrei aus der Ferne. Eine verzweifelte Mutter wacht auf und eilt, getrieben von der Angst, nach draußen, wo sie ihre Tochter, abwesend und in der Dunkelheit an einem Abhang stehend, auffindet. Dabei setzt der (mir so wohl bekannte) subtile Soundtrack ein und ein vermeintliches Tor zur Hölle öffnet sich. Meine Gänsehaut kannte keine Grenzen mehr. Ich war begeistert in den ersten Minuten dieses Films, als ich im Kino saß.
Noch viele weitere Sequenzen ließen mich meine Gänsehaut spüren, ob nun das erste Eintreten der Sirenen, oder die erste Begegnung mit der Pyramiden-Gestalt. Eine tolle Inszenierung, die mich dann immer wieder in den Bann gezogen hat. Das größte Lob erhält der Soundtrack der dazu am meisten beigetragen hat mir Gänsehaut zu garantieren.
Soweit bleibe ich bei der Aussage, dass Silent Hill die beste Videospielverfilmung ist. Währe da nicht ein kleiner Haken. Ich vergöttere die Spiele um Silent Hill (Teil 1-4). Eine Verfilmung meiner subtilsten Horrorerlebnisse hatte ich mir schon immer gewünscht, wusste aber auch, dass ich die Messlatte sehr hoch ansetzten würde.
Nun geschah es: Silent Hill wird verfilmt. Die erste Nachricht, die mich von diesem Projekt ereilte war, dass Harry Mason durch eine Frau namens Rose ersetzt wird. Seitdem stand ich dem Projekt sehr skeptisch gegenüber, war aber bereit Kompromisse einzugehen.
Zum Spiel:
Jeder der die Spiele spielte, hatte sicherlich eigene Eindrücke, Verbindungen oder Zugänge zu diesen Spielen. Mein Silent Hill bestach durch Einsamkeit, Leere, Dunkelheit, Panik, Vergangenem und Unbekanntem.
Als Charakter dieser Spiele war man
allein. Man hatte nichts. Die wenigen Personen die man getroffen hat waren mysteriös, nicht sehr vertrauenserweckend und wortkarg. Du selbst warst mysteriös und wortkarg.
Die Stadt war
leer. Eine Leere, die einem beunruhigte. Eine Leere die in vielen Gängen einher herrschte. Eine Spannung die aufgebaut wurde, indem die Kulisse mit ihrer Musikunter- malung sich veränderte und plötzlich doch nichts passiert. Die Monster sind Teil der Leere, die als Verbliebene einer unbekannten Vergangenheit angehörten.
Die Dunkelheit lässt dich ins Unbekannte gehen. Die Dunkelheit lässt dich Dinge nur hören, die dich in Panik versetzen.
Die Panik verstärkt sich durch Sirenen, der Übergang in einer Welt voller Rost und Blut. Die Musik trommelt heftiger: du fängst an zu rennen, obwohl nichts hinter dir ist, aber du hörst es. Die Einsamkeit verstärkt diese Panik, indem du dich hilflos und vergessen fühlst.
Silent Hill ist
Vergangenheit. Die Zeit spielt keine Rolle. Die Stadt ist alt, zerfallen, eine Ruine. Die Zeit aus der du kommst, ist irrelevant, du hast kein Handy, oder GPS. Du bedienst dich klassischer Mittel, wie einer Karte und einer Rohrstange.
Doch am meisten beeindruckte das Spiel durch das Unbekannte, das Rätselhafte, auf das es nicht auf alles eine Antwort gab, die wortkargen Dialoge, die M. Night Shyamalan nicht besser hätte hinbekommen können.
Zum Film:
Der Film hat lediglich die Stilmittel, wie Nebel, Kreaturen, Sirenen und den famosen Soundtrack (was ich sehr befürworte) kopiert. Aber was verloren gegangen ist, ist die Einsamkeit, denn allein die Szenen außerhalb von Silent Hill, riss dich als Zuschauer ebenfalls aus den Fängen von Silent Hill. Auch Cybil war ein zu großer Sympathisant, als dass Sharon wirklich alleine wäre.
Sharon selbst war nicht annähernd so mysteriös wie Harry Mason. Sie hat das größte Klische überhaupt in den Film eingebracht: Eine Frau die bei jeder Gefahr anfängt zu schreien. Ein Panikgefühl kam bei mir dann nicht mehr auf und von Subtilen sind wir dann auch Meilenweit entfernt. Ein Harry Mason wäre mir allemal lieber.
Die Dialoge waren von Seiten der Dorfbewohner wortkarg und mysteriös, besonders die Rolle von Dahlia hat mir gefallen. Doch es noch Spannender aufzuziehen hätten sich die „normalen“ Charaktere, wie Cybil und Harry(!) auch mysteriöser Verhalten können.
Die Zeitebene hat mir ebenfalls nicht so gut gefallen. Während das gesamte Spiel an die frühen 70er erinnert (Horrorgenre nicht Disco!), hat mich allein der Einsatz des Handys extrem gestört. Handys symbolisieren Moderne und vor allem Kommunikationsfähigkeit. Das ist etwas was die Einsamkeit, die ich so liebte nicht gerade unterstützt.
Letztendlich erschweren die gesamte versammelte Sekte die Einsamkeit und Leere. Die nahezu bilderbuchmäßige Erklärung des Mädchens inklusive Anschauungsmaterial zum Schluss läst kaum noch Platz für Interpretationen. Ein bisschen weniger Zaunpfahl tät’s vielleicht auch oder zumindest eine weniger offensichtliche Erklärung.
Der Schluss des Films gefiel mir bereits besser, der dann doch mögliche Interpretation zuließ.
Trotz der harten Worte hat mir der Film dennoch gefallen. Den Schritt zu wagen und den gesamten Soundtrack aus dem Spielen zu übernehmen und sich bei den Kreaturen und den Setting dicht am Original zu halten, beweist Ahnung von der Materie. Das der Film nun nicht meinen persönlichen Empfindungen entspricht liegt wohlmöglich daran, wie ich die Spiele für mich interpretiere. Denn Videospielverfilmungen ähneln sich doch sehr den Romanverfilmungen. Es gibt bestimmt Leute, die mit Peter Jacksons Design der Hobbits auch nicht zufrieden sind.
Für den starken Anfang und der tollen Atmosphäre, die leider nicht an die Subtilität und dem Mysterium der Spiele herankommt, aber durch den tollen Soundtrack und gutem Kreatur- und Umgebungsdesign seine stärken zeigt,
gebe ich den Film
6/10.
und ist trotzdem bis dato die beste Videospielverfilmung!